0116 - König der Vampire
in Bewegung, hetzte die geschwungene Marmortreppe hinab und sprang aus halber Höhe ab. Federnd kam er auf, hielt das Zauberschwert immer noch in der Rechten und jagte jetzt auf die Kämpfenden zu.
Kruls Hand hatte sich in das Amulett verkrallt. Zamorra sah, wie aus den Fingern des Albinos lange Dornen gewachsen waren, die sich in das Silber bohrten und verhakten. Camoran hatte keine Chance mehr, seine Zauberscheibe zu behalten.
Sein klagender Schrei hallte über den Hof.
»Zamorra, suchender Bruder - hilf mir…«
Kruls triumphierendes Lachen übertönte ihn. »Es hilft dir nichts mehr, das Amulett ist mein! Warte, jetzt wirst du sterben…«
»Das hast du schon mehrmals behauptet«, keuchte Zamorra und hieb mit dem Schwert nach Krul. Doch die Klinge prallte federnd vom Körper des Albinos ab.
Mit einem Ruck löste Krul sich jetzt von Camoran. Er hielt das Amulett hoch über dem Kopf.
Im gleichen Moment ging mit Camoran eine erschreckende Veränderung vor. Es schien, als sei das Schicksal des Unsterblichen untrennbar mit dem Besitz des Amulettes verknüpft. In jenem Augenblick, in dem sich seine Finger endgültig von der Silberscheibe lösten, begann er zu taumeln. Fassungsloses Entsetzen stand in seinem Gesicht, das plötzlich einfiel und innerhalb von Sekunden nur noch Haut und Knochen war. Die Haut bleichte aus, das volle, dunkle Haar fiel büschelweise aus. Ein rapider Alterungsprozeß setzte ein. Camoran sank zitternd und kraftlos zu Boden. Eine knöcherne Hand streckte sich dem Parapsychologen entgegen.
»Bruder… hilf mir doch… ich sterbe…«
Dann fiel er endgültig in den Sand. In Sekundenschnelle begann sein Körper sich zu zersetzen, zerfiel zu Staub. Der unsterbliche Camoran hatte sein Ende gefunden.
Entsetzt hatte Zamorra dem Geschehen zugesehen. Jetzt erst wandte er sich wieder Krul zu.
Der Albino hatte den Teppich betreten und befand sich bereits in zwei Metern Höhe. Immer noch hielt er das Amulett hoch über dem Kopf.
»Sieh, Zamorra!« kreischte er. »Sieh das Amulett, deine letzte Chance! Ich werde es jetzt endgültig zerstören! Und dann - stirbst du wie Camoran…«
»Abwarten!« knurrte Zamorra finster.
Das war der Moment, in dem das höllische Lachen eines Dämons über den Palast hallte.
Astaroth war gekommen…
***
Jäh begriff Zamorra, daß er sich hatte täuschen lassen. Daß alles ganz anders war, als er bisher gedacht hatte. Ogo Krul und seine Duplikate waren unwichtig. Ein anderer zog die Fäden, einer, der Krul beherrschte und ihn als seinen willigen Diener einsetzte.
Der Himmel riß auf.
Zwei Augen erschienen. Riesige, lodernde Augen, aus denen das absolut Böse flammte. Der Dämon lachte meckemd.
»Glaubst du immer noch nicht, daß du sterben mußt, Zamorra?« hallte es aus dem Luftraum über dem Palast. »Du kennst mich, weißt, was du von mir zu erwarten hast. Ich habe mit dir gespielt, und du hast mir helle Freude bereitet…«
»Astaroth…« preßte Zamorra hervor. »Zeige dich, du heimtückische Bestie! Stell dich zum Kampf!«
Astaroth lachte höhnisch.
»Noch nicht, Professorchen, noch nicht! Sieh, was Krul tut!«
Zamorras Kopf flog herum, löste sich vom Anblick der frei am Himmel schwebenden Augen. Und er sah, wie Kruls Albinoaugen aufstrahlten, um den verhängnisvollen Doppelstrahl auszusenden, der das Amulett zerschmelzen würde - wie schon einmal…
Da flog Zamorras Linke hoch. Der Zeigefinger berührte den Kontakt. Der Professor schoß, ohne zu zielen, wußte, daß er nicht fehlen würde.
Abermals zuckte der gleißende Energiefinger aus der Trichtermündung der Pistole, tastete nach Krul und fraß sich in seinen Körper. Der Albino stieß einen gellenden Schrei aus. Ungläubig sah er an sich herunter, wo der tödliche Strahl bereits sein Vemichtungswerk begonnen hatte, den Körper Kruls einfach zerfetzte. Den kraftlos werdenden Fingern entglitt das Amulett, schlug hell klingend im Hof auf. Krul sank auf dem fliegenden Teppich zusammen.
»Du magst dich immer wieder gegen meine Waffen schützen«, stieß Zamorra hervor, »doch auch ich habe immer wieder eine Überraschung für dich parat!«
Dann gab es Ogo Krul nicht mehr. Nur noch ein Häufchen kristallenen Staubes auf dem fliegenden Teppich, der jetzt langsam zu Boden sank.
Zamorra spurtete los. Bückte sich, riß das Amulett vom Boden hoch. Im gleichen Moment, in dem er es berührte, schien eine Art Schock seinen Körper zu durchrasen. Zamorra spürte, wie seine Kräfte wuchsen, wie sich
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