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0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

Titel: 0114 - Verschollen in der Jenseitswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihm sagen wollte, daß Hochmut vor dem Fall komme, vernahm er kaum.
    Hochaufgerichtet stand er vor dem Dämon und lächelte ihn an.
    Der zeigte als Schatten naturgemäß keine Regung, antwortete auch nicht, sondern griff einfach zu. Nicht mit den Händen, aber mit der Kraft der Magie.
    Zamorras Hemd zerriß, von unsichtbaren Kräften ergriffen. Ein häßliches, ratschendes Geräusch ertönte, dann ein leichtes, helles Knacken. Der Professor spürte einen harten Ruck.
    Die Kette!
    Sie war gerissen, und sein Amulett schwebte dem Schwarzen entgegen, der es ohne weiteres an sich nahm und ein hallendes Lachen ausstieß. Das erklang auf akustischem Wege und war für jeden der sechs Gefangenen hörbar.
    Du fühltest dich stark, Professor Zamorra? dröhnte es in seinem Gehirn und verstärkte den Eindruck des Spottes noch weiter. Dann werden wir dir eine Arbeit zuteilen, die deiner Stärke angemessen ist!
    Im nächsten Moment gab es den Dämon im siebeneckigen Gefangenenraum nicht mehr. Mit ihm war auch das Amulett verschwunden.
    Wie betäubt starrte Zamorra auf den Fußboden. In seinem Schädel rasten die Gedanken und kamen dabei zu keinem Ergebnis.
    ***
    Die violette Sonne versank als dunkler Glutball hinter den grünlich schillernden Bergen. Das war das Signal dafür, die Arbeit einzustellen und sich zu den Unterkünften zurückzubegeben.
    Automatenhaft bewegten sich nahezu hundert Menschen über die holperige Straße dem Dorf zu, der Ansammlung von flachen, grauen Gebäuden ohne Fenster und Türen. Sie boten den Anblick eines rötlichen, verstaubten Wurmes, der sich dahinschlängelte. Rote, verbrannte Haut schälte sich ab, von der harten UV-Strahlung der Sonne versengt, und kaum einer würde in dieser Nacht Schlaf finden. Nur wenige hatten sich an das höllische Klima gewöhnt, das fast jeden Menschen nach ein paar Wochen tötete.
    Ihre Gehirne waren fast leer. Sie hatten Kristalle aus dem Fels gebrochen bis zum Blackout. Kristalle, die die Schwarzen offenbar dringend benötigten. Diese schwarzen Schattenwesen, die von einigen der Menschen Dämonen genannt wurden.
    Lars Bengtsen, knapp fünfundzwanzig Jahre alt und aus Stockholm stammend, war einer der Kräftigsten unter den Sklaven. Ihn hatte es mit einigen anderen erwischt, als er eine Diskothek verließ. Die anderen, ein Junge und drei Mädchen, waren längst tot. Mit einer Art Raumschiff, wie Lars es hatte rekonstruieren können, waren sie hierhergebracht worden, und seitdem schuftete er für die Unheimlichen. Brach täglich blaue Kristalle aus den Felsen, ohne einen Sinn darin zu sehen.
    Das Raumschiff ließ ihn nicht mehr los. Der Gedanke daran faszinierte ihn und ließ ihn zuweilen die harte, bösartige Umgebung vergessen, in der er sich befand. Es mußte ein Raumschiff sein, überlegte er immer wieder, obwohl er es nie richtig gesehen hatte. Mehrmals noch war es im Camp erschienen, hatte jedes mal neue menschliche Fracht ausgespien. Und immer hatte es unter einem irisierenden, schwarzen Schleier gelegen, der keine exakten Rückschlüsse auf sein Aussehen zuließ.
    In den Nächten, in denen er kaum Schlaf fand, schmiedete Lars Bengtsen Pläne, die sich immer wieder als undurchführbar erwiesen. Er wollte nicht in diesem Arbeitslager als Sklave zugrunde gehen. Er besaß einen ausgeprägten Überlebenstrieb. Er wollte fliehen.
    Mit dem Raumschiff!
    Und heute war er Zeuge eines Ereignisses geworden, das ihn neue Hoffnung schöpfen ließ. Er hatte dicht dabeigestanden, als Pjotr Transkij den Kristall nach dem Schwarzen warf. Beide, Kristall und Schattenwesen, waren zu einer kleinen Sonne geworden, die ihre gleißenden Energien rasend schnell verstrahlte, um dann nichts zurückzulassen, nicht einmal einen Radiumschatten auf dem Boden. Und der war eiskalt gewesen, als habe ihn niemals die glühende Sonne beschienen, geschweige denn eine Explosion über ihm stattgefunden. Geradeso als hätte diese Entladung sogar die Wärme aus dem Boden entzogen und sie mit verwertet.
    Er hatte auch den telepathischen Schrei gehört, der Pjotr als Mörder hinstellte. Demzufolge war der Schwarze nicht spurlos verschwunden, um irgendwo anders wieder aufzutauchen, sondern war in dem Moment gestorben, als der Kristall ihn traf.
    Jetzt wußte der blonde Schwede mit der scharfen Hakennase und dem schmallippigen Mund, warum die Schwarzen Menschen als Arbeitssklaven benötigten und den Kristallabbau nicht selber vomahmen. Eine Berührung war tödlich. Nur löste diese Erkenntnis das Rätsel

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