0118 - Der Robot-Sergeant
nächsten Salve kann es nicht länger als eine oder anderthalb Minuten dauern. Beschleunigen Sie mit Höchstwerten!"
„Verstanden, Sir", antwortete Frank Bell.
Ein Knacksen unterbrach die Verbindung.
Hinter Gerry hatte der Erste Offizier inzwischen schon den Startbefehl gegeben. Von einer Sekunde zur andern wuchs das leise Summen, das bisher das Innere des Schiffes erfüllt hatte, zum vibrierenden Dröhnen. Der große Panoramabildschirm war immer noch blind. Wirbelnde Staubmassen, von den Explosionen aufgewirbelt, verhüllten das Blickfeld. Gerry Montini war auf das schrille Startsignal angewiesen, um zu erfahren, wann die VONDAR abhob.
Er war unruhig. Er hatte keine Ahnung, welchen Schaden die letzten Feindraketen angerichtet hatten. Die Triebwerke schienen normal zu arbeiten. Aber es mochte sein, daß sie nicht mehr den Höchstschub aufbrachten. Und den Höchstschub brauchte die VONDAR, um dem nächsten Angriff zu entgehen.
Der Staubvorhang wurde dünner. Umrisse zeigten sich durch den wirbelnden Nebel. Gerry sah die Baracken am Südrand des Landefeldes. Augenblicke später tauchten in der Ferne die Umrisse der Stadt Timpik auf.
Auf der anderen Seite war die mächtige Kugel der VICTORY. Sie bewegte sich mit der gleichen Geschwindigkeit wie die VONDAR.
Gerry Montini atmete auf. Die Geschwindigkeit, mit der die wirbelnden Staubmassen, die weite Fläche des verlassenen Landefeldes, die Umrisse der Stadt in der Tiefe verschwanden, war zufriedenstellend. Die Triebwerke schienen unter dem Beschuß nicht merklich gelitten zu haben.
Dann sah er das nächste Rudel feindlicher Raketen über der Stadt auftauchen.
Es kam jetzt nur noch auf eines an. Wer besaß das größere Beschleunigungsvermögen, die beiden Raumschiffe oder die Strahlraketen der Springer?
Die Raketen hatten die größere Anfangsgeschwindigkeit. Wenn es aber der VONDAR und der VICTORY gelang, die gleiche Geschwindigkeit zu erreichen, bevor der Zusammenstoß erfolgte, dann war alles gewonnen.
Die Männer im Kommandostand warteten auf Gerrys Befehl.
Aber Gerry stand starr und beobachtete den Bildschirm.
Es gab nichts zu sagen. Warten war das einzige, was sie tun konnten.
Mit quälender Langsamkeit näherten sich die feindlichen Geschosse. Der Himmel ringsum verlor sein strahlendes, milchiges Blau. Er wurde violett. Sterne leuchteten auf. Das tiefe Schwarz des Weltraums verdrängte den letzten Rest Farbe.
Die VONDAR bewegte sich mit stetig wachsender Geschwindigkeit achtzig Kilometer hoch über der Oberfläche von Azgola. Dicht neben Ihr hielt sich die VICTORY. Die Entfernung zwischen dem Raketenpulk und den beiden Schiffen betrug noch einhundertundzweiunddreißig Kilometer. Noch bewegten die Raketen sich schneller. Noch war nicht entschieden, wessen Triebwerke die besseren waren.
Dann kam der Augenblick, in dem die Positronik meldete, daß die Abnahme der Entfernung pro Sekunde geringer wurde. Die Raketen kamen immer noch näher. Aber während sie bisher um zweihundert Meter pro Sekunde nähergekommen waren, waren es jetzt nur noch hundertundachtzig. Und der Wert sank ständig.
Gerry Montini verkrampfte die Hände um den Rand seines Pults.
Das bedeutete noch nicht die Rettung. Selbst wenn die Raketen nur um einen Meter pro Sekunde näherkamen, konnten sie ihr Ziel noch erreichen.
Sie waren jetzt winzige, schimmernde Punkte in der Tiefe des Alls. Ein ganzer Schwarm von ihnen, mehr als die Feldschirme der beiden Schiffe hätten ertragen können, selbst wenn sie intakt gewesen wären.
Hundertsiebzig Meter pro Sekunde, hundertfünfzig ...
Die Zeit floß träge dahin. Die Spannung im Kommandostand wuchs.
Der Abstand betrug noch siebenundsechzig Kilometer!
Da meldete sich die Positronik. Aus einem Lautsprecher kam ein langgezogener, hell summender Ton. Gerry Montini wirbelte herum und wußte, was geschehen war, noch bevor die mechanische Stimme des Positronengehirns sich meldete. Annäherungsrate negativ!" Es klang trocken, wie man es von einem unbeseelten Gerät erwartete. Aber es bedeutete, daß die beiden terranischen Schiffe gewonnen hatten. Die Springer-Raketen blieben zurück.
Ihre Triebwerke waren denen der VONDAR und der VICTORY unterlegen.
Gerry nahm sich nur ein paar Sekunden Zeit, die Spannung der letzten Minuten sich lösen und das Gefühl grenzenloser Erleichterung in sich eindringen zu lassen. Dann kehrte er zu seinem Platz zurück und drehte seinen Sessel so, daß er seine Offiziere sehen konnte.
„Wir haben es geschafft",
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