0117 - Die gestohlene Raumflotte
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Techniker Morkat hatte die zehn vorgeschriebenen Kreuzer inspiziert und keinen Hinweis dafür entdecken können, daß Unbekannte Sabotageversuche unternommen oder gar heimlich Bomben placiert hatten. Seiner Meinung nach hatten die beiden Posten Halluzinationen gehabt, als sie glaubten, einen Fremden gesehen zu haben. Eine Erklärung für den Überfall konnte allerdings auch Morkat nicht finden. Aber gut, dachte er schließlich, ich mache ja nur Stichproben; genau wie die anderen sieben Techniker. Stichproben sind so eine Sache, man kontrolliert gerade dort, wo nichts passiert war. Ich werde, nahm er sich daher vor, noch fünf weitere Schiffe nachsehen. Das ist außerplanmäßig, und vielleicht gerade deshalb erfolgreich. So kam es, daß Techniker Morkat gerade in dem Leichten Kreuzer mit der Nummer 75 weilte, als das Signal des Impulssenders die Hölle entfesselte. Es war sein Glück, daß sich die Antigravfelder automatisch einschalteten, sonst hätte der ungeheure Andruck ihn zerquetscht. So sah er auf dem sich erhellenden Bildschirm nur noch, wie der Raumhafen von Akon Vrasend schnell unter ihm wegsackte, kleiner wurde und endgültig auf der sich rundenden Oberfläche des Planeten verschwand. Er sah die anderen Schiffe, die ebenfalls starteten. Im ersten Augenblick erschrak er bei dem Gedanken, vielleicht eine der vielen Robotschaltungen berührt zu haben und so die Massenflucht verursacht zu haben, aber dann schalt er sich einen Narren. Der Schreck über das Ereignis selbst aber blieb. Immerhin war er Techniker und verstand einiges von Raumschiffantrieben. Auch weilte er rein zufällig in der Kommandozentrale des Kreuzers. Er wußte mit Bestimmtheit, daß er den Antrieb nicht eingeschaltet hatte. Das mußte selbsttätig geschehen sein. Entweder durch einen Funkimpuls, oder mit Hilfe eines installierten Senders. Der Unbekannte! Morkat begann allmählich zu begreifen, daß nur der Zufall ihn Zeuge eines unvorstellbaren Geschehens werden ließ.
Er wußte von einer Sekunde zu anderen, wem die Akonen den unvorhergesehenen Start der Flotte zu verdanken hatten. Er wußte es, aber wußten es auch die Akonen? Er vergaß alle Vorsicht und eilte in den Funkraum. Zwar wußte er nicht besonders gut Bescheid auf diesem Gebiet, aber er traute sich doch zu, einen Sender in Betrieb zu setzen. Aber als es ihm gelang, war es bereits zu spät. Er verspürte den ziehenden Schmerz der beginnenden Transition und wußte, daß seine Funksignale, wenn sie den Sender überhaupt noch rechtzeitig verlassen hatten, Akon erst in Jahren oder Jahrhunderten erreichen würden. Die Transition an sich gab ihm keinen Hinweis, wie groß die zurückgelegte Strecke war. Er versuchte, den Hypersender zu aktivieren, aber es gelang ihm nicht. Er ahnte, daß sein Wissen dazu nicht ausreichte. Kurz darauf erfolgte eine weitere Transition.
Insgesamt zählte Morkat sieben Transitionen, aber er wußte nicht, daß sie stets in eine andere Richtung führten und mit eingeschalteten Kompensatoren erfolgten. Niemand vermochte sie zu orten. Als der Kreuzer aus der letzten Transition kam und materialisierte, sah Morkat einen fremden Himmel auf den Bildschirmen. Nach und nach tauchten auch die anderen Schiffe auf, bis die ganze Akon-Flotte beisammen war. An den Instrumenten konnte er ablesen, daß der Flug mit halber Lichtgeschwindigkeit auf eine nahe Sonne zu fortgesetzt wurde.
Die Schiffe wurden gelenkt, das wurde bei den ersten Manövern offensichtlich. Es weilte außer ihm niemand in der Zentrale, aber der Kreuzer wurde gesteuert. Und zwar sicher und zielbewußt. So sicher, wie die gesamte Flotte von der ersten Sekunde an gesteuert wurde. Die Sonne wurde von zwei Planeten umkreist.
Der äußere, eine große Trockenwelt mit weiten Wüsten und Steppen, schien das Ziel des Fluges zu sein. Die Geschwindigkeit verringerte sich erheblich, als die gestohlenen Schiffe in ihre Landebahnen gingen und sich dann auf die scheinbar unbewohnte Welt hinabsenkten. Zehn Minuten später setzte der Leichte Kreuzer sanft auf. Morkat verharrte einige Sekunden unschlüssig in der Zentrale, dann eilte er zur Hauptschleuse. Erleichtert atmete er auf, als er die Atmosphäre-Werte auf den Skalen ablas. Die Luft war atembar, die Gravitation ähnlich wie auf Akon V. Er hätte auch nicht gewußt, wo er einen Raumanzug herbekommen sollte, denn die Schiffe der Flotte waren noch nicht derart ausgerüstet. Er öffnete die Schleuse und blieb wie gebannt auf der Schwelle stehen. Was er
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