012 - Der Silbermann
Fähigkeit hatte ich mal. Ich habe sie verloren. Ich habe alle meine übernatürlichen Kräfte verloren. Erst kürzlich.«
»So ein Pech. Wodurch?«
Mr. Silvers Miene verfinsterte sich noch mehr. »Es gibt einen gefährlichen Schwarzmagier. Mago ist sein Name. Er jagt abtrünnige Hexen. Ich bin mit einer solchen Hexe befreundet. Tony und ich mußten gegen Mago und seine Schergen kämpfen. Dabei erwischte mich ein solcher Scherge mit der Todespeitsche. Und vorbei war’s mit meiner übernatürlichen Kraft.« Die Kiefer des Ex-Dämons mahlten. »Aber eines Tages werde ich wiedererstarken, drauf könnt ihr Gift nehmen. Und dann soll Mago sich verdammt vor mir in Acht nehmen!«
Wir luden unsere Waffen.
Den ersten Angriff aus dem Jenseits hatten wir zurückgeschlagen, aber so schnell gaben unsere schwarzen Feinde bestimmt nicht auf. Sie formierten sich in diesem Augenblick höchstwahrscheinlich neu. Vielleicht holten sie auch Verstärkung. Wir mußten damit rechnen, daß sie schon bald wieder auf uns herabstoßen würden.
Ich wandte mich an Crenna. »Ich glaube, ich muß Abbitte leisten.«
Er grinste mich an. »Sie haben mir lange Zeit nicht getraut.«
»Tut mir leid.«
»Ich trag’s Ihnen nicht nach. Das geht vollkommen in Ordnung. Sie konnten schließlich nicht wissen, wie Sie mit mir dran sind. Ich hätte mich auch als falscher Fuffziger entpuppen können.«
»Um so mehr freut es mich, daß es anders kam.« Ich streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff sie und drückte kräftig zu. Ich hielt ihn aber immer noch für einen sonderbaren Kerl, denn er ließ sich nirgendwo einordnen. »Sie haben hervorragend gekämpft, Daryl.«
Er lachte. »Ich wollte euch nicht zur Last fallen. Ich hatte es ja versprochen.«
»Wissen Sie, was ich denke?«
»Was denn?«
»Daß Sie nicht zum erstenmal gegen Höllenwesen kämpfen. Liege ich mit dieser Vermutung richtig?«
»Vielleicht.«
»Warum so reserviert? Was haben Sie gegen ein offenes Wort, Daryl? Sie sind für mich ein Mann voller Rätsel. Sie erschraken nicht, als uns die Pavian-Dämonen angriffen. Sie reagierten eiskalt. Auch ich hasse die Dämonen. Man nennt mich sogar den Dämonenhasser.«
»Vielleicht habe wir ein andermal Gelegenheit, uns ausführlich über meine Person zu unterhalten, Tony. Ich glaube nicht, daß jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.«
Er wich schon wieder aus. Das machte mich nur noch neugieriger. Aber ich drang vorläufig nicht weiter in ihn, obwohl es mich brennend interessiert hätte, mit wem wir es hier nun wirklich zu tun hatten.
»Sie werden wiederkommen«, sagte Daryl Crenna.
Ich nickte. »Davon bin ich auch überzeugt.«
»Sie haben uns erst mal eine Kostprobe geliefert«, meinte Crenna.
»Das dicke Ende kommt erst.«
»Pavian-Dämonen haben die Menschen also aus der Höllenbucht fortgeholt«, sagte Mr. Silver. »Zuletzt Annette Mann und Arno Beymer. Wir hätten versuchen sollen, zumindest einen Gegner lebend in unsere Hände zu kriegen, dann wüßten wir jetzt schon mehr. Zum Beispiel, was aus Arno und Annette geworden ist. Wohin sie sie verschleppt haben. Ob sie noch am Leben sind.«
»Ich nehme an, sie haben ihre Opfer nach Protoc gebracht«, sagte Crenna. »Das ist die Welt der Pavian-Dämonen.«
Dieser Mann erstaunte mich immer mehr. Was wußte er noch alles? Woher wußte er so gut Bescheid? War er ein Dämonenjäger wie wir? Vielleicht. Aber wieso besaß er keine Waffen? Wenn ich ihm meinen Diamondback nicht überlassen hätte, hätte er mit bloßen Händen gegen die Ungeheuer aus dem Jenseits kämpfen müssen. So verrückt konnte ein seriöser Dämonenjäger doch nicht sein.
Daryl Crenna war für mich ein riesengroßes Fragezeichen.
»Wenn sie wiederkommen«, sagte Mr. Silver, »schnappen wir uns einen. Dem legen wir dann die Daumenschrauben an…«
»Da sind sie!« schrie Crenna.
Und dann brach die Hölle von neuem los.
***
Es waren ebenso viele wie beim erstenmal. Vielleicht sogar um einige mehr. Es wimmelte auf der Yacht nur so von Pavian-Dämonen. Mir kam es so vor, als wären diesmal größere, stärkere Tiere dabei. Wir warteten nicht ihren Angriff ab, sondern machten sofort von unseren Waffen Gebrauch. Drei Affen brachen zusammen.
Während sie vergingen, sprangen die andern über sie hinweg.
Wir kämpften Rücken an Rücken.
Dieses Erfolgsrezept hatte sich vorhin bewährt.
Die Monster mit den Silbermähnen warfen sich uns mit einer erschreckenden Todesverachtung entgegen. Sie hingen nicht an ihrem
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