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0117 - Schwere Fäuste, leichte Siege

0117 - Schwere Fäuste, leichte Siege

Titel: 0117 - Schwere Fäuste, leichte Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: leichte Siege Schwere Fäuste
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Steinstufen. Rechts und links lagen zerknüllte Milchtüten, Zigarettenpackungen und Kaugummihüllen. Aus dem Haus selbst kam uns eine Wolke undefinierbarer Gerüche entgegen.
    Unsere angespannten Nerven nahmen jede winzige Kleinigkeit auf. Die abblätternde Tapete im Hausflur, die schmutzbedeckten Fenster im Treppenhaus zur Straße hin und die alten Türen zu den einzelnen Wohnungen.
    Wir traten leise auf, denn wir wollten unser Kommen nicht zu früh ankündigen. Dass Richway um sich schießen würde, war anzunehmen. Er wusste genau, dass auf ihn der elektrische Stuhl wartete, wenn ihn die Polizei erst einmal dingfest gemacht hatte. Solche Leute schießen meistens um sich.
    Endlich hatten wir die neunte Etage erreicht. Hier begann bereits das Dach, und es gab nur eine Reihe von Mansarden. In welcher konnte Richway sein Domizil aufgeschlagen haben?
    Wir huschten leise von Tür zu Tür. Hinter drei Türen gab es schnarchende Laute, aber damit war uns nicht geholfen.
    Die Treppe war aus Stein gewesen. Hier oben bestand der Fußboden aus Holz. Man konnte machen, was man wollte, bei jedem Schritt knarrten die Dielen. Als das Schnarchen in einem der Zimmer plötzlich abbrach, zogen Phil und ich die Dienstpistolen.
    ***
    »Zum Teufel mit Ihnen!«, schrie Rally Morgan aufgebracht. »Ich habe Ihnen schon ein Dutzend Mal gesagt, dass ich nicht weiß, was die Gangster hier wollten. Ich kann es mir auch nicht denken! Ich verstehe den Zusammenhang überhaupt nicht! Gut, Archy ist ermordet worden, soviel habe ich jetzt begriffen. Und es tut mir verdammt leid, denn Archy war ein netter Junge. Aber was das mit mir zu tun hat, begreife ich nicht! Ich habe nicht den blässesten Schimmer, was die beiden Killer hier wollten! Ich kann Ihnen das schriftlich geben! Und jetzt lassen Sie mich endlich in Ruhe!«
    Krammer hatte den Ausbruch geduldig über sich ergehen lassen. Jetzt lächelte er und brummte: »Wenn Sie weniger brüllen, besteht keine Gefahr, dass Sie die Nachbarn wecken.«
    »Und wenn Sie mich endlich in Ruhe ließen, bestünde keine Gefahr mehr, dass ich noch die Nerven verliere.«
    »Hören Sie mal, Morgan«, fing Krammer wieder an, »Ihre Tochter ist rauschgiftsüchtig…«
    »Das hat mir der Arzt gesagt. Vor einer Stunde ungefähr. Seitdem weiß ich es.«
    »Dieses Wissen scheint Ihnen nicht viel auszumachen?«
    Morgan stand auf. Er ballte die Fäuste. Man sah ihm an, dass er alle seine Beherrschung auf bieten musste, um nicht auf Krammer loszugehen.
    »Das ist eine Unverschämtheit«, knirschte er. »Wenn Sie eine Tochter hätten…«
    Krammer machte eine gekünstelt wirkende Bewegung mit der Hand.
    »Ich hatte eine Tochter«, sagte er hart und klar. »Sie wurde erschossen, als sie ihren vierzehnten Geburtstag feierte…«
    Morgan ließ sich zurück in seinen Sessel fallen.
    »Um Gottes willen! Warum denn?«
    Krammer lachte. Es war das stahlharte, bittere Lachen eines Mannes, der den schmutzigsten Abschaum der Menschheit kennengelernt hat und täglich mit ihm verkehren muss.
    »Ich war einer Bande von Einbrechern auf der Spur«, sagte er knapp. »Einer von diesen jungen Helden war der Sprössling einer angesehenen Familie. Er machte es nur so aus Spaß. Ich hatte ihn bereits in Verdacht. Er muss es gemerkt haben, dass wir ihm auf den Fersen waren. Anonym warnte er mich. Entweder sollte ich diesen Fall im Sand verlaufen lassen, oder es würde mir leidtun.«
    »Und… Sie… Sie«, murmelte Morgan entsetzt.
    »Quatsch«, knurrte Krammer. »Ich habe getan, was jeder Polizeibeamte in so einer Situation tut. Ich habe weitergemacht. Wir bekommen täglich anonyme Drohungen. Neunzig Prozent davon ist einfach leeres Geschwafel. Fünf Prozent meinen ihre Drohung ernst, wagen es dann aber doch nicht. Weitere vier Prozent werden gegriffen, bevor sie ihre Drohung wahr machen können. Das restliche eine Prozent macht uns dann tatsächlich die Hölle heiß. Aber wie will man vorher wissen, zu welcher Kategorie es gerade diesmal kommen wird?«
    Morgan nickte mitfühlend. Krammer hatte seinen Blick starr auf die Blutflecken im Teppich gerichtet, wo noch vor einer Stunde Jack Rivers gelegen hatte. Er sprach halblaut, manchmal war es nur ein Murmeln.
    »Als Greta, so hieß meine Tochter, ihren vierzehnten Geburtstag feierte, erschien im Garten ein maskierter Mann. Er gab vier Schüsse auf Greta ab. Sie starb genau eine Stunde später.«
    Krammer machte eine Pause. Auch Morgan schwieg lange. Dann murmelte er: »Entschuldigen Sie,

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