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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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realisieren. Du wirst es erleben. Sozusagen hautnah wirst du dabeisein, wenn ich meine Vorhaben in die Wirklichkeit umsetze!«
    »John Sinclair…«, keuchte Laureen Fuller mit plötzlich kräftiger Stimme. »Er will Sinclair und Suko in eine Falle locken. Er weiß, daß sie seine ärgsten Feinde sind. Asmodina hat es ihm gesagt. Ich – ich konnte seine Gedanken lesen …«
    »Still!«
    »Du kannst mir keine Angst mehr einjagen, Zaandaar! Jetzt nicht mehr. Du willst John Sinclair und seinen Partner in eine Falle locken. Und dann – dann willst du ganz London überne -«
    »Schweig! Elende!«
    Wie elektrisiert bäumte sich Laureen auf. Schreiend wand sie sich in den zuckenden, schleimabsondernden Nervenfäden des Dämons. Dann fiel sie schlaff in sich zusammen.
    »Sie ist nicht tot, noch nicht. Ich kann sie noch gebrauchen«, erläuterte Zaandaar ungerührt. »Aber es macht dir hoffentlich klar, daß ich weder Ungehorsam noch eine andere Art von Auflehnung ungestraft lasse! Ihr werdet sterben – alle! Ich komme euch jedoch entgegen: Ihr selbst könnt bestimmen, wie! Auf angenehme, kaum merkliche Art und Weise – oder aber grausam und qualvoll. Und nun entschuldige mich, Jane Collins. Dein John Sinclair hat es verdient, daß ich ihm meine volle Aufmerksamkeit widme!«
    Das Putschen der Wassertropfen war wieder zu hören.
    Jane zitterte am ganzen Körper. Ihre Gedanken überschlugen sich. Fieberhaft suchten sie nach einem Ausweg aus dieser gräßlichen Situation, einer Möglichkeit, John und Suko zu warnen oder ihnen zu helfen.
    Laureen bewegte sich wieder. Heiser war ihre Stimme, als sie flüsterte: »Aussichtslos, Jane. Völlig aussichtslos. Nicht zu lange warten. Er stiehlt dir die Lebensenergie. Damit manifestiert er seine Höllenträume. Nicht zu lange warten, sonst ist es zu spät… zu spät.«
    Wieder durchlief Laureen ein Schlag, doch dieses Mal schrie sie nicht.
    Sie kippte nur zurück und blieb still liegen.
    »Hör nicht auf ihr Geschwätz, Jane«, rollte die düstere Stimme des Dämons durch die Höhlenkrypta. »Du hast keine Chance. Du stehst unter meiner Kontrolle, obwohl du es nicht merkst, noch nicht. Meine Nervenfäden halten dich, und keiner deiner Gedanken bleibt vor mir verborgen.«
    Zaandaars hämisches Lachen hallte in Janes Ohren. Mühsam wälzte sie sich auf die andere Seite. In ihren Augen standen Tränen.
    Tränen der Wut und der Hilflosigkeit.
    ***
    Mir brummte der Schädel, und auf meiner Zunge lag ein widerwärtiger, galliger Geschmack.
    Zaandaar schälte sich aus der Dunkelheit.
    Er war es, instinktiv wußte ich es. Die Zeit des Versteckspielens war vorbei. Die Entwicklung war in ein entscheidendes Stadium getreten, leider nicht zu meinen Gunsten.
    Er lachte spöttisch und trat vor.
    Das Tosen der Naturgewalten verstummte. Von irgendwoher fiel rötliches Licht ein – und umhüllte seinen Körper.
    Ich lag da wie gelähmt.
    Er bot keinen angenehmen Anblick, obwohl er im Grunde genommen wie ein Mensch aussah. Groß, schlank, mit breiten Schultern. Sportlich gestählt. Nur der Schädel, der auf diesen Schultern saß, der war nicht menschlich. Nicht einmal annähernd.
    Es war überhaupt kein Schädel, sondern ein wimmelndes Etwas!
    Würmer!
    Hunderte von Würmern – große, kleine, finger- und armdicke – wuchsen aus dem Rumpf und wimmelten und wogten zitternd und tastend in meine Richtung. Einige sonderten eine schleimige Flüssigkeit ab, die über das makellos weiße Hemd rann..
    Unwillkürlich schluckte ich. Aber dann hatte ich mich wieder unter Kontrolle. Sogar der dumpfe Schmerz in meiner Brust verebbte.
    Und auch das Brennen in meinem Gesicht. Kristallklar sah ich die Situation.
    Für mich sah es nicht sonderlich gut aus.
    Ich hielt zwar meine Beretta in der Rechten, aber mir war klar, daß ich gegen diesen Gegner mit Kugeln nichts ausrichten konnte.
    Er war – ebenso wie die Ratten und Wyndbogh – eine Projektion, ein Spuk. Allerdings ein verdammt tödlicher.
    Nein, ich würde nicht versuchen, den Helden zu spielen.
    Momentan hatte es keinen Sinn.
    Also bluffen.
    Er musterte mich, taxierte mich aus tausend Augen heraus.
    Augen, die in Wurmkörpern saßen…
    Er genoß die Situation, denn er wußte, daß er sich meiner ziemlich sicher sein konnte.
    »Nun?« versuchte ich, ein Gespräch in Schwung zu bringen. Der Dämon war überheblich. Vielleicht konnte ich ihn provozieren, ihn reizen. Wer wütend ist, macht Fehler.
    Außerdem ahnte ich, daß er noch etwas anbringen wollte.

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