0116 - Der Traum-Dämon
Höhlenboden bedeckte. Ein rötliches Leuchten ging davon aus. Nervenfäden wuchsen aus diesem Leib. Nervenfäden, die ihn mit ihr verbanden!
Sie waren mit ihrer Haut verwachsen! An ihrer Stirn, ihren Schultern, ihrem Bauch. Überall waren die zähen, klebrigen Fäden!
Ekel würgte sie.
Nur mühsam unterdrückte Jane Collins den Schrei, der in ihrer Kehle aufgestiegen war.
Sie sah ein, daß ihr das nichts half. Sie mußte nachdenken, ganz ruhig, ganz logisch. Nur das brachte jetzt etwas. Wenn sie durchdrehte, war alles verloren.
Der Wurm bewegte sich, ringelte sich und sonderte übelriechenden Schleim ab.
Aber ihr drohte keine Gefahr.
Jane Collins hörte ein schwaches, kaum wahrnehmbares Wimmern. Hinter ihr war es laut geworden.
Wieder wand sie sich in den klebrigen Fesseln. Diesmal kam sie schon besser damit zurecht.
Als sie endlich auf die linke Seite zu liegen kam, sah sie die anderen.
Eine uralte Frau. Sie bestand fast nur noch aus Haut und Knochen. Strähnig fielen ihr halblange, blonde Haare ins ausgemergelte Gesicht, in dem nur noch die großen Augen davon zeugten, daß sie lebte. Sie glühten in einem irrsinnigen Feuer.
Hastig und pfeifend atmete sie. Der zahnlose, schmallippige Mund bewegte sich unablässig.
Neben der alten Frau lagen drei Männer. Sie schienen ohnmächtig zu sein. Keiner von ihnen mochte älter als 26 Jahre sein.
Die alte Frau und die Männer – auch sie waren alle mit dem Wurm verbunden.
Es fiel Jane unheimlich schwer, ruhig zu bleiben. Das Grauen, das in ihr wütete, war kaum einzudämmen. Himmel, was für einem fürchterlichen Wesen war sie da bloß in die Hände gefallen?
Sie beantwortete sich die rhetorische Frage nicht.
Die alte Frau stieß ein krächzendes Lachen aus. »Ich beobachte dich schon eine ganze Weile, Jane Collins«, nuschelte sie unvermittelt. »Es tut… tut mir leid, daß du hier bist. Ich konnte es aber nicht verhindern.«
»Was verhindern?«
»Nun, daß er dich ebenfalls holt. Ja, ich hätte etwas tun müssen, irgend etwas. Jetzt bist du hier, und er wird dich genauso leersaugen wie mich. Und die Männer ebenfalls.«
Nervös leckte sich Jane über die Lippen, bevor sie ihre nächsten Fragen stellte. »Wer sind Sie? Und wo sind wir hier?«
»Ich bin, nein, ich war Laureen Fuller. Ja, Laureen Fuller. Ich war jung und hübsch wie du. Das, was du jetzt vor dir siehst, hat er aus mir gemacht. Innerhalb weniger Stunden.«
»Wer?«
»Zaandaar, der Traum-Dämon. Unser Meister. Wir sind in seinem Reich gefangen!«
Jetzt begriff sie. Jane biß sich auf die Lippe. Zu entsetzlich war das, was Laureen ihr da mitteilte. Zaandaar…
Unruhe und Angst verdichteten sich in ihr. Immer schwerer fiel es ihr, ihre Kaltblütigkeit zu bewahren.
Alles erschien ihr wie ein böser Alptraum. Die Kreatur, die sie angegriffen und überwältigt hatte. Der schwarze Blitz. Das Erwachen in dieser unheimlichen Umgebung. Dieser Zaandaar.
Sie holte tief Luft.
»Nun, wie fühlst du dich, Jane Collins?«
Unwillkürlich zuckte Jane zusammen. Sie wollte instinktiv hochfahren, aber die Fäden hielten sie am Boden. Sie begannen, leicht zu pulsieren. Ein widerliches Gefühl.
»Du brauchst dich nicht aufzuregen. Alles ist gut. Wie du bereits von Laureen gehört hast, befindest du dich in meinem Reich. In einem Reich, das sich von Sekunde zu Sekunde ausdehnt, wächst…« Ein süffisantes Lachen ertönte. »Dich dürfte interessieren, was ich mit dir und deinen Schicksalsgefährten vorhabe. Ich will es dir verraten, liebste Jane Collins. Ich bin Zaandaar, der Traum-Dämon. Zaandaar, der letzte Überlebende einer einstmals großen Rasse. Meister der realen Träume!«
»Die Kreatur, die mich angegriffen hat…«
»War lediglich eines meiner Traumgeschöpfe. Eine Projektion. Ganz recht«, vervollkommnete Zaandaar genüßlich. »Eine neue Welt umgibt mich, eine interessante Welt für mich, der ich dazu verflucht war, Jahrzehnte zu verschlafen. Entsprechend große Pläne habe ich. Du, Jane Collins, bist ein winziger Bestandteil dieser Pläne.«
»Das ist ziemlich vage, Zaandaar«, versetzte Jane kühl, scheinbar unbeeindruckt, obwohl ihr Herz so laut schlug, daß sie befürchten mußte, er könnte es hören. »Warum ausgerechnet ich?«
»Oho, du bist mutiger, als ich dachte. Aber es wird dir nichts nützen. Du bist mein Köder. Ein sehr hübscher und deshalb wertvoller Köder. Um deine Frage zu beantworten: Ich werde mit deiner und deiner Schicksalsgefährten Lebensenergie Träume
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