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012 - Der Schatten des Vampirs

012 - Der Schatten des Vampirs

Titel: 012 - Der Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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und rollten über die Gitarre, die in Stücke ging. Das unheilvolle Instrument gab seine Seele auf und stieß ein Wimmern aus, das diesmal wirklich wie ein angstvoller Tierschrei klang. Die beiden Männer hatten das Instrument zertrümmert, die Saiten zerrissen.
    Die nackte Frau im Raum fröstelte unter den Weihrauchschwaden. Die „Mama“ spürte mit geschlossenen Augen dies Frösteln.
    „Bleib ruhig, Nina“, sagte sie, „gleich ist es vorbei. Die bösen Geister treten den Rückzug an.“
    „Mama, Mama, ich höre draußen etwas“, stöhnte Concha.
    Die Priesterin erschrak. Männer vielleicht? Kein unbefugter Männerblick durfte die Messe stören, das war strengstes Gesetz.
    Sie befahl den Frauen kurz, ihren Gang fortzusetzen, und eilte hinaus.
    Dort hatte eben Santiago sein Knie auf die Brust des Gegners gepresst. Felipe hatte sich nicht mehr verteidigen können, er war zu überrumpelt gewesen.
    Santiago fluchte: „Verdammtes Schwein! Du bist noch einmal gekommen, um deine Teufelsserenade zu spielen!“
    Felipe, im Würgegriff, konnte nicht antworten, aber er hatte noch soviel Kraft, Santiago ins Gesicht zu spucken.
    Der brüllte weiter: „Du Hundesohn! Du hast Concha verhext, nicht wahr? Du warst bei der Bruja. Gib’s doch zu!“
    Felipe zischte nur einen Fluch und schwieg.
    Außer sich vor Wut schrie Santiago: „Du wirst mir die Wahrheit schon noch verraten. Und wie man deinen Zauber brechen kann.“ Jetzt erst kam Felipe wieder zu Atem.
    Er stieß hervor: „Concha gehört mir. Du bist es, der sie gestohlen hat. Ich habe sie zurückerobert, das ist alles. Und sie wird meinem Ruf immer wieder folgen. Nie mehr wirst du sie allein besitzen.“
    Santiago hielt seinen Feind noch immer mit aller Kraft zu Boden gepresst.
    „Du gibst es also zu, es ist Hexerei. Aber was für eine, sage es endlich, oder …“
    Immer noch auf ihm kniend, damit er nicht aufstehen konnte, hielt Felipe ein Bruchstück der zerschlagenen Gitarre vor das Gesicht.
    „Damit hast du sie angelockt. Aber deine Gitarre ist kaputt. Und wenn du mir jetzt nicht sagst, wie man Concha erlösen kann, dann steche ich dir die Augen aus.“
    Er ergriff ein Holzstück des Gitarrenleibs. Es war scharf gezackt und spitz wie ein Messer. Felipe zitterte, als er es sah.
    „Du, hörst du, die Wahrheit! Wer hat dir beigebracht, wie man Concha behext?“
    Da Felipe immer noch schwieg, brachte Santiago die Spitze ganz nah vor seine Augen. Felipe machte übermäßige Anstrengungen, um sich zu befreien, aber er konnte seinen Gegner nicht abschütteln.
    „Du hast noch einen Augenblick Zeit, um dich zu besinnen. Dann steche ich zu.“
    Entsetzt fühlte Felipe die Spitze im Gesicht. Er würde nicht sprechen, obwohl er wusste, dass Santiago keine Gnade kannte.
    „Santiago! Was tust du? Du störst die ‚Limpia’.“
    Es war die „Mama“, die herausgekommen war. Ein kleiner Lichtschein fiel aus ihrer Laterne auf die beiden Männer am Boden. Sie erkannte sofort, was Santiago vorhatte.
    „Du bist es, „Mama“! Dieser Dreckhaufen hier gibt alles zu. Er war bei der Hexe. Jetzt wird er uns sagen, was wir tun müssen. Oder …“
    „Lass ihn los“, schimpfte die „Mama“. „Keine Gewalt, ehe die ‚Limpia’ zu Ende ist. Ich habe dich gewarnt. Lass ihn los, sonst geschieht etwas Schreckliches mit deiner Freundin.“
    Santiago ließ sich überzeugen. Er warf den Holzsplitter weg, ließ Felipe los und stand auf. Dieser kam nur mühsam auf die Beine.
    „Ich habe noch nie jemanden so schön im Griff gehabt“, sagte Santiago bedauernd. „Er hätte reden müssen.“
    „Wenn du ihn besiegen willst, so tu das“, sagte die „Mama“ bestimmt, „aber nicht bei Nacht, sondern in einem anständigen Duell, vor allen anderen. Wie hast du ihn hier denn unter dich gebracht? Ich wette, du hast ihn einfach überfallen.“
    „Genauso war’s“, sagte Felipe ruhig. „Er hat mich angesprungen, von hinten.“
    Die „Mama“ hob ihre Laterne und beleuchtete Felipes verzerrtes Gesicht.
    „Und was tust du hier mit deiner Teufelsgitarre? Du wolltest die Kleine wieder behexen, stimmt’s?“
    Sie seufzte. Ihre Stimme, die sich überall im Dorf Respekt verschaffte, befahl auch hier.
    „Schlagt euch! Das muss sein. Nur Blut kann die Beleidigung der hellen Mächte, die bei der ‚Limpia’ angerufen wurden, um Concha zu reinigen, wiedergutmachen. Aber der Kampf soll am Tag stattfinden, vor aller Augen. Hört ihr, ihr beiden? Ich weiß, dass vorher doch keiner nachgeben

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