0114 - Verschollen in der Jenseitswelt
mit der strampelnden Nicole auf den Pool zu. »Hilfe - Kidnapping«, schrie das Mädchen in gespieltem Entsetzen, dann verschwand Zamorra mit einem gewaltigen Sprung und seiner süßen Last im Wasser.
***
Pjotr Transkij sah Silva sterben, und er war nicht in der Lage, etwas für sie zu tun.
Seit zwei Tagen schon schleppte sich die Frau nur noch mit halber Kraft herum. Dennoch wurde sie jeden Morgen wieder von den Schatten an die Arbeit getrieben.
Pjotr und Silva hatten sich gut verstanden. Der Ukrainer hatte sich immer etwas um sie gekümmert. Er mochte sie, und jedesmal, wenn er sie die schweren Tragkörbe mit den Kristallen schleppen sah, flammten in ihm Zorn und Haß gegen die Schwarzen auf.
Jetzt war es mit ihr zu Ende. Sie konnte nicht mehr. Kraftlos brach sie mit dem schweren Korb zusammen. Die Kristalle, die im Sonnenlicht bläulich leuchteten, rollten heraus und verstreuten sich über den Boden.
Pjotrs Kopf flog herum, als er sie fallen hörte. »Silva«, stöhnte er auf.
Die Frau krümmte sich am Boden zusammen, schrie auf und lag dann still. Pjotr wußte in diesem Moment, daß sie sich nie mehr erheben würde. Sie war tot.
Grenzenlose Leere breitete sich in ihm aus. Silva war tot!
Drei Schwarze waren plötzlich da. Sie materialisierten einfach neben der Toten. Einer wandte sich dem Ukrainer zu.
Du da! Komm!
Grimmig ließ Transkij von seiner Arbeit ab.
Wilder Haß flammte in ihm auf und ließ ihn durchdrehen. An die magischen Peitschen dachte er nicht mehr, die in der Lage waren, ihm die Haut in Streifen vom Leib zu schälen. Was er tat, bemerkte er erst, als es zu spät war.
Da hatte er sich schon nach einem der Kristalle gebückt, die so hell im Licht der violetten Sonne strahlten. Fest umschloß seine Rechte das kantige Gebilde, riß es vom Boden hoch und warf es! Wie ein Geschoß raste der Kristall auf den Schwarzen zu, der die Anweisung gegeben hatte und nicht mehr ausweichen konnte. In Kopfhöhe erwischte ihn das Wurfgeschoß.
Da glaubte Pjotr, die Welt untergehen zu sehen.
Aufschreiend schloß er die Augen und war trotzdem sicher, fürs Leben geblendet zu sein. Unerträglich war die Helligkeit, die schmerzhaft in seinen Augen biß und das Wasser aus den Tränendrüsen hervorschießen ließ. Da nützte es auch nichts mehr, daß er die Hände schützend vor die Augen riß.
Ein schriller Pfeifton drang an sein Ohr und ließ ihn fast wahnsinnig werden. Auch die anderen Sklaven wurden aufmerksam und ließen die Arbeit liegen und stehen, um das Geschehen zu beobachten.
Als der Ton abriß, glaubte Pjotr immer noch, in einer kleinen Sonne zu stehen, weil er nur noch Helligkeit sah.
Mörder! gellte es in seinen Gedanken auf, und dieser Ausruf kam von den Schwarzen.
Einen hatte er umgebracht!
Er sah immer noch nichts, ließ sich aber instinktiv zu Boden fallen.
Trotzdem erwischte es ihn.
Greller Schmerz hüllte ihn ein. Der sengende Blitzstrahl erfaßte ihn und ließ seinen Körper in Flammen aufgehen. Sein letzter Gedanke galt der toten Silva und der Tatsache, daß er einen der unbarmherzigen Sklavenhalter getötet hatte. Mit einem dieser blauen Kristalle!
Dann war auch für Pjotr Transkij alles vorbei.
Doch der Keim des Widerstandes war gelegt.
***
Nicole Duval trug keinen Bikini mehr, aber einen silbrig fluoreszierenden Hosenanzug und machte sich als Dekoration auf dem Beifahrersitz des Citroën 2400 GTi recht malerisch. Im Fond saß Bill Fleming und zeigte nicht das mindeste Interesse an der Landschaft, durch die Zamorra den großen Wagen lenkte. Flach und windschnittig, erreichte der Wagen auf französischen Straßen eine enorme Geschwindigkeit. Kurz blendete in Zamorra die Erinnerung auf. Damals hatte er ebenfalls einen gemieteten CX 2400 gefahren, eines der schnellsten und spritzigsten Fahrzeuge, die Citroën konstruierte.
Fleming hatte vorgeschlagen, per Flugzeug nach Amsterdam zu reisen und von dort aus mit dem Auto an ihr Ziel vorzustoßen. Zamorra hatte anders entschieden.
»Wir fahren direkt mit dem Wagen«, hatte er bestimmt. »Dadurch verlieren wir einen Tag, haben Gelegenheit, uns während der Fahrt einen Schlachtplan auszutüfteln, und haben in Amstelveen keine Probleme, einen Mietwagen zu bekommen. Daß wir damals den großen CX bekamen, war Zufall und der Wagen das einzige Fahrzeug dieser Klasse, welches der Verleiher besaß. Wenn der Wagen gerade unterwegs ist, stehen wir da, und auf etwas Fahrkomfort möchte ich doch nicht verzichten.«
Darauf hatte Nicole
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