Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
und bewegte sich dann langsam flussaufwärts. »Zum Stahlvogel!«, rief der rätselhafte Mann mit dem Feldstecher auf der Brust.
    Matt blickte an den Ruderern vorbei zum Bug. Vier weitere Flöße schwammen in der Nähe des rechten Ufers. Drei davon waren mit jeweils gut dreißig Männern besetzt, alle in diesen ulkigen Umhängen und Pluderhosen und mit düsterer Kriegsbemalung.
    Und auf dem letzten Floß befand sich der Jet! Er war schräg zur Seite geneigt, das linke Fahrwerk fehlte, die linke Tragflächenspitze berührte die ungehobelten Stämme. Zehn Ruderer manövrierten das Floß.
    »Vorwärts!«, trieb der Grauhaarige seine Leute an. »Volle Kraft voraus!« Das Floß mit dem Jet rückte näher. Sie wollten es entern, kein Zweifel!
    »Was habt ihr vor? Was? Was?« Der Dicke tobte. Aufgeregt schaukelte er auf seinem Floß herum. Er beschimpfte seine Leute, weil es ihnen nicht gelang, das Floß schnell genug zu wenden.
    Matt stützte das Kinn auf dem Bootsrand auf. Er fühlte sich unendlich schwach.
    »Keine Sorge, Fremder!«, keuchte der Grauhaarige. Wie alle anderen Männer im Boot riss er kraftvoll das Ruder durchs Wasser. »Mit denen werden wir fertig!« Seine weiße Haut war schweißnass. Dunkelblau zeichnete sich das Venengeflecht seiner Handrücken unter der Haut ab.
    Ihre Blicke trafen sich. Die roten Augen faszinierten Matt. Und elektrisierten ihn gleichzeitig. War es vier oder fünf Wochen her, dass er in ähnlich rote Augen geblickt hatte?
    Commander Eve Carlyle hatte ebensolche Augen gehabt. Und auch ihre Haut war so weiß gewesen wie diese…
    »Ich bin Rulfan«, keuchte der Mann.
    »Matt Drax«, krächzte Matthew. Er widerstand dem Bedürfnis, seinen pochenden Schädel zu berühren.
    Der Jet kam näher und näher. Matt blickte zurück. Jede Bewegung schmerzte. Eine Brücke spannte sich weit entfernt über den Rhein. Dahinter die Silhouette des Doms unter dunstigem Himmel. Wie lange war ich bewusstlos? Und wo ist Aruula…?
    Die schwarzgelben Typen begriffen allmählich, was der Grauhaarige vorhatte. Ihr kleiner fetter Anführer kreischte und brüllte wie ein Orang-Utan, dem man seine Lieblingsweiber entführt hatte. Die Männer auf den anderen Flößen versuchten ihre Gefährte vor das Floß mit dem Jet zu steuern, um dem Ruderboot den Weg abzuschneiden.
    Der Grauhaarige - Rulfan - ließ sein Ruder fallen und sprang auf. Er griff hinter sich und zog eine altertümliche Flinte von den Schultern.
    Er legte an und feuerte. Pulverdampf wehte ins Boot. Rulfan lud durch, spannte das Schloss und schoss ein zweites Mal.
    Aufgeregtes Geschrei auf den Flößen der Schwarzgelben. Einige sprangen ins Wasser und schwammen ans Ufer. Andere warfen sich flach auf den Bauch. Der dritte Schuss schlug in den Jet ein. Wie blecherner Glockenklang dröhnte es über den Strom - die Paddler stürzten sich ins Wasser. Das Floß mit dem Düsenjäger trieb führerlos dahin.
    »Mein Vogel!« Von weitem hörte Matt den Fettsack quieken. »Mein schöner Eisenvogel!« Das Boot legte am Floß an; Rulfan sprang hinüber. Er griff sich eine der zurückgelassenen Äxte und begann auf die zusammengebundenen Baumstämme einzuschlagen.
    »Gemeiner Taratzenkopf, du!«, schrie der Dicke über die halbe Flussbreite. Seine Leute hatten es inzwischen geschafft, das Floß gegen den Strom in Fahrt zu bringen. Aber es war noch mindestens sechzig Meter entfernt.
    »Ich versenke ihn!« Rulfans tiefe Stimme donnerte über den Rhein. »Kapiert, Haynz? Ich versenke dein neues Spielzeug!« Er drosch auf das Floß ein. Holzsplitter spritzten in sein wehendes Langhaar.
    »Nein! Nein! Bitte nicht! Bitte, bitte!« Der Fette heulte fast.
    Rulfan richtete sich auf. »Ans Ufer mit euch!«, brüllte er. »Erst wenn jede einzelne Dysdoorer Schwarznase im Ufergras sitzt, hör ich auf!«
    »Und dann? Und dann?« Matt sah den Häuptling flehend die Hände ringen.
    »Dann lasst ihr uns und unseren Gast in Ruhe ziehen und du holst dir deinen Eisenvogel!« Rulfan holte aus. Wieder schlug er auf die Holzstämme ein. Aber lange nicht mehr so wuchtig.
    »Ist gut! Ist gut!« Haynz brüllte Befehle und trieb seine Leute zur Eile an. »Was soll ich mit einem Gefangenen? Ein Fresser mehr, weiter nichts! Was soll ich damit? Hör auf, Rulfan! Hör um Wudans willen auf!«
    Die Flöße trieben ans Ufer. Rulfan beobachtete, wie die Gelbschwarzen an Land sprangen. Die Männer vor und hinter Matt schlugen sich auf die Schenkel und lachten. Der Wolf stieß ein heiseres Bellen

Weitere Kostenlose Bücher