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012 - Der Schatten des Vampirs

012 - Der Schatten des Vampirs

Titel: 012 - Der Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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des Urwalds versammelt, der mit seinen Pflanzen und Blumen üppig in die Pflanzung züngelte. Von der Posada her kamen die Mädchen wie zu einem Fest. In dieser gottverlassenen Gegend bedeutete so ein Duell eine Attraktion. Für nichts auf der Welt hätte man es verpassen wollen. Sogar die „Mama“ war da, von jedem respektiert oder sogar ein bisschen gefürchtet. Von ihr hing viel ab, denn sie war es ja, die das bisschen Vergnügen für die Männer auf der Pflanzung austeilte. Außerdem schrieb man ihr einige okkulte Kräfte zu.
    Nur Concha fehlte. Sie kniete in einem Winkel der Posada vor der Madonna, wie sie es versprochen hatte. In diesem Dschungel gab es nicht einmal eine Kapelle, und so opferte sie der kleinen Gipsfigur in naiver Frömmigkeit die Zauberkräuter, die sie in Weihrauchschalen verbrannte, und die auch schon zur „Limpia“ benutzt worden waren.
    Sie wollte die ganze Zeit auf den Knien bleiben und den Himmel anflehen sowie die hellen Mächte der „Mama“, damit Santiago geschützt würde und das Leben Felipes erhalten bliebe. Denn sie wollte nicht über den Tod hinaus seine Geliebte bleiben.
    Die Seringueiros und die Frauen erwarteten aufgeregt den Beginn des Duells. Weil jeder die Hintergründe der Geschichte kannte, fühlte sich jeder persönlich beteiligt. Ein Duell an sich war schon eine Abwechslung für das Dschungelvolk, das ständig dem Tod ins Auge blicken musste, ob unter praller Sonne oder in gefährlicher Tropennacht. Aber ein Duell um eine Frau, das war einmalig! Denn jeder spielte irgendwie mit. Wenn es ein Mann war, wollte er am liebsten auch für die schönen Augen einer Frau sein Blut vergießen, und jede Frau – und war sie noch so abgetakelt – wollte gern der Preis in einem solchen Turnier sein. Hier kam sogar noch etwas hinzu: Felipes Ritt in das Tal des Todes, die lockende Gitarre, die „Limpia“ – lauter Geheimnisse, die inzwischen jeder kannte.
    Ungeduldig traten die Zuschauer von einem Bein auf das andere, weil die beiden Kämpfer noch nicht in den Ring getreten waren. Niemand hatte den Anordnungen der „Mama“ Widerspruch geleistet. Aber heute wollten sie es plötzlich genau wissen. Gerade die ältesten Arbeiter der Pflanzung, die die Hoffnung auf eine Rückkehr in die Zivilisation schon längst aufgegeben hatten, bestanden auf einem genauen Reglement.
    Sie maßen den Platz aus, bestimmten die Waffenart und verfügten, was erlaubt und was nicht erlaubt sein sollte. Außerdem wurden Kampfrichter ausgelost, die unter den Heveas warteten.
    Punkt zwölf erschienen Felipe und Santiago. Einige Kameraden und zwei, drei Mädchen begleiteten sie. Sie trugen Leinenschuhe und waren nur mit der üblichen Lederhose bekleidet, die die Oberschenkel und die Waden freiließ. Darüber trugen sie ein leichtes Hemd, so dass sie sich ungehindert bewegen konnten.
    Ein ungeschriebenes Gesetz verlangte, dass die beiden Duellanten die Machadila benutzten, die ja eigentlich nur zum Anzapfen der Heveas diente. Da aber beide Männer ehemalige Viehhüter waren, die erst später in den Urwald kamen, hatte man ihnen erlaubt, ihre Peitschen zu benutzen. Diese Peitschen mit den kurzen Riemen gehörten zur Ausrüstung der Viehhirten auf den Campinas. Ihr zusätzlicher Einsatz sollte den Kampf noch steigern.
    Im Allgemeinen lagen die Sympathien auf Seiten Santiagos. Die rauen Männer und die heruntergekommenen Frauen, denen das Klima der Grünen Hölle am Amazonas zusetzte, genossen diese Liebesgeschichte ganz besonders. Man wusste, dass Concha mit Felipe unglücklich gewesen war, und man freute sich über die Romanze, die sie mit Santiago erlebte.
    Aber gleichzeitig hatte man auch Angst vor Zauberei. Jeder hatte davon gehört, dass Felipe einen Teufelspakt geschlossen haben sollte, den die Bruja im Tal des Todes vermittelt hatte. Alle hatten diesen Verdacht.
    Die Mädchen wiederum dachten mehr wie Concha. Santiago war zwar ein hübscher Junge und stark war er auch, aber es hing doch alles von Felipe ab, der die Unterstützung der Magie hatte.
    Die beiden Gegner belauerten einander. Hass sprach aus ihren Blicken, bei Santiago unterstrichen von herablassender Verachtung, bei Felipe von höhnischem Spott. Immerhin war Felipe Conchas Liebhaber gewesen. Und er hatte sie – wie jeder wusste – wenigstens für eine Stunde zurückgewonnen. Er hatte sein Eigentum wieder in seinen Besitz gebracht. Santiago kam darüber einfach nicht weg. Und Felipe spielte dies durch Gesten und Blicke hemmungslos

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