0117 - Schwere Fäuste, leichte Siege
Unterarm.
Mit einem spitzen Schrei ließ Richway seine Tommy Gun fallen.
Aber gleichzeitig riss er auch einen Fuß hoch und traf Phil mit dem Knie in die Leistengegend.
Phil japste nach Luft. Für einen Herzschlag glaubte er, er würde umkippen. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. Als Richway mit beiden Händen nach Phils Hals griff, schlug Phil zu.
Er war in Form. Und in Fahrt.
Unter einer Serie kurzer, harter Schläge taumelte Richway rückwärts vor Phil her, und zwar in Richtung auf das Haus zu, aus dem er gekommen war. Phils Gesicht wäre in diesen Sekunden kreidebleich gewesen, erzählten die Cops später. Er hätte geschlagen wie in einem Kursus einer FBI-Schule, kurz, trocken, schnell und mit verheerender Wirkung.
Zweimal ging Richway in die Knie und rappelte sich beide Male wieder hoch. Dann landete Phil noch zwei schwere Brocken, und der Gangster überschlug sich fast nach rückwärts, torkelte ein paar Schritte zurück und sackte dann langsam in sich zusammen.
Phil blieb breitbeinig auf dem Dach stehen. Seine Augen waren geweitet, sein Mund stand offen, der Atem strich ihm pfeifend über die Lippen, aber er stand wie ein Felsblock, unerschütterlich und stark.
»Gut gemacht!«, hörte er jemand rufen, aber er verstand es eigentlich nur zur Hälfte.
Zwei Minuten später war alles vorbei wie ein dunkler Spuk am helllichten Tag. Phil hockte am Steuer meines Jaguars, warf hin und wieder einen ängstlichen Blick herüber zu mir, der ich bewusstlos war, und radierte im Übrigen einige Millimeter Profil von den Reifen, wenn er in die Kurven ging. Unaufhörlich begleitete ihn das Heulen meiner Polizeisirene.
Ich werde es schaffen, hämmerte etwas in seinem Gehirn. Jerry, nur noch ein paar Minuten! Noch ein paar Minuten nur! Wir werden es schaffen! Bitte, Jerry…
Draußen huschten Autos und Häuser und Menschen an ihm vorbei, er sah sie kaum.
Inzwischen hockte Sergeant Dewis am Sprechfunkgerät seines Streifenwagens und rief: »Hallo? Haben Sie mich endlich verbunden? Gut, endlich! Hallo, FBI-Zentrale. Ich spreche im Auftrag des G-man Phil Decker. Man soll sofort alles für eine Blutübertragung bereit machen. Agent Cotton ist verwundet und hat viel Blut verloren. Es sieht anscheinend ernst aus.«
»Okay. Wir werden alles Nötige sofort veranlassen.«
Der Beamte in der Leitstelle des FBI drückte einen Knopf nieder und wählte eine Nummer. Als sich der FBI-Arzt meldete, sagte der Mann aus der Leitstelle: »Hallo, Doc! Hier ist die Funkleitstelle. Jerry hat es erwischt. Man sagt, dass er viel Blut verloren hat. Sie sollen alles für eine Blutübertragung bereit machen.«
»In Ordnung. Man soll ihn sofort ins Behandlungszimmer schicken. Verständigen Sie den Chef.«
»Okay, Doc.«
Eine andere Nummer wurde gemeldet und Mister High angerufen. Um diese frühe Morgenstunde war Mister High natürlich noch nicht im Office. Aber zu Hause meldete er sich sofort. Er hörte sich die Meldung kurz an, dann befahl er: . »Man soll mich sofort mit einem Dienstwagen abholen. Sirene gebrauchen! Ich möchte so schnell wie möglich ins Districtgebäude.«
Ich war wieder einmal in einer Situation, wo ich den anderen Sorge machte. Es war nicht das erste Mal.
***
Es war morgens gegen neun Uhr, als der Doc zu Phil ins Dienstzimmer kam. Phil sprang auf, warf die halb angerauchte Zigarette in einen Aschenbecher und fragte hastig: »Nun, Doc? Wie sieht es aus?«
Der Arzt setzte sich und wischte sich den Schweiß von seiner hohen Stirn.
»Das Schlimmste ist überstanden, denke ich«, murmelte er. »Jerry schläft jetzt, und nach Lage der Dinge kann er gar nichts Besseres tun. Ein paar Tage Ruhe und er wird wieder völlig gesund sein. Es war nur der Blutverlust, der ihn so geschwächt hat. Die Wunde wäre ziemlich harmlos gewesen, wenn nicht eine der stärksten Adern des Oberarms von dem Geschoss getroffen worden wäre. Ich habe alles geflickt und das' verlorene Blut mittels einer Transfusion ergänzt. Wirklich keine Gefahr mehr.«
Phil atmete auf.
»Gott sei Dank«, murmelte er, während er durch das Fenster hinab in die Straßenflucht des Broadways blickte.
»Sie hängen sehr an Jerry, was?«, fragte der Arzt, ging zur Tür und drehte sich noch einmal fragend um.
Phil wandte ihm noch immer den Rücken zu. Der Arzt sah nur, dass Phil ein paar Mal nickte. Mit einem verständnisvollen Lächeln ging der Doc wieder. Phil aber blieb lange in seiner regungslosen Haltung am Fenster stehen, bis er sich schließlich
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