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012 - Der Schatten des Vampirs

012 - Der Schatten des Vampirs

Titel: 012 - Der Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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seiner Stärke, trotz der vielen Duelle, die er schon hinter sich hatte, war Santiago nur halb so ruhig, wie er tat. In einem normalen Kampf unter Männern hätte ihm keiner etwas anhaben können. Aber der Gedanke an Felipes Verbindung zu schwarzen Mächten ließ ihn nicht los. Concha hatte nur ausgesprochen, was er selbst schon dumpf gefühlt hatte und was er nur nicht wahrhaben wollte.
    Vom Erfolg der „Limpia“ war er nicht überzeugt. Denn
    Concha hätte sich normalerweise befreit fühlen müssen nach dieser Reinigungsprozedur. Sogar die „Mama“ war ein wenig skeptisch. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie Felipe und Santiago die Schuld daran gab, die durch ihr unvorhergesehenes Auftauchen in jener Nacht das Ganze verdorben haben konnten. Sicher, man konnte es wiederholen, aber natürlich erst später; Die unsichtbaren Mächte ließen sich durch menschliche Wünsche kaum zwingen.
    Concha glaubte fest, ohne dies Santiago zu verraten, dass Felipe mit oder ohne Gitarre weiterhin Macht über sie behalten würde. Dieser Gedanke verfolgte sie. Außerdem hatte ihr die „Mama“ einen Floh ins Ohr gesetzt: Wenn Santiago siegreich sein würde – und alles sprach dafür, denn er war jünger, stärker und flinker als Felipe –, dann wäre es in seinem eigenen Interesse, wenn er den Rivalen verschonte.
    „Ich glaube ganz bestimmt, wie du auch, dass Felipe immer noch Macht über dich besitzt“, hatte die „Mama“ gesagt. „Und wenn Santiago ihn tötet, ehe du ganz seinem Einfluss entrissen bist, wird keine ‚Limpia’ mehr helfen können. Dann wirst du auf ewig an einen Toten gekettet sein, mit allen deinen Sinnen.“
    Concha nickte zustimmend. Sie musste Santiago überzeugen, dass er Felipe nicht töten durfte. Es war ja schon genug, dass er ihm ausgeliefert sein würde.
    Sie versprach ihm, unaufhörlich für ihn zu beten und während des Duells vor dem kleinen primitiven Madonnenbild zu knien, das die „Mama“ aufgestellt hatte. Dann steuerte sie ihr Thema an.
    Santiago nahm ihren Vorschlag verständnislos auf. „Felipe schonen? Bist du verrückt?“ Sofort erwachte sein Misstrauen. „Liebst du ihn immer noch?“
    „Ich? Das wagst du mir zu sagen?“
    Santiago kam drohend auf sie zu.
    „Warum dann dieses Mitleid für einen Schuft wie ihn? Vergisst du denn, was er uns angetan hat? Du selbst hast mich gerade an all dies wieder erinnert.“
    „Also, wie kannst du mich dann verdächtigen?“ rief Concha gekränkt aus. „Ich hasse ihn, ich verachte ihn von ganzem Herzen und auch mit meinem Körper, der sich seiner wilden Lust hingeben musste. Nur, Santiago, du musst bedenken, ich bin an ihn gebunden.“
    „Hat denn die ‚Limpia’ die Verstrickung nicht lösen können?“
    „Vielleicht nicht. Die ‚Limpia’ war ja noch nicht zu Ende, als ihr mit eurer Rauferei gestört habt. Ihr habt die Geister aufgescheucht. Ich höre jedenfalls das Lied noch immer. Wenn ich es mir doch aus dem Hirn reißen könnte!“
    Sie fasste ihren Kopf mit beiden Händen und hämmerte wütend und voller Verzweiflung gegen die Schläfen.
    Santiago biss sich auf die Lippen. Was er Concha bis jetzt nicht gestanden hatte, war, dass er diese Melodie auch mit sich herumtrug. Hinterlistig hatte sie sich bei ihm eingenistet, als er von dem Vampir träumte. Das schreckliche Lied, das die Bruja aus dem Tal des Todes weitergegeben hatte, hatte ihn gelähmt, während es Concha verführt hatte. Und beide standen sie noch in seinem Bann.
    Jetzt sprach Concha ihre Befürchtungen aus. „Was ist, wenn er stirbt, solange ich ihm noch verfallen bin?“
    Santiago dachte nach.
    „Also gut“, sagte er, „ich will sein Leben schonen, wenn ich ihn erst bezwungen habe.“
    „Schwörst du mir das?“
    „Ich schwöre es, Concha, nur …“
    Der ehemalige Viehhüter machte eine drohende Geste, und sein Gesicht verzerrte sich gefährlich, so dass Concha vor der Wildheit ihres Geliebten fast Angst bekam.
    „Wie er dann leben muss, das wird hundertmal, tausendmal schlimmer sein als der Tod.“
    „Wenn auch!“ rief die Tänzerin aus. „Ich will ja nur, dass wir beide frei sein können, du und ich, dass wir einander gehören – sonst will ich ja nichts.“
    Sie umarmten sich leidenschaftlich und versuchten das Zauberlied, das in ihren Pulsen pochte, zu vergessen. Jedoch das Lied der Gitarre, die nun geborsten war, wucherte in ihnen wie ein giftiges Unkraut.
    Am Mittag dachten die Seringueiros überhaupt nicht ans Essen. Sie hatten sich am Rand

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