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0116 - König der Vampire

0116 - König der Vampire

Titel: 0116 - König der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weißt?«
    Fast hätte Bill den Namen seiner Heimatstadt genannt. Im letzten Moment biß er sich noch auf die Zähne und sagte: »Aus einem sehr fernen Land, von dem ihr hier bestimmt noch weniger gehört habt als ich von eurem weiß!«
    »Du kommst aus einer anderen Welt«, erklärte die Alte. »So sieh dich vor, daß Camoran dich nicht seiner Raritätensammlung einverleibt.«
    Damit glaubte sie genug gesagt zu haben und ließ Bill einfach stehen.
    Der Historiker lief ihr nicht nach. Etwas ratlos blieb er stehen und sah sich um. Menschen - Männer und Frauen ringsumher. Alle waren bunt und farbenprächtig gekleidet und in die fantastischsten Textilien gehüllt. Lautes Stimmengewirr drang an sein Ohr, direkt in seiner Nähe schrie ein Händler und pries lautstark seine Ware an. Ringsum waren Verkaufsstände aufgebaut. Es mußte sich um einen Bazar nach orientalischem Vorbilde handeln.
    Bill trat näher. Der Händler erspähte ihn und winkte ihn heftig gestikulierend näher. »Kommt, hoher Herr, Ihr werdet unter meinen erlesenen Kostbarkeiten bestimmt finden, was Ihr gebrauchen könnt. Seht sie euch an, meine Ware. Geschmeide aus…« Er begann die einzelnen Artikel anzupreisen wie das Gelbe vom Ei und wies ständig darauf hin, daß er im Gegensatz zu den anderen Händlern nicht die Absicht habe, den hohen Herrn übers Ohr zu hauen.
    Bill sah sich um. Sein Blick wanderte über die Auslagen. Ein weiter Umhang aus in der Sonne glitzerndem Stoff fiel ihm auf, und er beschloß, festzustellen, ob die Händler hier auf US-Dollars geeicht waren. »Das hier interessiert mich«, sagte er und zerrte den Mantel aus der Menge der übrigen Textilien hervor.
    »Oh«, begann der Händler zu schmeicheln, »Euer Scharfblick, hoher Herr, ist geradezu unerhört. Ihr seht den schönsten Mantel vor Euch, den Yashi, die Blinde, jemals wob! Seht die schillernde Farbenpracht, fühlt die Weichheit des Stoffes, der Euch umfließen wird wie…«
    Bill schnipste mit Daumen und Mittelfinger. »Der Preis«, sagte er.
    Entgeistert sah ihn der Händler an. »Diese Bewegung, hoher Herr - was war das?«
    Bill lächelte. »Ein Fingerschnipsen«, erklärte er.
    »Könnt Ihr sie wiederholen? Sie ist gut, ich möchte sie erlernen.«
    Bill witterte eine Chance. »Erst unterhalten wir uns über den Preis des Mantels.«
    »Nun«, wand sich der Händler. »Ich will nicht unbescheiden sein, hoher Herr, und weil Ihr es seid, nun, aber fünfzig kupferne Scheiben müßte ich verlangen und verdiene nichts daran!«
    »Zwanzig!« sagte Bill eiskalt.
    Der Händler begann zu wimmern. »Ihr ruiniert mich, oh Herr. Bedenkt, daß ich sieben kleine Kinderlein und drei Frauen ernähren muß«, und mit den Händen deutete er die Größe seiner sieben kleinen Kinderlein nacheinander an.
    Bill grinste innerlich, zeigte sein Grinsen aber nicht. Er griff in die Gesäßtasche und holte seinen Geldbeutel hervor.
    »Ich habe etwas Besseres als kupferne Scheiben«, behauptete er. Er griff nach einer Dollarmünze und hielt sie dem Händler entgegen. »Ein Silberstück, und mit einer seltenen Prägung, wie es sie nur in meiner fernen Heimat gibt!«
    Die Augen des Händlers begannen gierig zu funkeln. »Habt Ihr mehr davon, Herr?«
    Bill nickte. »Ja, aber diese Münzen sind ungeheuer wertvoll, doch Euer geschulter Blick hat dies sicher erkannt.« Er sah sich wieder unter den Waren um. »Dort, das Schwert. Ich zahle dafür zwei dieser Silberstücke. Für den Mantel ein drittes, und dazu das Geheimnis des Fingerschnipsens.«
    Der Händler zögerte. Bill konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn tickte. Dann schielte der Dunkeläugige auf den Dollar und hob zögernd eine Hand mit vier ausgestreckten Fingern.
    »Okay«, brummte Bill und zählte ihm vier Dollarmünzen in die Hand.
    »Ihr werdet es nicht bereuen, bei mir gekauft zu haben, Edler«, spektakelte der Händler, strich die Münzen ein und beeilte sich, Bill das Schwert umzugürten und ihm den Mantel über die Schultern zu legen. »Mögen die glücklichen Tage eures Lebens so zahlreich sein wie die Vögel im Maisfeld!« Dabei grinste er unverschämt von einem Ohr zum anderen und war der Ansicht, Bill gehörig übers Ohr gehauen zu haben.
    Bill schlenderte weiter. Er hörte den Händler schon wieder spektakeln und die Münzen anpreisen wie das achte Weltwunder.
    Seine Gedanken gerieten langsam wieder in geordnete Bahnen. In was für eine orientalisch-bunte Welt war er hier geraten, und - was viel wichtiger war - wie kam er wieder

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