0117 - Die gestohlene Raumflotte
Kontakt war hergestellt, wenn auch nur einseitig. Für Gucky stellte sich nun das Problem, wie er die beiden Akonen außer Gefecht setzen konnte, ohne daß sie ihn sahen oder gar erkannten. Er wollte und durfte sie nicht töten. Aber wenn sie am Leben blieben, würden sie später aussagen und ihn verraten können. „Gib mir deine Lampe”, sagte der eine Akone. Gucky wußte jetzt, daß Ranault in der engen Röhre lag und die Gefahr erkannt hatte, die ihm drohte. Ihn zumindest also würden die Akonen entdecken. Und der Techniker konnte sich nicht helfen. Also schlich sich Gucky ein wenig abseits und verbarg sich hinter einem silbern blitzenden Block. „Sucht ihr mich?” piepste er schrill und wechselte sofort den Standort. Die beiden Akonen rissen ihre Waffen heraus und vergaßen den engen Gang und Ranault. „Dort drüben muß er sein!
Nimm du dort die Seite, ich gehe hier entlang. Lebendig fangen, wenn möglich.” Die beiden trennten sich und taten damit genau das, was Gucky bezweckt hatte. Einzeln wurde er leichter mit ihnen fertig. Er lag in einem guten Versteck und wartete, bis er den ersten Wächter sah.
Dann setzte er seine telekinetische Fähigkeit ein. Noch im vergangenen Jahrhundert gehörten die parapsychologischen Fähigkeiten des menschlichen Gehirns in das fragwürdige Gebiet der sogenannten ‚Grenzwissenschaften’. Niemand hatte den Mut, ihr Vorhandensein anzuerkennen, und es gab genügend Wissenschaftler, die ihren Ruf aufs Spiel setzten, wenn sie sich mit Experimenten dieser Art befaßten. Dann kamen die Mutanten, jene positiv Strahlungsgeschädigten, deren Gehirn die schlummernde Fähigkeit plötzlich voll entwickelte. Sie hatten einen Sprung in die Zukunftsentwicklung der Menschheit getan und waren in diesem Sinne Monster. Gucky war kein Mensch. Er stammte vom Planeten Tramp. Seine Rasse kannte die Telekinese von Geburt an. In seiner Jugend hatte er kein schöneres Spiel gekannt, als entfernte Gegenstände ganz nach Belieben durch Gedankenkraft zu bewegen und an einen anderen Ort zu bringen.
Der Akone wurde plötzlich stocksteif, als ihn Guckys Geistesströme erfaßten und festhielten. Selbst den Mund vermochte er nicht mehr zu bewegen. Dann verlor er den Boden unter den Füßen. Gucky spielte sein Lieblingsspiel, nur hatte es jetzt einen sehr ernsten und entscheidenden Hintergrund. Der Akone durfte ihn nicht sehen. Gucky ließ den völlig Hilflosen gegen die Decke des Raumes schweben, achtete jedoch darauf, daß der andere nichts von dem erstaunlichen Vorfall bemerkte. Dann ließ er den Schwebenden mit dem Kopf voran an die Wand auf der gegenüberliegenden Seite prallen. Der Akone verlor sofort das Bewußtsein. Sanft ließ ihn der Mausbiber nun absinken und legte ihn in der entferntesten Ecke auf den Boden. Es würde sicher Stunden dauern, bis er wieder bei Besinnung war und sprechen konnte. Die Frage blieb allerdings offen, ob man ihm glauben würde. So, und nun der zweite. Inzwischen hatte Ranault bemerkt, daß die unmittelbare Gefahr vorüber war. Guckys Stimme war unverkennbar gewesen. Vorsichtig kroch der Techniker aus seinem Versteck und richtete sich auf. Kein Akone war zu sehen, aber auch Gucky blieb unsichtbar. Das war seine Chance. Er zog die verbliebene Kapsel aus der Tasche und eilte mit wenigen Sätzen zum Aktivierungssektor. Die Klappe war noch geöffnet.
Niemand hatte das bemerkt. Hastig und doch behutsam schob er den Mikroschalter in die Spannhalterung, überprüfte den Sitz und schaltete den Robotempfänger für das Signal ein. Dann schloß er die Klappe und atmete erleichtert auf. Ihm fielen die acht Kapseln ein, die in dem Versteck lagen. Sollte er sie noch holen? Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. „Ranault? Wo bist du?
Melde dich!” Das war Gucky! Hatte er sich der beiden Akonen entledigen können? „Hier!” rief Ranault und sah sich suchend um.
Wo war der Mausbiber? „Hier bin ich!” „Auf den Korridor! Ich komme nach!” Gucky hatte Englisch gesprochen, nicht Arkonidisch. Ranault vergaß den Beutel mit den acht Kapseln und raste auf den Gang, doch Gucky ließ auf sich warten. Und er hatte allen Grund dazu. Die Geschichte mit dem ersten Akonen hatte so gut geklappt, daß er leichtsinnig geworden war. Mochte der Bursche später ruhig erzählen, was er wollte. Er hatte niemand gesehen und konnte somit auch keinen beschreiben. Vielleicht nahm man ihm seinen Bericht ab, vielleicht aber auch nicht. Er meldete sich und gab Ranault seine Anweisungen. Der
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