0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst
Wild-West-Filmen. Dann warf er meine Pistole auf das Bett.
»Genügen acht Schuss für dich?«, fragte er höhnisch.
»Es genügt einer, wenn du tüchtig bist«, antwortete ich mit einem Lächeln. »Und es genügt kein Maschinengewehr, wenn ich tüchtiger bin als du.«
Das schmeckte ihm nicht. »Umdrehen!«, befahl er. Ich gehorchte.
»Ich stecke jetzt die Kanone in die Tasche«, meldete er, »aber sie bleibt auf dich gerichtet.«
Ich vermutete, dass er mit mir in einen Wagen steigen würde, um irgendwohin zu fahren, wo er mich in Ruhe erledigen konnte. Wenn es mir nicht gelang, ihn während der Fahrt noch zur Vernunft zu bringen, so musste ich sehen, dass er im Auto den Spaß daran verlor, mit Schusswaffen herumzuspielen. Wahrscheinlich würde er mich zwingen, zu fahren, und Wenn ich erst mal am Steuer eines Autos sitze, dann fallen mir gewöhnlich ein paar sehr hübsche Sachen ein, die man mit einem Wagen machen kann und die dem Beifahrer gewöhnlich nicht gut bekommen.
Ich musste auf den Flur gehen und warten, bis Belbook die Tür geschlossen hatte, freilich ohne sie zu verschließen.
»Weiter!«, befahl er.
Ich marschierte vornweg. Er blieb ganz dicht hinter mir. Am Absatz der Treppe blieb ich stehen.
»Geh weiter!«, zischte Belbook. »Was ist denn los?«
»Armer John«, sagte ich traurig. »Da unten steht ein Kollege von mir, der nicht weiß, dass ich ein Kollege bin, und ich fürchte, er wird uns nicht an sich vorbeilassen.«
Es stimmte genau. Am unteren Ende der Treppe stand Frank Michigan und sah zu uns hinauf.
***
Es war eine verdammte Situation, aber sie hätte nicht so tragisch zu enden brauchen, wenn Belbook eine Spur Vernunft behalten hätte.
Zuerst fragte er: »Ist das wirklich ein G-man?«
»Ja«, antwortete ich, »aber ich habe ihn nicht bestellt.«
»Lüge«, zischte Belbook, und ich fühlte, wie er seine Pistole aus der Tasche riss.
Ich ließ mich fallen und warf mich nach hinten gegen seine Beine. Es ging ganz gut, aber ein Schuss löste sich doch noch aus seiner Kanone. Wir haben nie ganz klären können, wen er treffen wollte, aber ich glaube, er hatte diese erste Kugel Michigan zugedacht. Hätte er mir eine Kugel in den Rücken jagen wollen, so wäre es ihm sicher nicht auf ein Loch in der Jackentasche angekommen, und er hätte die Pistole erst gar nicht herausgenommen.
Diese erste Kugel traf niemand, und dann wirkte mein Angriff. John Belbook fiel über mich hinweg auf die Treppe, überkugelte sich. Für eine Sekunde sah es so aus, als sollte er bis vor Michigans Füße rollen.
Aber Belbook war ein Mann mit ziemlicher Körpergewandtheit. Er spreizte die Beine und stoppte seinen Sturz auf dem Podest, das die Treppe in der Mitte unterbrach. Er lag auf dem Rücken, eine Hand in die Stäbe des Geländers gekrallt, und in der anderen die Kanone, die noch sieben Kugeln enthielt.
Ich wollte ihm nachspringen, aber seine Hand zuckte hoch. Ich rollte mich rückwärts, aber die Kugel hörte ich noch pfeifen.
Zwecklos, dachte ich, hole erst die Smith & Wesson aus dem Zimmer! Ich rollte weiter bis zur zweiten Tür links, und während dieses kurzen Weges krachten fünf oder sechs Schüsse, die nicht nur aus einer Pistole stammten.
Am Ende der kurzen, heftigen Knallerei gellte der Schrei eines Menschen, gefolgt von tiefer Stille, und in diese Stille hinein hörte ich das Poltern eines Körpers, der fiel.
Das geschah, als ich die Tür erreicht hatte.
Ich huschte in das Zimmer hinein, nahm meine Kanone von Belbooks Bett und lief zur Tür zurück.
Ich riss sie auf und wollte auf den Gang hinaus.
»Hände hoch!«, schrie Frank Michigan, der schon am obersten Absatz der Treppe stand. Er sah, dass ich ein Schießeisen in der Hand hielt und rief: »Weg mit der Kanone, oder es knallt!«
Ich wischte in das Zimmer zurück und schlug die Tür zu. Er schoss tatsächlich. Ich hörte das Holz splittern.
Nichts finde ich hässlicher, als von einem Kollegen erschossen zu werden. Ich hätte ihm natürlich den FBI-Ausweis unter der Tür herschieben und anschließend seine Entschuldigung in Empfang nehmen können, aber wenn ich irgendeine Sache inkognito zu erledigen habe, dann nehme ich nicht gern die Maske vom Gesicht, nur weil es gerade mal ein bisschen schwierig wird.
Ich schob den Tisch, zwei Stühle und mit einem Fußtritt das Eisenbett vor die Tür.
»Kommen Sie raus, Hutter!«, befahl Michigan draußen.
»Kommen Sie rein!«, rief ich zurück. Ich wusste, dass er es nicht ohne Weiteres tun
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