0117 - Die gestohlene Raumflotte
verbliebenen Schalter aber behielt Ranault in der Tasche. Schon des versteckten Beutels wegen wollte er unter allen Umständen die letzte Kapsel noch installieren, damit das Schiff möglichst an der geplanten Entführungsaktion teilnehmen konnte. Geschah das nicht, hatte er immerhin alles menschenmögliche getan, um eine rechtzeitige Entdeckung des Planes zu verhindern. Er drehte sich um und kroch ein Stück zurück. Und da sah er die Füße des einen Akon- Polizisten keine zwei Meter vor sich. Der Mann stand direkt vor seinem Versteck und bückte sich.
Gucky beging einen durchaus verzeihlichen Fehler, als er in die Robotschaltzentrale des falschen Schiffes sprang. Kakuta hatte ihm zwar so gut wie eben möglich den Standort des Leichten Kreuzers beschrieben, aber es waren fast hundert von ihnen. Der Mausbiber materialisierte und duckte sich sofort hinter einen riesigen Metallblock, der irgendwelche Maschinerien barg. Er lauschte, aber es war nichts zu hören. Wenn Ranault noch hier war, mußte er sich gut versteckt haben. Die Akonen jedenfalls waren nicht mehr hier, denn die würden sich keinesfalls so ruhig verhalten. Auf den Gedanken, in das falsche Schiff geraten zu sein, kam Gucky vorerst noch nicht. Erst als er sicher war, allein in der Schaltzentrale zu weilen, kam ihm eine Idee. Wenn er Kakuta richtig verstanden hatte, gab es insgesamt nur noch neun Leichte Kreuzer, in die man die Mikroschalter noch nicht eingebaut hatte.
Dieser hier zählte dazu. Zwar würde er niemals gewagt haben, eine dieser empfindlichen Kapseln selbst zu installieren, aber er hatte ja oft genug dabeigestanden und zugesehen, wie Jenner es machte. Er wußte also, wo die Kapseln waren. Er trippelte zu dem Aktivierungssektor. Die Klappe war geschlossen. Die Kapsel war also noch nicht eingebaut. Trotzdem öffnete er sie. Und da erlebte er die Überraschung: Vorschriftsmäßig saß der Mikroschalter an der richtigen Stelle. Hatte Ranault etwa doch noch Zeit gefunden, ihn zu installieren, bevor die Akonen ihn entdeckten und mitnahmen? Das wäre dem Franzosen ohne weiteres zuzutrauen.
Oder gab es noch eine andere Möglichkeit? Allmählich dämmerte es Gucky, daß es in der Tat noch eine andere gab, und sie erschien ihm auf einmal gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Er war in das falsche Schiff geraten, vielleicht sogar in eines, das er selbst zuvor besucht hatte. Gucky teleportierte auf den Pol des Leichten Kreuzers und sah sich vorsichtig um. In langer Reihe standen die Leichten Kreuzer da, von den größten Einheiten wie schützend umgeben. Zwei patrouillierende Akonen gingen durch die breite Gasse, die von den Kugelwölbungen fast völlig überdacht wurde. Die beiden Uniformierten entschwanden Guckys Blicken, der ratlos auf seinem verlorenen Posten stand und nicht ahnte, wie wichtig jede Sekunde war, die nutzlos verstrich.
Vielleicht das Schiff nebenan? Unwillkürlich sah Gucky über die Reihe hinweg und stellte fest, daß es die letzte Reihe der Leichten Kreuzer war. Das stimmte. Sie hatten auf der anderen Seite begonnen und waren bis hierher gelangt. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Gucky zählte. Er stand auf dem zehntletzten Kreuzer. „Ich bin noch dümmer, als Bully immer behauptet”, schalt er sich wütend und nahm sich vor, niemand von seinem Mißgeschick etwas zu verraten. Sie würden ihn sonst verspotten.
Dicht neben ihm stand das neunte Schiff. Er sprang direkt in das Innere und materialisierte vor der Tür zur Schaltzentrale. Diesmal wußte er, daß er sich nicht geirrt hatte, denn er hörte, wie gesprochen wurde. Er konnte sogar jedes Wort verstehen, als er näher an die nur angelehnte Tür heranging. „Ich höre jemand atmen.” „Wo?” „Hier. Der Spalt zwischen den Maschinen. Jemand ist da drinnen.” Gucky schob sich weiter vor und spähte in das Innere des großen Raumes. Er erblickte die beiden Akonen etwas seitlich. Sie standen in einem Gang. Der eine bückte sich gerade, um etwas, das Gucky nicht erkennen konnte, intensiver zu betrachten. Gleichzeitig wurden in dem ständigen Gewirr der auf den Mausbiber eindringenden Gedankenimpulse einige deutlicher und stärker. Er hatte bisher zu wenig darauf geachtet. Ohne Konzentration wäre es ihm nie gelungen, ausgerechnet Ranaults Impulse herauszukristallisieren. Doch der Zufall half ihm. Ranault sah die Füße des Akonen dicht vor sich. Sein Erschrecken wurde in dem Gedankenstoß erkennbar, der sein Gehirn verließ und die Empfangsorgane Guckys mit voller Wucht traf. Der
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