0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst
hörte ich den Zollbeamten sagen. »Ich schreibe dir die Quittung.«
Tockbeen zahlte den Betrag und legte einhundertundfünfzig Dollar zu. Der Zöllner lächelte und zog den Schlagbaum hoch.
»Verdammt einfach, fünfzig Kilo Rauschgift in die Stadt zu schmuggeln«, sagte ich, als wir das Hafengelände hinter uns gelassen hatten. »Genau so einfach könntest du wahrscheinlich auch eine Atombombe einschmuggeln, Fat?«
»Warum soll ich eine Bombe einschmuggeln«, lachte er. »Daran ist nichts zu verdienen.«
Wir stoppten vor dem Nebeneingang der Seven Stars. Freddy, der Portier, sah uns und kam diensteifrig hinzu. Ich schickte ihn wieder auf seinen Platz.
Tockbeen wühlte in den Säcken herum.
»Das ist der Richtige! Fass an!«
Wir trugen das Marihuana in den Abstellraum neben der Küche. Ich schloss ab.
»Hoffentlich werde ich den Dreck bald los«, knurrte ich. »Ich werde keine Nacht mehr ruhig schlafen, solange das Zeug sich hier im Haus befindet.«
»Ich habe dir bessere Nerven zugetraut«, meinte Tockbeen. »Wiedersehen, Stanley.«
Ich ging in mein Büro. Auf dem Schreibtisch lag ein Umschlag. Ich riss ihn auf. Ein Zettel fiel heraus, beschrieben mit Druckbuchstaben.
Verteile die Ware gemäß der folgenden Liste. Du brauchst kein Geld zu kassieren. A.
Die Liste enthielt viele Namen. Der Antiquitätenhändler Stewman und der Kneipenbesitzer Cassiack befanden sich darunter, außerdem über zehn Leute, deren Namen ich noch nie gehört hatte. Hinter jedem Namen war die Menge Marihuana angegeben, die ich den Leuten überbringen sollte.
Ich brauchte genau einen Tag, um das Marihuana gemäß Alberts Liste zu verteilen. Es waren die unterschiedlichsten Typen darunter.
Stewman nahm die Ware ohne Kommentar entgegen. Cassiack sah mich aus seinen kleinen Russenaugen an.
»Ihr arbeitet prompt«, sagte er leise.
»Was meinst du?«, fragte ich.
»Die Belbooks.«
»Wunderst du dich nicht, dass ich kein Geld verlange?«, wechselte ich das Thema.
»Nein«, sagte er. »Das ist schon öfters vorgekommen.«
Unter den zehn anderen Leuten, die ich belieferte, befanden sich vier Besitzer von Drugstores, ein schwarzer Schuhputzer, der eine erstaunliche Menge erhielt und fünf Burschen, die Vertreter von Beruf zu sein schienen, und das Rauschgift wahrscheinlich an den Türen ihrer Kunden verkauften.
Ich kam lange nach Mitternacht nach Hause. Conally, der mir beim Abpacken geholfen hatte, fragte: »Alles in Ordnung?«
Ich nickte. In der Bar lärmten ein halbes Dutzend fröhlicher Farmer aus der Provinz mit Suzy, Joan und Ann.
»Ich bin hundemüde«, sagte ich. »Kümmere du dich um die Bar! Ich denke, ich lege mich gleich ins Bett.«
Ich zog mich in mein Büro zurück, schloss die Türen und begann, auf- und abzugehen.
Ich hatte heute ein beachtliches Quantum Gift verteilt, ohne dass ich von Albert auch nur die Nasenspitze gesehen hätte. Ich begann zu erkennen, dass das gleiche noch ein Dutzend Mal passieren konnte.
Also Schluss mit diesem Ringelreihen?! Ja, mir blieb keine andere Wahl mehr.
Schade war es doch! Ich saß ganz schön im Ring, und wenn das Geschäft mit den fünfzig Kilo glatt über die Bühne ging, musste Albert Vertrauen zu mir gewinnen. Nützte das etwas? Es nützte nichts. Reno und Tockbeen hatten sicherlich Hunderte von Kilos für Albert untergebracht, ohne ihn je gesehen zu haben. Ich musste aufgeben, bevor durch das Marihuana zu großer Schaden angerichtet wurde.
Aber konnte ich die Verteilerorganisation nicht auffliegen lassen, ohne meine Zugehörigkeit zur Polizei dabei zu verraten? Ich probierte alle Möglichkeiten in Gedanken durch. Es gab eine Chance: wenn ich mich selbst mitverhaften ließ. Damit konnte ich die Aufdeckung hinauszögern, allerdings höchstens bis zur Gerichtsverhandlung.
Ich entschloss mich zu diesem Weg und begann gleich, ihn einzuschlagen. Ich rief Steve herein, und ich spielte ihm eine Szene vor, die ihn glauben lassen sollte, dass ich mit meinen Nerven am Ende sei. Ich fing harmlos an.
»Noch viele Gäste da?«
»Nur zwei Burschen, die sich von Suzy und Ann nicht losreißen können.«
Ich lief im Zimmer auf und ab wie ein Tiger im Käfig.
»Sieh zu, dass du sie los wirst, Steve, schließ die Bar und schicke alle nach Hause!«
»Warum?«, fragte er.
Ich brüllte ihn stilgerecht an. »Tu, was ich dir sage!«
Er flatterte zur Tür. Ich stoppte ihn mit einem Zuruf: »Steve!« Ich wankte ihm malerisch gebrochen entgegen, legte einen Arm um seinen Hals, blickte ihm
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