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012 - Der Schatten des Vampirs

012 - Der Schatten des Vampirs

Titel: 012 - Der Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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selbst, so dass die Rüschen ihres farbigen Kleides raschelten. Ihr Haar hatte sie aufgesteckt mit einem Kamm und trug eine rote Blüte darin wie die Andalusierinnen.
    Wie eine müde Katze reckte sie die Glieder.
    Santiago war schlecht gelaunt und sagte: „Bei diesem Hundewetter müssen wir morgen bestimmt in die Pflanzung, die Bäume saubermachen.“
    Tatsächlich genügte eine einzige solche Nacht, um den Urwald in die Heveas eindringen zu lassen.
    Concha legte die Arme um seinen Hals.
    „Denk jetzt nicht an morgen. Diese Nacht gehört erst einmal uns!“
    Besänftigt lächelte er ihr zu. Da schrie sie auf. Spinnen und Insekten flüchteten bei diesem Wetter in die menschlichen Behausungen. Nachtschmetterlinge um flatterten die Lampen. Aber Concha hatte eine Vogelspinne an der Wand entdeckt, schwarz und samtig, mit kleinen grünen Augen, die sie böse anstarrten.
    Santiago schlug das gefährliche Tier herunter und zertrampelte es. Es hinterließ einen hässlichen Fleck auf dem Boden.
    „Habe keine Angst, Liebste, es ist ja schon vorbei.“
    Concha zitterte am ganzen Leib, denn sie wusste, welcher Gefahr sie um ein Haar entronnen waren.
    Santiago nahm sie in die Arme und küsste sie. aber ihr Herz schlug so laut, dass er es hören konnte. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Sie hatte sich noch immer nicht an die bösen Überraschungen des Dschungels gewöhnt.
    „Nimm einen Schluck, Cachaca, das wird dir gut tun.“
    Die Beine versagten ihr den Dienst, sie musste sich hinsetzen. Santiago suchte die Schnapsflasche und fand sie nicht.
    Er schimpfte ärgerlich vor sich hin: „Dieses Schwein hat sie bestimmt weggenommen. Sicher ist er wieder besoffen.“
    Concha stand noch immer unter dem Eindruck der überstandenen Gefahr. Sie zündete sich eine Zigarette an, um sich abzulenken. Santiago beeilte sich, ihr Feuer zu geben. Erleichtert stieß sie die erste Rauchwolke aus, da fing er nochmals an: „Ein Schnaps würde dir gut tun. So ein Schluck Alkohol hält Leib und Seele zusammen. – Felipe! Felipe …!“
    Felipe schlief in dem Anbau neben der Hütte. Das kleine Haus war durch eine Trennwand in zwei Hälften geteilt – ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer. Santiago klopfte heftig an die Wand, wie er das oft tat, wenn er nachts heimkam und noch etwas haben wollte.
    Aber Felipe, der sonst immer gleich aufstand, antwortete heute nicht.
    „Ich sage dir, der ist besoffen!“ schimpfte Santiago.
    Concha hatte sich langsam erholt.
    „Das würde er niemals wagen“, sagte sie. „Seit dem …“, sie unterbrach sich, weil sie nicht sagen wollte „Duell“, „… ist ihm das nicht ein einziges Mal passiert.“
    „Einmal fängt alles an. Außerdem will ich, dass er den Dreck hier aufputzt.“
    Er zeugte auf den hässlichen Flecken, den die zertretene Spinne hinterlassen’ hatte. Noch einmal pochte er an die Wand, um Felipe zu wecken, aber ohne Erfolg.
    „Lass ihn in Ruhe, gehen wir ins Bett“, sagte Concha.
    „Ich will aber wissen, was los ist“, schimpfte Santiago, der sich ärgerte, dass er die Schnapsflasche nicht fand. Er ging hinaus, um die Hütte herum, und machte die Tür zum Anbau auf. Concha hörte ihn fluchen. Er hatte die Flasche mit dem Cachaca nicht gefunden, aber Felipe war auch nicht da. Trotz des strömenden Regens rannte Santiago in die Dunkelheit hinaus.
    Concha rief ihm nach, da sie nicht wusste, was er vorhatte.
    „Ich gehe nur zu den Pferdeställen“, sagte er, und sie hörte, wie sich seine Schritte entfernten.
    Ganz in der Nähe ihrer Hütte lag der flache Bau, in dem die Seringueiros ihre Pferde einstellten. Auch Santiagos Pferd stand dort. Felipes Pferd hatte dort auch seinen Standplatz gehabt, aber es war inzwischen längst verkauft.
    Santiago hatte eine Ahnung. So wie er befürchtet hatte, führten Spuren von der Hütte zum Pferdestall. Und richtig – er platzte fast vor Wut, als er bemerkte, dass sein Tier nicht da war.
    Die Spuren waren trotz Dunkelheit und Regen ganz gut sichtbar, denn die Hufe waren tief in den feuchten Boden eingesunken. Santiago überlegte keinen Augenblick und rannte der Spur nach.
    Seiner Meinung nach hatte Felipe das schlechte Wetter ausgenutzt, in dem sich normalerweise kein Hund vor die Tür wagte, und hatte sich aus dem Staub gemacht, um die Bruja zu besuchen. Er wollte sich wohl einen neuen Zauber holen, und dazu brauchte er ein Pferd.
    Santiago war sicher, dass er noch nicht weit sein konnte, denn mit seinen verkrüppelten Beinen konnte er sich nur

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