0121 - Asmodinas Höllenschlange
gähnte mir entgegen.
Ich wich etwas zurück, weil ich das Gefühl hatte, das Maul würde mich verschlingen.
Siedendheiß fiel mir Suko ein.
Ich drehte den Kopf und sah ihn noch in der klebrigen Zunge hängend auf dem Dach liegen. Er wehrte sich noch schwach. Zwei Sprünge brachten mich zu ihm.
Wie ein Wilder hackte ich mit dem Messer zu, um Suko zu befreien. Die Schlange mußte etwas spüren, denn sie stieß ein gräßliches Fauchen aus. Der heiße Atem der Hölle streifte mich, ich warf mich zu Boden – und bekam Suko frei.
»Danke!« keuchte der Chinese. Am Kopf hatte er eine Wunde, aus der Blut quoll.
Ich reichte Suko die Hand und zog ihn mit hoch.
Taumelnd lief der Chinese mit mir an den hinteren Rand des Hochhausdaches.
Die Schlange aber wühlte sich weiter hervor. Sie war auf dem Dach gewachsen. Wie eine gewaltige Drohung pendelte ihr Kopf mit dem aufgerissenen Maul über uns.
Aus dem Maul hingen die Fragmente der Zunge, und mir kam der Gedanke, daß man die Schlange doch auch von unten sehen mußte.
Bekamen wir dann Hilfe?
Das war die große Frage, doch glauben konnte ich nicht so recht daran.
In wilder Verzweiflung riß ich mein Kreuz hervor. Hielt es hoch in der Hand, während ich geduckt dastand und auf den riesigen Schädel mit dem aufgeklappten Maul schaute.
Langsam senkte er sich tiefer.
Die Zähne würden uns zermalmen, es sei denn, wir zogen den Freitod vor und sprangen vom Dach.
In höchster Not schrie ich die Namen der vier Erzengel, die ihre Zeichen in den Enden des Kreuzes hinterlassen hatten. Ich aktivierte die magische Waffe und hoffte, daß mein Kreuz es doch noch schaffte.
Diesmal nicht.
Es erwärmte sich zwar, doch die für Schwarzblütler tödlichen Strahlen der Weißen Magie blieben aus.
Aus…
Keine Chance. Die verdammte Höllenschlange hatte gewonnen!
***
Theo Hancock fluchte, als plötzlich das Licht verlöschte. Er hatte in der Küche gesessen und einen Krimi gelesen.
Jetzt war es dunkel.
Stromausfall.
Hancock sprang auf, stieß sich im Dunklen noch die Hüfte an und rannte zum Sicherungskasten.
Da waren die kleinen Hebel nach oben geklappt. Er drückte sie wieder herunter, glaubte, daß es hell würde, doch die Finsternis blieb.
Sofort wußte Theo, was geschehen war. Und eine unsichtbare kalte Hand streifte seinen Rücken.
Stromausfall total!
Er arbeitete schon einige Zeit als Hausmeister, doch so etwas war noch nie passiert. Davor hatte er immer eine Heidenangst gehabt.
Das kam schon einer mittelschweren Katastrophe gleich.
Jetzt mußte der Notplan in Kraft treten. Hoffentlich arbeiteten die Aggregate einwandfrei.
»Theo!« drang die Stimme seiner besseren Hälfte aus dem gemeinsamen Schlafzimmer. »Theo, melde dich!«
»Was ist denn, verdammt?«
»Warum gibt es kein Licht?«
Hancock verdrehte die Augen. Ausgerechnet jetzt muß die Alte wach werden, dachte er. »Wir haben einen Stromausfall!« schrie er zurück. »Und jetzt schlaf weiter!«
»Nein, Theo, ich habe Angst. Wenn die Mörder nun wiederkommen.«
»Wenn die dich im Dunkeln mitnehmen, dann lassen sie dich im Hellen wieder laufen!« erwiderte er.
»Du bist ein Ekel.«
Theo Hancock winkte ab und verließ die kleine Wohnung. Sie lag im Parterre, der Hausmeister brauchte nur wenige Schritte zu laufen, dann stand er in der Halle.
Auch hier war es dunkel. Kein Fahrstuhl fuhr, alles war still. Er hatte zum Glück eine Taschenlampe mitgenommen, ließ den Strahl wandern und bekam große Augen, als er sah, daß die Portierkabine nicht besetzt war.
Wo steckte der Kerl?
Der Strahl glitt weiter, zeichnete ein Muster auf den Boden und erfaßte die erste Schlange.
Starr vor Schreck blieb Hancock stehen.
Plötzlich zitterte seine Hand, die die Lampe hielt. Er schwenkte sie zur Seite und sah gleichzeitig die zweite Schlange.
Die erste hatte sich aufgerichtet, die andere jedoch ringelte über den Boden auf Theo Hancock zu.
Und sie rasselte…
Eine Klapperschlange! fuhr es Hancock durch den Kopf. Eine verdammte Klapperschlange, und ich habe keine Waffe.
Er schwitzte plötzlich. Die schwere Lampe in seiner Hand zitterte noch mehr.
Er wollte um Hilfe schreien, sagte sich jedoch, daß ihm niemand helfen konnte. Seine Frau wollte er nicht in Gefahr bringen.
Da stieß die Schlange auf ihn zu.
Theo sah es genau, und er tat instinktiv genau das Richtige. Die Hand mit der schweren Lampe sauste nach unten.
Es gab ein klatschendes Geräusch, als er den Schlangenschädel traf. Und zwar tödlich traf. Das
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