0119 - Der Weiße Magier
Sie, daß diese Frauen tot sind und trotzdem leben?«
»Das weiß ich.«
Mit dieser Antwort hatte er wohl nicht gerechnet, denn, er zuckte zusammen.
»Sie scheinen den Ernst der Lage noch nicht begriffen zu haben!« zischte er mich an.
»O doch«, erwiderte ich, »das habe ich. Aber Ihre untoten Gestalten können mir keine Angst einjagen!«
Ich sprach die Worte gelassen aus. Das Echo darauf war Gemurmel und Geraune.
Ich fing einen Blick von Suko auf. Er warnte mich mit den Augen, nicht zu übermütig zu werden.
Das hatte ich auch nicht vor, doch ich wollte eine Demonstration, wollte beweisen, daß hinter meinen Worten auch Taten steckten.
Nicht nur die beiden Untoten warteten auf den Befehl ihres Meisters, sondern auch die vier grellbemalten Krieger.
Sie standen sprungbereit. Ihre Hände lagen auf den Griffen der Kurzschwerter. Innerhalb von Sekundenbruchteilen würden sie die Waffen gezogen haben.
»Schlagt ihn nieder!« brüllte der Weiße Magier plötzlich. »Zeigt ihm wer der Herr ist!« Während er die Worte ausspie, deutete er auf die beiden untoten Frauen.
Sie reagierten sofort.
Wie gut gelenkte Roboter setzten sie sich in Bewegung und staksten auf mich zu.
Zwei Schritte weit ließ ich sie gehen. Ich sah die toten Augen, die leichenblassen Gesichter und roch bereits den leichten Modergeruch, der von ihnen ausging.
Ich schoß.
Hier vernichtete ich kein Leben, sondern ein untotes Dasein. Den Zombies mußte Einhalt geboten werden.
Meine erste Kugel war gegen die Blonde gezielt. Das Silbergeschoß stoppte sie. Die Untote verdrehte die Augen und spreizte die Arme vom Körper – dann kippte sie einfach um.
Ich schwenkte die Waffe nach rechts. Die dunkelhäutige Untote war bereits einen Schritt näher bei mir, so daß ich gar nicht vorbeischießen konnte.
Der Schuß peitschte auf.
Wieder saß die Kugel genau.
Stumm fiel das lebende Monster zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Sofort wirbelte ich herum und legte auf den Magier an. Doch der war bereits gedeckt. Zwei seiner grell bemalten Diener hatten die Situation erkannt und sich schützend vor ihren Meister gestellt.
Sie schauten genau in das Loch der Pistolenmündung.
Die anderen beiden behielten Suko im Auge. Die Kerle standen auf dem Sprung, ein Wink ihres Meisters nur, und sie würden sich abfedern.
Schräg links von mir hielt sich Myxin auf. Ich ahnte ihn mehr, als daß ich ihn sah.
»Caligro«, sagte ich, »kommen Sie her!«
»Zum Henker mit Ihnen!« keuchte er. »Wie haben Sie es geschafft?«
»Geweihte Silberkugeln!«
Er schnaufte wild. »Sie kommen hier nicht weg. Sie können die Insel nicht verlassen. Der Voodoo wird Sie vernichten!«
»Aber nach Ihnen«, gab ich kalt zurück.
Im nächsten Augenblick wurde ich eines Besseren belehrt. Juan Torres schrie plötzlich auf.
»Die Toten!« brüllte er. »Die Toten steigen aus den Gräbern…«
Im Nu stand die Lage völlig auf der Kippe. Wenn ich jetzt noch etwas retten wollte, mußte ich höllisch schnell sein.
Ich sprang vor.
Mein Sprung fiel synchron in den Befehl des Meisters hinein. »Tötet ihn!«
Diesmal waren die beiden bemalten Kerle gemeint. Trotz der drohend auf sie gerichteten Waffe griffen sie mich an.
Ich tauchte zur Seite weg und steckte die Beretta ein. Dabei gelang mir ein Blick zurück.
Schattenhaft sah ich die gräßlichen Gestalten über den Friedhof wanken. Sie sahen schaurig aus. Einige von ihnen waren in fleckige Leichentücher gewickelt, andere waren völlig nackt. Durch ihre halb verwesten Körper schimmerten bleich die Knochen.
Zwei Zombies hielten Juan gepackt. Er wehrte sich verzweifelt, doch seine Schreie erstickten.
Ich sah nur noch, wie er unter den gräßlichen Leibern zusammenbrach.
Eine unbeschreibliche Wut erfüllte mich. Bevor die Kerle ihre Schwerter ziehen konnten, fuhr ich wie ein Irrwisch zwischen sie.
Mit beiden Fäusten hieb ich zu.
Meine Schläge schleuderten sie zur Seite. Ich wollte an Caligro heran, der zurückgewichen war, den Arm ausgestreckt hatte und Befehle schrie.
Auch die Menschen zogen sich zurück. Der Anblick der Toten hatte sie maßlos erschreckt.
Ich stürzte auf den Weißen Magier zu.
Da stellte mir einer der Krieger ein Bein.
Ich konnte mich nicht mehr fangen und fiel lang auf das Gesicht, zudem geriet ich in die Nähe des Feuers und spürte sofort die mörderische Hitze.
»Ja. Verbrennt ihn! Verbrennt diesen Hund!« keifte der Weiße Magier wie von Sinnen.
Das war natürlich nicht im Sinne des Erfinders,
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