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0117 - Schwere Fäuste, leichte Siege

0117 - Schwere Fäuste, leichte Siege

Titel: 0117 - Schwere Fäuste, leichte Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: leichte Siege Schwere Fäuste
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man zu tun hatte, das richtige Gebäude zu finden.
    Wir ließen den Jaguar vor dem Haus stehen und blickten an der rissigen Fassade hinauf.
    Es war ein achtstöckiges Haus und sicher von der Art, in der es keine Fahrstühle gibt. Phil warf einen kurzen Blick auf seine Uhr, dann brummte er: »Gleich halb sechs.«
    »Okay«, erwiderte ich. »Bleiben wir im Wagen, bis jemand herauskommt.«
    Unsere Geduld wurde auf eine ziemlich harte Probe gestellt. Erst knapp vor sechs erschien jemand in der Haustür. Es war eine junge Farbige, von vielleicht zwanzig Jahren. Sie sah aus wie eine Arbeiterin in einer Zigarettenfabrik oder etwas ähnlichem.
    Wir stiegen aus und gingen über den Bürgersteig. Als sie uns sah, erschrak sie und wollte die ausgetretenen Stufen zur Haustür wieder hinauf.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben«, rief ich ihr nach. »Wir sind FBI-Beamte und brauchen nur eine Auskunft.«
    Zögernd drehte sie sich um. Ihre Augen leuchteten weiß in dem dunkel getönten Gesicht.
    »G-men?«, fragte sie.
    Wir nickten.
    Sie kam die Stufen wieder herab. Ich holte den Führerschein von Jack Rivers aus seiner Brieftasche und zeigte ihr das Bild.
    »Kennen Sie diesen Mann?«
    Ihr Gesicht verfinsterte sich.
    »Oh, natürlich. Kein guter Mann. Er wohnt hier im Haus. Ganz oben.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    Enttäuscht steckte ich den Führerschein wieder ein. Aber diesmal hatte Phil den richtigen Gedanken.
    »Hat er einen Freund, der etwas größer als er ist und sehr helles Haar hat?«
    Die Negerin nickte heftig.
    »Ja! Aber das ist auch kein guter Mann.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie verzog verächtlich den Mund: »Alle beide können keine Frau in Ruhe lassen.«
    »Kennen Sie den Namen des Blonden?«
    »Ja. Mister Richway. Er wohnt sechs Häuser weiter, da vorn, wo das Fischgeschäft ist.«
    Sie deutete die Straße zum East River hinunter.
    Wir tippten an die Hutkrempe.
    »Danke, Miss. Das war alles.«
    Sie nickte, warf einen raschen Blick auf ihre Uhr und lief dann hastig mit klappernden Absätzen der nächsten Bus-Haltestelle zu.
    ***
    Wir stiegen in den Jaguar und fuhren weiter. Phil stieß mich an und rief: »He, wo willst du hin? Sechs Häuser weiter, sagte sie, nicht in der nächsten Querstraße!«
    »Ich weiß, mein Alter. Aber wir können nicht mit dem Jaguar bei ihm aufkreuzen. Er muss den Wagen schon vor dem Haus gesehen haben, in dem Morgan wohnt. Wenn er zum Fenster herausblickt und den Jaguar sieht, verschwindet er, bevor wir die Treppen hinauf sind.«
    »Allerdings, das ist wahr«, gab Phil zu. »Wo sollen wir den Schlitten sonst lassen?«
    »Bei der nächsten Tankstelle. Ich brauche ohnehin Benzin.«
    Wir hatten Pech, denn wir fanden die nächste Tankstelle erst sechs Blocks weiter. Ich steckte dem jungen Farbigen, der hier den Dienst versah, einen Dollar zu und sagte: »Können wir den Wagen hier eine Stunde stehen lassen? Wir möchten einen Spaziergang machen. Wir sind schon ganz steif vom langen Sitzen.«
    Er grinste über sein breites Gesicht und versicherte, dass wir den Wagen auch fünf Stunden bei ihm lassen könnten. Er würde inzwischen die Fenster putzen, die Bremsen und einiges andere nachsehen und auftanken.
    Wir setzten uns in Marsch.
    Sechs Block sind eine ganz schöne Strecke für einen, der einen Wagen gewöhnt ist. Außerdem fallen zwei weiße Gesichter in Harlem immer auf, besonders, wenn es gegen sechs Uhr früh ist.
    Wir hatten denn auch manche neugierigen und misstrauischen Blicke über uns ergehen zu lassen. Aber wir versuchten, gleichmütige Gesichter zu machen, und kamen ungeschoren zurück in die 123rd Street.
    Dicht an den Hauswänden entlang gingen wir weiter bis zu dem Haus, in dem Buck Richway wohnen sollte. Dass Buck sein Vorname sein musste, wussten wir von dem Augenblick an, als das Mädchen Richway als seinen Familiennamen genannt hatte. Ein Buck Richway wurde vom FBI gesucht wegen Mordes an einem fünfzehnjährigen Mädchen, und dass es zwei verschiedene Mörder namens Richway in New York geben sollte, hielten wir für unwahrscheinlich.
    Als wir das richtige Haus endlich erreicht hatten, blieben wir noch einen Augenblick vor der Haustür stehen. Wir warfen unsere Zigaretten weg und traten sie sorgfältig aus. Es war mehr eine Geste der Konzentration. Denn dass uns jetzt etwas bevorstehen würde, war anzunehmen.
    Mit ernstem Gesicht sah mich Phil an.
    Ich nickte kurz.
    »Okay, Phil. Dann wollen wir mal!«
    Wir stiegen die Stufen zum Haus hinauf. Es waren flache, ausgetretene

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