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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Polizeichef stieß wenig später hinzu. Er trug eine neue Phantasieuniform und duftete nach sämtlichen Wässerchen eines Duty Free Shops und roch dadurch, als hätte man einen Kadaver in eine Parfümlake gelegt. Haare und Bart glänzten schwarz von ranzigem Hammelfett. Nicole zog beleidigt die Nase kraus, doch Etienne Omar el Koassa de Pertignon wollte nichts davon mitbekommen. Er erzählte angeregt Abenteuer aus seinem »gefährlichen« Leben als Polizeioberst des Provinznestes Tafraoute.
    Mit im Restaurant hielten sich noch ein paar lärmende Deutsche auf, weintrinkende Franzosen und distinguierte Engländer, die sich in Schweigen hüllten und dasaßen, als hätten sie Spazierstöcke verschluckt. Man sah ihnen an, daß sie am liebsten Darts auf die Scheibe mit den schwarzen und gelben Feldern geworfen und Porter’s dazu getrunken hätten.
    Wider Erwarten war das Essen vorzüglich, wenngleich auch nicht mehr marokkanisch. Einer der wenigen Positivismen, die die französische Kolonialzeit dem Land hinterlassen hatte. Sie tranken herrlichen, eisgekühlten Rosé-Wein dazu, den die Marokkaner selbst nicht trinken durften, weil ihr Glaube ihnen den Genuß von Alkohol verbot.
    So wurde der Abend doch noch gerettet. Die Freunde wurden müde. Zamorra mußte den Redefluß des Polizeipräfekten eindämmen, der seinen Islam Islam sein ließ und Cognac in sich hineinschüttete. Er war ziemlich angetrunken, als sie ihn endlich aus dem Hotel komplimentiert hatten.
    In ihren Zimmern war an Schlafen nicht zu denken, denn sie hatten ungebetene Untermieter, denen der Sinn nach frischem rotem Menschenblut stand. Sie flüchteten vor den Flöhen und Wanzen aufs Dach des Gebäudes. Der Polizeichef hatte das Zamorra-Team auf diese Möglichkeit, die Nacht zu verbringen, hingewiesen, und insgeheim leistete Professor Zamorra stille Abbitte für manche Spitzen, die er dem rührigen Mann hatte zukommen lassen. Doch der hatte ohnhin nur Augen für Nicole gehabt, obwohl er einmal stolz erwähnte, daß er der Vater von sechzehn Söhnen und Herr über drei Ehefrauen sowie sechs Konkubinen sei. Vermutlich erwartete er von Nicole, daß sie ihn bitten würde, die zehnte im Bunde sein zu dürfen.
    Etienne Omar el Koassa de Pertignons Harem erfuhr jedoch keine Erweiterung.
    Auf dem Dach des vierstöckigen Gebäudes war es angenehm frisch. Aus den Gassen wehten einige Düfte herauf, die zwar orientalisch, aber keineswegs wohlriechend waren. Bill und Zamorra spannten Hängematten zwischen einigen Pfählen. Auf diese Weise hofften sie, die Nacht zwar nicht im, aber über dem Tafraoute-Ambassador-Hotel einigermaßen unbeschadet hinter sich zu bringen.
    Daß es schließlich doch anders kam, lag nicht an den Wanzen.
    Es lag an Saakuul, dem König der Skelettierten.
    ***
    Zamorra schlief, und er träumte, daß er in einem Boot mitten in einem gelben Ozean liege. Es war Nacht, die Sterne glitzerten kalt. Vom Osten her zog es purpurfarben herauf. Der Kahn schwankte heftig auf den Wellen. Ein Sturm zog auf.
    Wider jede Erfahrung gesellte sich dichter Nebel hinzu, doch da träumte Professor Zamorra bereits nicht mehr. Da war er schon hellwach. Verschwunden war nur der gelbe Ozean, das schwankende Boot hatte der Hängematte weichen müssen, doch der Nebel war da.
    Zum Schneiden dick bedeckte er das ganze Dachgeschoß, leckte herauf zu Zamorras Hängematte. Die Nebelmasse fühlte sich gallertig und ekelerregend feucht und schleimig an. Der Dämonenjäger schrak zusammen, als er sie das erste Mal berührte.
    Ein schneller Blick hinüber zu Bill und Nicole sagte ihm, daß die Nebelmassen es vermutlich in erster Linie auf ihn abgesehen hatten, denn genau unter seinem Platz ballten sie sich fahl leuchtend zusammen.
    Zamorra fuhr von seinem schwankenden Lager hoch, geriet mit einer Hand durch die weitgeknüpften Maschen und sackte zurück.
    Sofort schwappten die Nebelschwaden an seiner Hand, an seinem Arm hoch, blieben daran haften wie kontaktgewebt, versuchten, sich in die Poren seiner Haut zu fressen. Zamorras Anstrengungen, den Arm wieder heraufzubekommen, blieben vergeblich.
    Die Masse quoll durch das Netz der Matte, legte sich um Zamorras Brust und - kam nicht mehr weiter.
    Nur bis zum silbernen Medaillon des Zamorravorfahrs Leonardo de Montagne, der nicht nur ein Magier von höchsten Gnaden gewesen war, sondern auch den Grundstock zu Zamorras jetzigem Reichtum gelegt hatte.
    Das Wunderamulett stoppte die Invasion des monströsen Nebels. Mit einem Male hatte

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