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012 - Die weiße Wölfin

012 - Die weiße Wölfin

Titel: 012 - Die weiße Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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war verschwenderisch ausgestattet. Der Freak regulierte die Lichtstärke, bis das Zimmer in weiches, gelbes Licht gehüllt war, das den Augen wohltat.
    Ich sah Sheldon Young genauer an. Er drehte mir den Rücken zu. Unter der Kapuze befanden sich gut ein halbes Dutzend Schlitze, durch die mich verschiedenfarbige Augen anstarrten. Aber auch in den weiten Umhang waren Schlitze geschnitten, durch die Augen blickten.
    »Ich hoffe, daß Sie mich nie ohne Kapuze und ohne Umhang sehen werden, Mr. Hunter«, sagte er. »Ich sehe entsetzlich aus. Mein Körper ist mit unzähligen Geschwülsten bedeckt, und überall an meinem Körper befinden sich Augen.« Er lachte. »Einen Vorteil hat die Sache natürlich. Ich kann nach allen Seiten sehen.«
    »Weshalb wurden Sie aus der Schwarzen Familie ausgestoßen?« fragte ich.
    »Das ist eine lange Geschichte, Mr. Hunter«, sagte er. »Ich erzähle sie nicht gern. Ich bekam meine verdiente Strafe. Nehmen Sie doch Platz!«
    Jetzt hatte ich Gelegenheit, den Raum zu betrachten. Er war quadratisch, ziemlich hoch und wurde von einem seltsamen Schreibtisch beherrscht, der in der Mitte stand. Der Tisch war halbrund und stand auf einem Sockel. Boden und Wände waren in Gelb gehalten. Vor dem Schreibtisch standen bequeme Lederstühle. An den Wänden hingen afrikanische Masken, und auf kleinen Tischchen standen unzählige Elfenbeinfiguren.
    Young setzte sich hinter den Schreibtisch, und ich nahm in einem der Stühle Platz.
    »Es wird einige Zeit dauern, bis Sie sich an meinen Anblick gewöhnt haben, Mr. Hunter. Ich kann mir vorstellen, wie seltsam es ist, wenn man von ein paar Dutzend Augen zugleich angestarrt wird.«
    Ich nickte. Er hatte nur allzu recht. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart unbehaglich.
    »Grelles Licht wäre mein Tod«, fuhr er fort. »Am wohlsten fühle ich mich in völliger Dunkelheit. Aber kommen wir zu Ihnen, Mr. Hunter. Sie werden von der Polizei und den Dämonen gejagt. Sie befinden sich in einer wenig rosigen Lage, und ich kann Ihnen nicht viel helfen.«
    »Sie helfen mir schon dadurch, daß Sie mir Unterschlupf gewähren.«
    Der Anblick der unzähligen Augen machte mich nervös. Einige von ihnen hatten einen freundlichen, andere einen bösen, ja fast haßerfüllten Ausdruck.
    »Wir müssen Ihr Aussehen verändern«, sagte Young. »Das ist keine besondere Schwierigkeit, aber damit ist es auch noch nicht getan. Sie müssen auch Ihre Lebensgewohnheiten radikal ändern. Ich werde aus Ihnen einen völlig neuen Menschen machen. Niemand wird Sie erkennen. Aber das hat alles Zeit. Im Augenblick sehen Sie so aus, als hätten Sie Ruhe am dringendsten nötig.«
    Er hatte recht. Ich fühlte mich hundemüde.
    Young stand auf. »Bitte folgen Sie mir, Mr. Hunter! Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.«
    Er brachte mich in ein kleines Zimmer am Ende des Korridors. Es war einfach, fast spartanisch eingerichtet.
    »Schlafen Sie sich erst einmal aus«, sagte Young. »Danach werden wir alles genau besprechen.«
    Er schloß die Tür, und ich setzte mich aufs Bett, schloß die Augen und bettete den Kopf zwischen meine Hände. So blieb ich einige Minuten sitzen und versuchte nachzudenken, doch meine Gedanken irrten im Kreis; ich konnte mich nicht konzentrieren. Schließlich stand ich auf, schlüpfte aus meinen Kleidern, kroch unter die Bettdecke, löschte das Licht und schloß die Augen.
    Es war warm im Zimmer. Ich drehte mich zur Seite und rollte mich wie ein Igel zusammen.

    Der O. I. ging langsam im Zimmer auf und ab. Die Hände hatte er auf dem Rücken verschränkt. Plötzlich blieb er vor Coco Zamis stehen und starrte sie mit unbewegtem Gesicht an.
    »Sie haben mich belogen«, sagte er. »Ganz bewußt belogen.«
    Coco gab keine Antwort. Sie war aus den Schuhen geschlüpft und hockte auf der Couch im großen Wohnzimmer in der Jugendstilvilla. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen.
    »Antworten Sie!« sagte der O. I. scharf.
    »Ja«, sagte Coco. »Ich wollte mit Dorian sprechen. Ich wollte ihm gegenüberstehen und mich …« Sie biß sich auf die Unterlippe.
    »Sie wollten sich mit eigenen Augen überzeugen, daß er verrückt geworden ist.«
    »Richtig.«
    »Und zu welcher Ansicht sind Sie jetzt gelangt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie schwach.
    Der O. I. gestikulierte wild mit den Händen in der Luft herum. »So oft ich Sie etwas frage, sagen Sie nur, daß Sie es nicht wissen. Er ist verrückt. Da gibt es nun keinen Zweifel mehr.«
    »Was hätte er denn tun sollen?« fragte Coco. »Sich

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