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012 - Die weiße Wölfin

012 - Die weiße Wölfin

Titel: 012 - Die weiße Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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vorstellen, wie er in diesem Moment die Lippen verzog, die Augen schloß und angestrengt nachdachte. Er hatte selbst oft genug mit der Schwarzen Familie zu tun gehabt und konnte sich vorstellen, in welch einer vertrackten Situation ich steckte.
    »Ich habe es!« rief er schließlich zufrieden. »Der Name Sheldon Young wird dir nichts sagen, aber wende dich an ihn. Er ist mir noch einen großen Gefallen schuldig. Ich werde versuchen, ihn telefonisch zu erreichen. Er wohnt in der Parker Street. Es ist ein kleines Haus, das abbruchreif aussieht. Du kannst es nicht verfehlen. Es wird dir geöffnet werden, wenn du folgendes sagst: Die Tage der Rache sind gekommen. Hast du das verstanden?«
    »Ja.«
    »Gut. Young ist ein Freak, ein ausgestoßenes Mitglied der Schwarzen Familie. Du kannst dich hundertprozentig auf ihn verlassen. Er wird dir helfen, wo immer er nur kann. Young ist faktisch der Anführer der Londoner Freaks.«
    »Danke, Tim.«
    »Du mußt mich später noch mal anrufen. Tu das aber von Young aus«, sagte Morton. »Vielleicht fällt mir was ein, wie ich dir helfen kann. Auf jeden Fall sitzt du ganz schön in der … Naja, aber damit war ja mal zu rechnen. Du hast zuviel Staub aufgewirbelt und bist zu lästig für die Schwarze Familie geworden. Bis bald!«
    Er legte auf, und ich verließ die Telefonzelle.
    Eine halbe Stunde später stand ich vor dem Haus in der Parker Street. Es war einstöckig. Der Verputz war abgeblättert, und die Ziegel erinnerten an Zahnreihen. Die Fensterscheiben waren unglaublich schmutzig und im Erdgeschoß zugemauert. Ich blieb vor der Eisentür stehen und suchte nach einem Klingelknopf, fand jedoch keinen. Ein kleiner Hund schnüffelte an meinen Beinen, und eine alte Frau kam vorbei. Sie trug eine große Einkaufstasche in der Hand und beachtete mich nicht.
    Ich schlug mit der geballten Faust gegen die Tür. Nichts rührte sich. Ich schlug nochmals dagegen, diesmal stärker. Dann trat ich einen Schritt zurück und starrte hoch. Kein Fenster wurde geöffnet. Alles blieb ruhig. Ich probierte es nochmals. Diesmal schlug ich einige Male mit beiden Fäusten gegen die Tür. Da wurde endlich eine winzige Klappe zur Seite geschoben.
    »Ja?« Die Stimme klang sehr leise.
    Ich blickte mich rasch um und drückte dann den Mund gegen die Öffnung, die durch ein feinmaschiges Gitter gesichert wurde.
    »Die Tage der Rache sind gekommen«, sagte ich.
    »Hoffentlich«, brummte die Stimme.
    Ein Schlüssel wurde zweimal im Schloß umgedreht, dann wurden drei Riegel zurückgezogen. Das Öffnen der Tür verursachte einen Höllenlärm. Sie wurde nur einen schmalen Spalt breit geöffnet, und ich hatte Mühe, mich hindurchzuzwängen.
    Die Tür wurde wieder zugedrückt, und ich hatte nun Gelegenheit, die seltsame Person näher zu betrachten, die die Tür geöffnet hatte. Sie reichte mir kaum bis an die Brust. Eine dunkle Kapuze bedeckte den unförmigen Schädel, und der Körper steckte in einem bodenlangen dunkelblauen Umhang. Für einen Augenblick sah ich die verkrüppelten Hände, die aber sofort in den weiten Ärmeln des Umhangs verschwanden.
    »Ich bin Sheldon Young«, sagte der kleine Mann.
    »Dorian Hunter«, stellte ich mich vor.
    »Ich weiß«, sagte Young kichernd. »Morton hat bereits mit mir gesprochen. Folgen Sie mir bitte!«
    Ein seltsamer Geruch hing in der Luft. Young ging voraus.
    »Könnten Sie nicht Licht machen?« fragte ich.
    Young schüttelte den Kopf. »Später. Ich vertrage Licht nicht besonders gut.«
    Ich gab mich mit seiner Erklärung zufrieden. Außerdem war ich froh, bei ihm Unterschlupf gefunden zu haben. Vorsichtig tastete ich mich vorwärts. Vor einer Treppe blieb der kleine Mann stehen.
    »Halten Sie sich an meiner Schulter fest, Mr. Hunter!« sagte er.
    Ich strich über den weiten Umhang und spürte darunter dicke Geschwülste. Endlich hatte ich seine Schulter gefunden. Er ging langsam weiter. Es mußte sich um eine Eisentreppe handeln. Unsere Schritte hallten seltsam. Ich zählte die Stufen mit. Es waren genau zwanzig. Noch immer waren wir in undurchdringliche Dunkelheit gehüllt. Der intensive Geruch, der mir so bekannt vorkam, den ich aber nicht definieren konnte, wurde stärker.
    »Nach rechts«, sagte Young.
    Ich klammerte mich noch immer an seiner Schulter fest. Nach etwa einem Dutzend Schritten blieb er ohne Vorwarnung stehen, und ich stieß gegen seinen Rücken. Er öffnete eine Tür, und im gleichen Augenblick ging die Deckenbeleuchtung an. Der Raum, der vor uns lag,

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