0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst
ein Glas Wasser trinken«, sagte ich. »Ich habe mit Chris und Teds Tod nichts zu tun, John. Ich bin kein Gangster, John. Ich bin ein G-man.«
»G-man«, das Wort holte ihn aus seiner Erstarrung.
»Alberner Lügner!«, rief er, aber es klang normal.
Ich warf ihm den Ausweis hinüber. Er hob ihn auf, sah ihn an, sah mich an, wieder den Ausweis und wieder mich: »Eine Fälschung!«
»Hast du schon mal einen gefälschten FBI-Ausweis gesehen?«, erkundigte ich mich. »Das sind die einzigen Dinger aus Papier, die sich noch schwerer fälschen lassen als Hundertdollar-Noten.«
Er warf mir den Ausweis zurück. Ich fing ihn auf und steckte ihn ein.
Belbook wechselte sein Schießeisen in die lihke Hand über, fischte mit der Rechten ein Streichholz und eine Zigarette aus der Hosentasche. Ich sah, dass er meine Smith & Wesson in den Hosenbund gesteckt hatte. Er rieb das Streichholz an seiner Schuhsohle an und rauchte.
»Nun gut«, sagte er. »Du bist ein G-man! Was hast du mir zu sagen?«
»Ich bin an Renos Stelle in Alberts Ring eingestiegen, um den ganzen Verein zu sprengen und um endlich Albert selbst zu finden. Noch werde ich für einen Gangster gehalten. Vermutlich soll ich auf die Probe gestellt werden. Albert schickte mir einen Zettel mit dem Befehl, dich umzulegen.«
»Also doch«, stellte John fest und nahm seine Kanone ein wenig höher.
»Du Idiot!«, brüllte ich. »Glaubst du, ein G-man legt irgendwen um, wenn ein Gangsterboss es befiehlt?«
Belbook schien von meinem Zorn beeindruckt. »Ich verstehe das alles nicht«, knurrte er und kratzte seine Bartstoppeln.
»Pass auf, mein Junge«, begann ich von vorn. »Albert will dich umgelegt wissen, und ich soll es dir besorgen. Ich kann dich aber nicht umlegen, weil das gegen das Gesetz wäre. Andererseits musst du von der Bildfläche verschwinden. Ich habe mir eine hübsche und einfache Lösung ausgedacht. Ich bringe dich in das Gefängnis von Drewville. Das ist weit genug weg. Albert erzähle ich, dass ich deine Leiche in die Bucht von San Francisco geworfen habe. Sie ist tief genug, und es gibt ausreichend Haifische darin, um es als selbstverständlich zu betrachten, dass nichts mehr von dir zum Vorschein kommt.«
»So hast du dir das gedacht«, knirschte Belbook. »Haifische!«
»Nein, das Gefängnis von Drewville!«, rief ich, fast verzweifelt.
Der letzte Mann der Belbook-Gang warf den Zigarettenrest weg.
»Mir gefällt dein ganzes Gerede nicht, G-man. Ich glaube auch nicht viel davon. Wenn du es gut mit mir meinst, dann nenne mir die Leute, die meine Brüder erschossen haben, damit ich hingehen kann, um es ihnen heimzuzahlen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Du hast kein Recht auf Rache, John Belbook. Es ist Sache des Gesetzes, zu richten und zu strafen. Leg dieses Schießeisen weg und komm mit!«
Er zeigte ein hässliches Grinsen.
»Einverstanden«, sagte er, »ich komme mit. Wir gehen zusammen, aber ich lege diese Kanone nicht aus der Hand! Ich glaube dir nicht, G-man. Du willst mich leimen. Aber du hast mich hier gefunden, und das ist schlecht für dich. Warum soll ich nicht mal einen G-man umlegen?«
»Das würde ich mir überlegen«, antwortete ich.
»Warum?«, fragte er. »Geht ’ne Kugel bei dir nicht durch, sondern prallt ab und trifft mich? Soll ich es probieren?«
Ich stellte vorsichtig die Beine breit.
»Los! Probiere es!«, sagte ich.
Er schüttelte den Kopf.
»Nicht hier, G-man. Der Wirt vom Rhurn Chase hat nichts gegen die tollsten Dinge, nicht einmal, dass jemand in seinen Räumen gekillt wird, wenn es lautlos genug geschieht. Wenn Schüsse knallen, kommt er leider nicht daran vorbei, die Polizei zu alarmieren. Genau das tut er nicht gern. Leider habe ich kein Messer, aber selbst wenn ich eines besäße, würde ich dir ungern damit zu Leibe rücken. Ich habe ziemlich Respekt vor dir. Du weißt ’ne Menge Tricks. Ich habe es am eigenen Leibe gespürt.«
»John, ich schlage dir vor, dass wir jetzt ’ne Flasche rauf holen und uns in aller Ruhe noch einmal unterhalten. Es ist wirklich so wie ich dir…«
»Halt den Mund, G-man! Wir gehen jetzt zusammen hinunter! Du gehst voran, und ich werde dir auf den Fersen folgen. Die Kanone hier halte ich in der Tasche. Wenn du zu türmen versuchst, knalle ich dich auf der Stelle ab. Vorwärts!«
Ich musste näher an ihn herankommen. Er zog mit der linken Hand meine Smith & Wesson aus dem Hosenbund, sodass er jetzt zwei Kanonen in den Händen hielt und so aussah, wie ein Pistolenheld in
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