0116 - König der Vampire
kommen«, sagte Camoran in diesem Moment laut. Er klatschte in die Hände.
Zwei Tänzerinnen in gewagter Kostümierung unterbrachen ihr Spiel jäh. Auf einen Wink des Herrschers trollten sie sich zur Seite.
»Der Sklavenmeister kommt«, sagte Carmor düster, der wohl mitverfolgt hatte, wen die beiden Sklaven ankündigten.
Hinter einem Brokatvorhang trat ein hagerer, kahlköpfiger Mann hervor, dessen Kleidung goldbestickt war. Ein paar diamantsplitterbesetzte Armreifen klirrten gegeneinander, als er die Hand hob. Sie hielt eine leichte Silberkette, an der er jemanden hinter sich herzôg.
Nicole!
Die Kette endete in einem Halsreif. Das Mädchen war in eine Art Bikini gekleidet, der so geschnitten war, daß er mehr zu enthüllen schien, als er verbergen sollte. Ihre Haut war mit einem Kosmetikum eingerieben worden und glänzte wie lackiert. Hochaufgerichtet, den Kopf stolz in den Nacken geworfen, folgte sie dem Sklavenmeister.
Den Abschluß bildete - Ogo Krul!
***
Zamorra sprang auf. Seine Hand flog zum Griff des Zauberschwertes. Schon wollte er es aus der Scheide ziehen, als sich neben ihm in einer geschmeidigen Bewegung Carmor erhob und die Hand auf seinen Arm legte.
»Noch nicht!« hauchte der Mächtige.
Im gleichen Moment hatte Nicole Zamorra entdeckt - die beiden Zamorras! Ein leiser Schrei entrang sich ihrer Kehle, und sie begann zu laufen. Es gab keinen Zweifel, daß sie erkannt hatte, wer von beiden echt war.
»Zamorra!«
Camoran wandte erstaunt den Kopf. »Sie kennt dich, Suchender Zamorra?« fragte er.
Der Sklavenmeister nickte an der Kette und stoppte Nicoles Lauf abrupt. Zamorras Lippen bildeten einen schmalen Strich. Er war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. Ogo Krul lachte zu ihm herüber. Es war ein häßliches, abstoßendes Lachen, wie es nur ein Dämon oder eine dämonische Kreatur zustandebringt.
»Oh, Unsterblicher Camoran, Herrscher über die Stadt und die Welt«, schrie Krul mit Jahrmarktsstimme, »sieh diese Sklavin, die zu erhaschen es mir heute gelang. Sie ist die schönste Frau dieses Erdkreises, gerade gut genug, dir zu Diensten zu sein. Was, oh Herrscher, zahlst du mir für dieses Stück auserlesener Schönheit?«
Jedes seiner Worte versetzte Zamorra einen Stich. Der Meister des übersinnlichen bebte vor Zorn, seine nervigen Hände schlossen und öffneten sich abwechselnd. »Ich bringe diesen Hund um«, flüsterte er in gerechtem Zorn.
»Warte«, wandte Carmor leise ein.
Camoran winkte. Der Sklavenmeister trat näher und zog Nicole hinter sich her. Das Mädchen sah abwechselnd Zamorra und den Herrscher an.
»Was verlangst du, Sklavenjäger?« fragte Camoran lächelnd. Es war dasselbe Lächeln, mit dem er den Hauptmann Tuskan zu zwanzig Peitschenhieben verurteilt hatte, ein Strafmaß, das, wenn der Scharfrichter brutal genug war, der Delinquent unmöglich überleben konnte Krul trat näher. Er streckte den Arm aus und deutete auf Zamorra.
»Ich verlange nicht viel«, sagte er und grinste höhnisch. »Nur den Kopf dieses Mannes!«
***
Fast eine Minute lang herrschte atemloses Schweigen in dem großen Saal. Fast fünfzig Menschen waren insgesamt anwesend - Adlige, Freie, Soldaten und Sklaven -, und doch vermochte man nicht das geringste Geräusch zu hören. Alle Blicke konzentrierten sich auf die kleine Gruppe um den Thronsessel.
Camoran hatte sich erhoben und stand dicht vor Krul und Nicole. Seine Blicke irrten immer wieder zu der Französin hin. Brennendes Verlangen stand in ihnen geschrieben. Camoran wollte diese Sklavin besitzen!
»Du weißt, was du da verlangst, Sklavenjäger?« fragte Camoran leise.
»Ich weiß es!« erwiderte Krul. »Seinen Kopf, seinen Tod. Denn er ist mein größter Feind, den zu vernichten ich mir geschworen habe.«
»Und mein Gast!« bellte Camoran. »Bezahle ich den Preis, breche ich die alten Gesetze.«
Ogo Krul zuckte die Achseln. »Du mußt es wissen, was die Sklavin dir wert ist, oh Herrscher. Ich lasse nicht mit mir handeln, diesmal nicht. Du bezahlst, oder die Sklavin bleibt mein.«
Camoran ballte die Hände. Erregt verfolgte Zamorra die Unterhaltung. Wie würde sich sein Doppelgänger entscheiden?
Der Tyrann atmete stoßweise. Eine Hand fuhr zu dem Amulett, das vor seiner Brust hing. »Du vergißt eine dritte Möglichkeit, Krul - ich nehme mir, was ich will, auch ohne dafür zu bezahlen!«
Meckerndes Lachen hallte durch den Saal. Ogo Krul trat ein paar Schritte zurück. »Das wirst du in diesem Fall nicht tun!« schrie er.
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