0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst
die Nummer von Grillmans Billard Salon.«
»Danke.« Ich legte ärgerlich auf. Die Nummer einer Kneipe. Schon stand ich auf, um mir den Wirt näher anzusehen, aber ich hielt mich selbst zurück. Ich durfte mein Interesse für die beiden Gorillas, von denen ich, ohne jeden Beweis, allerdings fest überzeugt war, die beiden Belbooks-Brüder getötet hatten, nicht zu weit treiben. Ich spielte hier die Rolle eines Gangsters, und Gangster interessieren sich nicht sehr für die Taten anderer Gangster.
Ich läutete noch einmal bei Tockbeen an.
»Ich kann die beiden Burschen nicht erreichen«, teilte ich ihm mit. »Willst du so nett sein, sie mir zu schicken, wenn du sie siehst?«
Er schien immer noch zu essen, denn seine Zustimmung bestand aus völlig undeutlichen Lauten.
Später kam Conally. Er brachte die Post, und er hatte auch schon die Zeitung gelesen.
»Nur noch einer«, sagte er und schlug gegen das Blatt. »In Kürze wird unser Geschäft wieder auf vollen Touren laufen.«
Er sah aus, als wollte er mjr am liebsten gratulieren. Anscheinend glaubte er immer noch, dass ich der Organisator des Endes der Belbooks sei.
»Steve«, sagte ich, während ich die Post durchsah. »Ich wundere mich immer wieder, dass gerade die Leute sich am meisten über den Tod anderer freuen, die selbst am meisten Angst vor dem eigenen Tod haben.«
»Geht das auf mich?«, fragte er beleidigt.
»Genau!«
Er begann ’ne lange Rede. »Ich freue mich durchaus nicht über das Ende der Belbooks, aber schließlich haben sie damit angefangen, die harten Methoden ins Geschäft zu bringen. Niemand braucht sich also zu beklagen, wenn wir mit gleichen Mitteln Zurückschlagen. Man kann sich doch nicht einfach aus dem Geschäft…«
Er unterbrach sich, sah mich verwundert an und fragte: »Was ist mit dir?«
Ich hob rasch den Kopf. »Oh, nichts, Steve! Schon in Ordnung. Sprich ruhig weiter!«
Er sah, dass ich einen Zettel und einen Umschlag in der Hand hielt.
»Ist das ’ne unangenehme Nachricht?«
Ich riss mich zusammen.
»Jedenfalls ist es eine Nachricht, die dich nichts angeht«, antwortete ich grob. »Hast du noch etwas Besonderes zu sagen? Nein, dann bringe die Abrechnungsbücher her.«
Ich steckte den Umschlag und den Zettel in die Tasche, über zwei Stunden lang besprach ich mit Conally geschäftliche Dinge, die ausschließlich die Bar betrafen. Zum Schluss gab ich ihm vierhundert Dollar.
»Das ist deine Sonderprämie an dem Marihuanageschäft.«
Er nahm die Lappen mit einer Verbeugung.
»Oh, ich habe doch fast nichts dabei getan«, wehrte er mit falscher Bescheidenheit ab.
Ich schickte ihn freundlich fort, setzte mich in den Schreibtischsessel und nahm noch einmal den Zettel heraus.
In großen Druckbuchstaben stand dort:
Erledige John Belbook. Du findest ihn in der Hafenkneipe Rhum-Chase. Er hat ein Zimmer im ersten Stock.
Die Unterschrift bestand nur aus einem großen A.
***
Was glauben Sie, wie ein G-man darüber denkt, im Auftrag eines Gangsters einen anderen Gangster umzulegen? Ich sage Ihnen, das ist keine Sache, die ihm Spaß macht.
Ich kann in meiner Gangsterrolle eine Menge Dinge tun, die normalerweise verboten sind. Ich kann Schnaps zu sündhaft teuren Preisen in einer Bar verkaufen, die nicht mir gehört.
Ich kann auch vorübergehend Marihuana verhökern.
Aber ich kann keinen Mann umlegen, nur weil es in meine Gangsterrolle passt, denn das ist eine Sache, die ich nicht mehr reparieren kann. Das Gesetz erlaubt mir, als FBI-Beamter in der Verfolgung meiner Aufgaben im Notfall von der Waffe Gebrauch zu machen, aber ich glaube nicht, dass dabei an solche Fälle wie diesen hier gedacht worden ist.
Der liebe Albert hatte mich mit diesem Auftrag in eine vertrackte Zwickmühle gelockt. Ich konnte Belbook nicht erschießen, das war unmöglich. Aber wenn ich ihn nicht erschoss, dann war meine Rolle als Mitglied des Rings endgültig ausgespielt. Also musste ich ein Ding drehen, das so aussah, als hätte ich John umgelegt, aber in Wirklichkeit durfte ich ihm kein Haar krümmen.
Am Nachmittag machte ich mich auf die Socken. Wenn man weiß, wo man einen Gangster antreffen kann, geht man besser am Nachmittag. Nachts treiben sich die Burschen doch irgendwo herum. Ich hatte die Smith & Wesson eingesteckt, und bevor ich das Haus verließ, kramte ich in meinem Koffer und zog aus dem Zwischenfutter den FBI-Ausweis, den ich sorgsam dort verborgen hatte. Ich fuhr ins Hafenviertel und machte mich auf die Suche nach diesem Rhum
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