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012 - Der mordende Schrumpfkopf

012 - Der mordende Schrumpfkopf

Titel: 012 - Der mordende Schrumpfkopf
Autoren: Larry Brent
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getötet und ihre Leichen verschwinden lassen. Es war der
Preis für die andere Seite - für die Fähigkeiten, die man mir zugute kommen
ließ. Eine Art Blutgeld. Einmal jährlich ein Ritualopfer. Das letzte Opfer habe
ich übrigens erst vorgestern gebracht.
    Das kleine Serviermädchen aus dem »Libertad«, das man so
verzweifelt sucht. Ich habe es getötet. Ihre Leiche liegt noch luftdicht
verschlossen in meiner Trickkiste. Dort wird sie bleiben - ein ganzes Jahr
lang.«
    »Was wollen Sie damit sagen? Wollen Sie mich zu Ihrem Komplizen
machen?«
    Vernons Stimme klang heiser. Er hatte etwas anderes sagen wollen,
aber diese Worte waren fast mechanisch über seine Lippen gekommen.
    »Ich will Ihnen damit erklären, daß meine Rache folgt, wenn Sie
Ihren verrückten Gedanken, mich aus der Welt zu schaffen, aufrechterhalten.
Prüfen Sie meine Worte nach, noch ist es Zeit! Kehren Sie zurück zum Bus, ich
verrate Ihnen den Mechanismus, der den doppelten Metallboden öffnet! Sie werden
die Leiche entdecken.«
    »Selbst wenn Sie das Mädchen aus dem »Libertad umgebracht haben,
hat das nichts mit meiner Rache zu tun. Ich werde der Polizei einen Tip geben.
Mag die sich drum kümmern.«
    Vernon nahm einen Pfeil von der Wand. Die Spitze war mit einem
Lederschaft versehen, den er vorsichtig abzog.
    »Es befindet sich Curare dran, Estrello. Es geht ziemlich schnell.
Das ist immerhin ein Trost.«
    »Tun Sie es nicht, Vernon. In Ihrem eigenen Interesse! Was
nachkommt, wird furchtbar sein! Anja wird Ihnen auch nach meinem Tod nicht
gehören. Vergessen Sie das nie. Sie werden sie verlieren - durch mich, weil sie
immer mir gehört hat.
    Mit der Pfeilspitze ritzte Vernon das Hemd und die Haut am linken
Oberarm Estrellos.
    Bewegungs- und Atmungsmuskulatur setzten sofort aus, als das Gift
in die Blutbahn eingeschleust wurde.
    Von einer Sekunde zur anderen war Estrello, der große Magier und
Menschenverächter tot.
    War er das wirklich?
     
    ●
     
    Wenige Minuten nach dem Start der viermotorigen Boeing 707 erhielt
Larry Brent über den PSA-Ring eine direkte Nachricht vom Hauptquartier.
    X-RAY-1 teilte ihm mit, daß Estrello seinen ursprünglichen
Standort verlassen und sich auf dem Weg nach Quito, der Hauptstadt des Landes,
befand.
    »Wunderbar, Sir«, flüsterte Larry. »Dann bleibt mir ein Umweg
erspart. Ich laufe Estrello, besser gesagt, fliege ihm genau in die Arme.
Vielleicht wartet er sogar vor dem Flughafengebäude auf mich? Die PSA macht mir
eben das Leben verdammt leicht.«
    X-RAY-1 ließ sich nicht weiter darauf ein. Er wünschte seinem
Agenten viel Glück und brach die Verbindung ab.
     
    ●
     
    Die Dame auf dem Platz vor Brent wandte den Kopf. Älteres
Semester, unbemannte Lehrerin mit Nickelbrille, schätzte der PSA-Agent. »Wie
bitte, mein Herr?« fragte der Alte- Jungfern-Typ. »Was wollten Sie gerne
wissen? Sie haben mich doch eben angesprochen? «
    »Es ist nichts, Muttchen«, bemerkte X-RAY-3 tröstend. »Ich habe
die dumme Angewohnheit, manchmal Selbstgespräche zu führen.«
    Sie warf ihm über den Rand der Brille hinweg einen bedauernden
Blick zu. »Ach, das ist aber schlimm. In Ihrem Alter, junger Mann? Das deutet
auf eine hochgradige Nervosität hin.«
    »Wem sagen Sie das, meine Dame!« Larry winkte ab. »Der Streß des
Alltags fordert das Letzte von einem. Den ganzen Tag Konferenzen,
Besprechungen, Telefonate... Da geht man vor die Hunde. Und wenn man allein
ist, redet man weiter, und merkt das schon gar nicht mehr.«
     
    ●
     
    Paul Vernon war zufrieden mit seiner Arbeit.
    Der etwas mehr als faustgroße Schädel Estrellos wies eine
Besonderheit auf: zwischen den etwas angehobenen Lippen zeigten sich die
Nagezähne einer Ratte.
    Mit fiebrigem Glanz in den Augen hängte Vernon den Schrumpfkopf an
der Stelle auf, die er dafür vorgesehen hatte.
    Die Sammlung war abgeschlossen. Sie war perfekt.
    Vernon war übermüdet. Seit über vierzig Stunden hatte er praktisch
kein Auge geschlossen. Am späten Nachmittag endlich kam er dazu, sich
hinzulegen. Niemand störte ihn. Im Dorf war es ruhig. Selbst den Kindern war es
zuviel, bei der tropischen Hitze im Freien herumzurennen. Sie hockten im
Schatten oder badeten unten am Fluß. Das Dorf war wie ausgestorben. Erst gegen
Abend füllte es sich wieder. Aber auch da ließ man ihn noch in Ruhe.
    Es wurde dunkel, die Temperatur etwas angenehmer. Ein Feuer
prasselte auf dem Dorfplatz, die Alten und die Frauen hantierten an den
Kochstellen. Die Jäger hatten fette Beute mit
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