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0116 - König der Vampire

0116 - König der Vampire

Titel: 0116 - König der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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direkt vor ihm gelandet war. Auf ihm saßen zwei Männer, die in weite, wallende Umhänge gehüllt waren. Darunter schimmerte der Stahl von Brustharnischen. Zamorra war sicher, daß die Ausrüstung der beiden sich nicht auf Harnische beschränkte, sondern daß sie auch noch gut mit Dolchen oder kurzen Schwertern bestückt waren.
    Die beiden Männer, die im Schneidersitz auf dem fliegenden Teppich gehockt hatten, erhoben sich jetzt. Einer blieb auf dem Teppich stehen, dessen Ränder sich kräuselten, als wolle er jeden Moment wieder von der breiten Straße abheben, der andere schritt auf Zamorra zu und blieb wenige Schritte vor ihm stehen. Die beiden Männer musterten sich.
    Zamorra sah ein durch und durch menschliches Gesicht. Dunkles, gewelltes Haar fiel bis auf die Schultern des Kriegers herab und umrahmte ein schmales, herbes Gesicht, in dem eine römische Adlernase dominierte, auf die Julius Caesar hätte stolz sein können. Ein schmaler, dünnlippiger Mund über einem ausgeprägten Kinn wurde von einem an den Enden hochgezwirbelten Schnurrbart verziert. Unter der hohen Stirn mit buschigen Brauen funkelten schwarze, lustige Augen.
    Der Krieger hob die Hand.
    »Mögen die glücklichen Tage deines Lebens so zahlreich sein wie die Kiesel im Bach«, begrüßte er ihn. »Wir sahen deinen Schatten dir vorauseilen und erkannten es als höchst ungewöhnlich, daß du allein reisest und dazu noch in fremdem Gewände. Von wo kommst du, wenn’s zu fragen erlaubt ist?«
    Zamorra lächelte.
    »Von dort komme ich, Bruder Eisenarm«, murmelte er und deutete in die Richtung, aus der er gekommen war und in der die Straße am Horizont in unendlichen Femen verschwand. »Unerreichbar weit entfernt ist meine Heimat, daher mein eigenartiges Aussehen. Mir wurde ge weissagt, daß ich in dieser Stadt den Schlüssel zur Heimkehr finde, daher nahte ich mich in der Hoffnung, freundliche Aufnahme zu finden. Ich bin Zamorra.«
    Während er sprach, rasten seine Gedanken. Er sprach und verstand die Sprache der anderen fließend, als sei er mit ihr aufgewachsen. Und das, obwohl er sie nie zuvor gehört hatte! Nun war er zwar als Sprachgenie bekannt, aber das hier überstieg alles Faßbare. Woher hatte er sie gelernt?
    Einladend streckte der Krieger den Arm aus und deutete auf den fliegenden Teppich mit seinem Gefährten darauf. »Ich bin Carmor, der Mächtige. Jener Wicht dort schimpft sich der Tapfere Vrid, doch weiß jeder in der Stadt, wie es um seine Tapferkeit bestellt ist. Kürzlich nahm er vor einem Schwein Reißaus…«
    »He, Lügenbold!« spektakelte der Tapfere Vrid. »Was erzählst du über mich? Vergiß nicht zu erwähnen, daß du mich zuvor trunken machtest! Da ist es keine Schande, einem nüchternen Schwein zu weichen…«
    Zamorra lachte und folgte der Einladung. Als er auf den Teppich trat, fühlte er durch die Schuhsohlen ein eigenartiges Kribbeln.
    »Sag, Zamorra, mit welchem Beinamen bedachte man dich?« fragte Carmor, der Mächtige, während sie sich niederließen. Carmor machte ein paar rasche Handbewegungen, winzige Fünkchen sprühten zwischen seinen Fingern auf, und der Teppich hob sanft ab, um dann in einer Höhe von drei Metern mit mäßiger Geschwindigkeit auf das Stadttor zuzugleiten.
    Zamorra überlegte nicht lange.
    »Den Sucher nennt man mich«, erklärte er spontan. »Stets bin ich auf der Suche nach neuen Erkenntnissen - und nach dem Schlüssel zur Rückkehr in meine Welt.«
    »Deine Welt…« wiederholte Carmor leise. »Es muß eine seltsame Welt sein… ich würde sie gern kennenlernen. Wirst du sie mir zeigen, wenn ich dir bei deiner Suche helfe?«
    Überrascht sah Zamorra den Krieger an.
    ***
    »Du bist fremd in der Stadt, ich sehe es«, sagte die alte Frau und präsentierte bei ihrem Lächeln ein prachtvolles Gebiß, das Bill nicht erwartet hatte. »So mögen die Götter dich behüten auf deinen Wegen. Doch fragst du, wo du bist - bist du dem Tranke erlegen in der Nacht, so daß du nicht mehr weißt, wie du herkamst? Oder sagte man dir am Tor nicht, wo du dich befindest? Nun, so wisse: Dies ist die Stadt.«
    Bill zuckte die Schultern. »Die Stadt - schön, daß sie kein Dorf ist, sehe ich selbst. Hat sie keinen Namen?«
    Da sprang ihm Verwunderung aus ihren schwarzen Augen entgegen. »Einen Namen? Warum denn, denn es gibt doch nur die Stadt!«
    Das kam Bill seltsam vor. »Keine andere? Nur diese eine Stadt?«
    Jetzt wurde die Alte mit den Prachtzähnen doch mißtrauisch. »Woher kommst du, daß du das nicht

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