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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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aufzufressen. Seine Freunde zeterten und schrien. Dann verstummten sie.
    Schlagartig.
    Für Sekunden wirbelten und wogten die Klauen und Arme nicht mehr so dicht um Mortimer herum, er konnte sehen, was mit ihm geschah: Rasend schnell und zielstrebig rissen ihn die Klauen auf das lebende Haus zu. In der grauen Fassade hatte sich ein gigantisches Maul gebildet. Weit klaffte es offen, weit wie der Höllenschlund. Geifer brodelte auf einer monströsen Zunge, die hektisch vorund zurückzuckte.
    Eine fürchterliche Stimme war zu hören. Sie lachte grell und spöttisch und triumphierend.
    »Hilfe!« kreischte Mortimer Whealy.
    Niemand hörte ihn.
    Und dann kam Finsternis!
    Das riesige Maul schloß sich hinter ihm. Der Griff der Klauen löste sich. Mortimer klatschte in den Geifer, tauchte unter. Bitter stieg ihm die schäumende Flüssigkeit in den Mund, den er noch immer zum Schrei geöffnet hatte.
    Er strampelte mit Händen und Füßen.
    Irgendwann kam er wieder an die Oberfläche. Bestialische Angst hatte sein normales Denken ausgeschaltet. Wie in Trance versuchte er, sich an der Oberfläche der beißenden Flüssigkeit zu halten.
    Überleben…!
    Irgendwie überleben!
    Der ekelerregende Gestank, der bleiern über ihm lastete, brachte ihn fast um. Brechreiz würgte ihn. Immer wieder schwappte ihm die Flüssigkeit ins Gesicht.
    Wo war er nur hingeraten?
    Nach Atem ringend paddelte Mortimer Whealy. Er kämpfte um sein Leben, obwohl er die Situation nicht begriff.
    Konnte es denn geben, was es nicht geben durfte?
    Tränen brannten in seinen Augen. Seinen Herzschlag hörte er in seinem Schädel pochen. Wie gewaltige Gongschläge.
    Seine Kräfte erlahmten rasch.
    In der Düsternis unter sich spürte er gleitende Bewegungen. Die Zunge – sie bewegte sich. Wie eine Schlange…
    Mortimer wollte sich herumwerfen.
    Da stellte er fest, daß das unmöglich war. Sein Körper hatte sich aufgelöst. Er hatte keinen Körper mehr!
    Mit dieser Erkenntnis verging Mortimer Whealys Bewußtsein!
    ***
    Ich stieß die Luft aus meinen Lungen und drückte die Tür auf. Tür war eigentlich ein unpassendes Wort für dieses protzige Ding.
    Portal paßte da wirklich besser.
    Im Laufen hatte ich die Beretta gezogen.
    Mein Bedarf an unliebsamen Überraschungen war vorübergehend gedeckt. Ich ging auf Sicherheit.
    Sanft wie ein Frühlingswölkchen schwang das Portal zurück.
    Nichts geschah.
    Auch hier: Keine Spur von Charles M. Wyndboghs Leiche. Nicht einmal Blutspuren.
    Ob Mrs. Wyndbogh ihre Finger im Spiel hatte?
    Ich glaubte es nicht. Welchen Grund konnte sie haben, den Leichnam ihres Mannes verschwinden zu lassen?
    Entschlossen trat ich über das Mosaik, das anstelle einer Schwelle in den Boden eingelassen war.
    »Äh, Sir – was – was soll ich…«, stotterte Wheelen hinter mir.
    »Sie bleiben hier!«
    Vor mir dehnte sich eine gewaltige Halle aus. Marmorboden.
    Überall Antiquitäten. An den Wänden Ölgemälde in protzigen Goldrahmen. Die Decke bestand aus dunkel gebeizten Balken.
    Ein unangenehmes Zwielicht herrschte. Und dazu war es so still, daß man eine Nadel hätte fallen hören.
    Ich sah mich um. Die Beretta in meiner Rechten beschrieb den Bogen mit.
    Nichts.
    »Mrs. Wyndbogh!« rief ich.
    Alles blieb still.
    Vorsichtig ging ich weiter.
    Ich erreichte die Treppe, die in einem schwungvollen Bogen in die oberen Stockwerke emporführte. Das Geländer war mit prachtvollem Schnitzwerk verziert und wurmstichig.
    Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah hinauf. Im ersten Stock gab es eine Galerie.
    Die Lichtverhältnisse waren wirklich miserabel. Geradezu ideal für einen Hinterhalt. Aber wer sollte mir hier auflauern?
    Mr. Wyndbogh?
    Der war wahrscheinlich tot.
    Ich nahm die Treppe in Angriff.
    Da hörte ich den Schrei!
    Grell, in höchster Todesnot war er ausgestoßen worden! Wie ein Wahnsinnsfanal zitterte er in der muffigen Luft und brach abrupt ab.
    Ein dumpfer Schlag folgte. Poltern. Ein unterdrücktes Gurgeln und Röcheln.
    Und ein fürchterliches Lachen!
    Es ließ mir schier das Blut in den Adern gefrieren!
    Aber darauf nahm ich keine Rücksicht. Als wären tausend Höllengeister hinter mir her, hetzte ich die Treppe hinauf. Immer zwei Stufen auf einmal nahm ich. Trotzdem vergaß ich nicht aufzupassen. Ich verspürte absolut keine Lust, mit fliegenden Fahnen ins Messer meines unsichtbaren Gegners zu rennen.
    Das Ende der Treppe.
    Links und rechts führte die Galerie um die Halle. Direkt vor mir stach ein etwas breiterer, stockdunkler

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