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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zerrte an seinem Magen. Seine Kopfhaut brannte, sein Schädel brummte, Schmerz klopfte in seinem linken Schulterblatt. Er kniff die Augen zusammen.
    »Du bist ein ganz gerissener Taratzenkopf bist du! Behauptest, der Vogel sei allein geflogen, hättest keinen gesehen, und grapscht dir klammheimlich den Vogelflieger! Ein Betrüger bist du, jawoll, ein Betrüger! Das bist du!« Die Stimme kam von rechts. Keifend klang sie und erregt. Ihr Besitzer musste sich etliche Schritte entfernt von der schwankenden Unterlage aufhalten. Und er schien nicht näher zu kommen. »Den guten Haynz einfach zu belügen! Pfui, schäm dich! Schäm dich! Betrüger! Betrüger!«
    »Lass mich endlich in Ruhe.« Die zweite Stimme klang sehr nahe. Tief war sie und rau.
    »Du hast den Vogel. Sei zufrieden.«
    »Er ist mein Gefangener! Rotäugiger Taratzenkopf, du! Mein Gefangener, hörst du? Und die Frau hast du dir auch unter den Nagel gerissen! Jede Wette, jede Wette! Ich will sie haben, kapiert? Beide will ich, beide gehören dem guten Haynz, dem Hauptmann von Dysdoor!«
    »Ich weiß nicht, von welcher Frau du redest«, sagte die zweite, ruhige Stimme. »Und der Mann ist mein Gast. Meine Gäste stehen unter meinem persönlichen Schutz.«
    Matt riss die Augen auf. Ein Tier saß neben ihm. Der weiße Wolf! Er knurrte. Eine gewölbte Holzwand erhob sich links von Matt. Er versuchte den schmerzenden Schädel zu drehen. Hinter sich erkannte er ein paar graue Schnürstiefel aus Leder. Darüber kräftige Unterschenkel in sandbraunen Wildlederhosen.
    »Selbst in Dysdoor wird man einen Gast kaum an seine Feinde ausliefern.«
    Matt bog den Kopf in den Nacken, um das Gesicht des Sprechers zu sehen. Stechender Schmerz ließ ihn aufstöhnen.
    »Was willst du damit sagen, he? ›Selbst in Dysdoor‹ - was soll das, was soll das? Willst du damit sagen, dass wir keine Ehre im Leib haben? Willst du uns beleidigen? Willst du uns beleidigen…?«
    Der keifende Wortschwall schien eine Glocke in Matts Schädel anzuschlagen. Natürlich sprachen sie über ihn. Mühelos erfasste er die Bedeutung des melodiösen Singsangs. Warum verstehe ich ihre Sprache so gut…?
    »Du siehst also ein, dass ich dir einen Gast nicht ausliefern kann…« Sie haben einen Großteil Deutsch in ihrer Sprache… Matt erkannte kräftige Hände, die an einem Ruder zogen. Schneeweiße Hände. Ich bin in einem Boot!
    Über einem grauen Hemd konnte er endlich ein kantiges Gesicht erkennen. Ein schmaler Mund, eine scharfgeschnittene Nase und hellgraues langes Haar, ein rotes Tuch um die Stirn. Der Mann aus dem Wald…Sein Gesicht war nicht blass, es war weiß. Und seine Augen funkelten rot.
    Er ist ein Albino! Matt kniff die Augen zusammen. Himmel…was trägt er da auf der Brust? Es war ein Feldstecher! Matt konnte hinsehen, so oft er wollte, es blieb dabei: An rissigen Lederriemen befestigt hing ein kleines graues Fernglas um den Hals des Mannes. Matt konnte sich nicht erinnern, so ein Modell schon einmal gesehen zu haben.
    »Und jetzt lass mich in Ruhe«, knurrte der Grauhaarige. »Wenn du bereit bist, am nächsten Faste'laer wieder anzugreifen, schicke einen Boten.«
    Matt ertastete seinen Notcontainer neben sich. Und dahinter ein Schwert. Aruulas Schwert! Aruula…Mädchen, wo bist du…? Er richtete sich auf. Eine Schmerzwelle schoss durch seinen Körper. Kalter Schweiß brach ihm aus. Ihm wurde schwarz vor Augen. Stöhnend klammerte er sich am Bootsrand fest und widerstand dem Drang, sich wieder flachzulegen.
    Etwa zehn Männer saßen in dem langen Boot und ruderten. Sie trugen schuppige Lederkampfanzüge. Linker Hand glitten noch einmal zwei lange Ruderboote über den Rhein. Rechts, knapp acht Meter entfernt, ein großes Floß. Fast zwei Dutzend schwarz angemalter Männer in gelblichen Umhängen trieben es mit groben Paddeln durchs Wasser.
    Ein kleiner dicker Bursche stand mit in die Hüften gestemmten Fäusten am Rand des Floßes und glotzte ihn an wie eine Erscheinung.
    Er trug einen grünen Umhang und war rot angemalt. »Aah«, geiferte der Fettwanst, »mein Gefangener!« Sein kurzer Arm reckte sich nach Matt aus. »Her mit ihm! Her mit ihm!« Er drehte sich zu seinen Leuten um. »Schneller! Schneller! Wir holen ihn uns!«
    Der weiße Wolf fletschte die Zähne, lange spitze Reißzähne. Er knurrte.
    »Zurück!«, kommandierte der Grauhaarige. Seine Männer stießen die Ruder ins Wasser; das Boot verlor an Fahrt. Die Männer drückten die Ruderholme von sich weg. Das Boot blieb stehen

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