0121 - Asmodinas Höllenschlange
Vieh wurde zu Boden geschleudert, zuckte dort ein paarmal und verging. Hancock faßte sich ein Herz und trat noch einmal mit dem Fuß nach.
Wo war die andere?
Der Hausmeister kannte den Dschungel, dorthin fühlte er sich versetzt.
Er sah die zweite Schlange.
Sie bewegte sich auf die Kabine des Nachtportiers zu. Wahrscheinlich wollte sie sich dort verstecken.
Hancock nahm die Verfolgung auf. Bevor die Schlange die Kabine erreichte, hatte er sie.
Hancock drosch zweimal zu.
Das Reptil zuckte, sein Schwanz peitschte noch gegen Theos Beine, dann lag es still.
Der Hausmeister atmete auf. Zwei Schlangen erledigt. Plötzlich kam er sich wie ein kleiner Held vor.
Da fiel ihm der Portier ein. Vielleicht war er von den Schlangen gebissen worden und lag in seiner Kabine am Boden, nur hatte Theo ihn noch nicht gesehen.
Mit der Fußspitze schleuderte er den im Weg liegenden Schlangenrest zur Seite und zog die Tür weiter auf.
Die Kabine war leer.
Dafür schlug jemand gegen die Eingangstür. Es war der Nachtportier. Da der Strom ausgefallen war, öffnete sich auch nicht die Tür. Hancock hob beide Arme und winkte beruhigend mit den Händen. Dann rannte er los.
Er gehörte zu den wenigen, die den Schlüssel zu der schmalen Tür besaßen, hinter der die Anlagen für das Notstromaggregat lagen. Mit zitternden Fingern schloß er auf.
Die einfache Gebrauchsanweisung hing an der Wand. Theo leuchtete sie mit der Taschenlampe ab und betätigte wenig später die für eine Notstromversorgung vorgesehenen Handgriffe.
Es klappte.
Trübes Licht glühte in der Eingangshalle auf.
Auch die Tür ließ sich wieder öffnen. Sofort stürmte der Portier herein.
»Weißt du, was hier los ist?« schrie er.
»Sicher.«
»Gar nichts weißt du, Theo, ich habe…«
Was er hatte, brauchte er gar nicht zu sagen, das war deutlich genug zu hören.
Sirenen!
Ein geisterhaftes Jaulen. Polizei und Feuerwehr rückten gleichzeitig an.
»Jetzt geht es rund«, flüsterte der Nachtportier andächtig. Doch keiner der Männer ahnte, was wirklich auf dem Dach des Hochhauses vor sich ging…
***
Dort kämpften wir um unser Leben!
Das Kreuz hatte nichts genutzt gegen die vorchristliche, uralte Magie, mit der uns die Höllenschlange konfrontiert hatte.
Welche Waffe dann?
Die Dämonenpeitsche? Suko versuchte es. Er schlug gegen den heraushängenden Teil der Zunge. Die drei Riemen trafen auch, ich hörte das Klatschen und nahm dann den beißenden Geruch wahr, den uns der Wind gegen die Gesichter wehte.
Es half jedoch nichts.
Diese Waffe war winzig und lächerlich im Vergleich zu den Ausmaßen der Höllenschlange.
Nein, es gab keine Chance mehr. Wenn wir überleben wollten, mußte schon ein Wunder geschehen…
***
Plötzlich brannten wieder die Lampen. Allerdings sehr trübe.
»Hell, es wird wieder hell!« rief Tao Shen. Er tanzte vor Freude.
Sofort war Shao am Telefon. Sie hatte bisher neben der leichenblassen Jane Collins gesessen.
Der Apparat war tot.
Shao schluchzte auf. Sie vergrub ihr Gesicht in beiden Händen.
Langsam war auch sie mit ihren Nerven am Ende.
Da jedoch hörten sie von der Straße her das Geräusch.
Polizeisirenen!
»Sie kommen!« jubelten die Menschen. »Sie kommen!« Sie vergaßen selbst die Schlangen, die noch immer in der Wohnung lauerten…
***
Das Wunder geschah.
Urplötzlich war ein gewaltiges Brausen über uns in der Luft. Ein Geräusch, wie ich es noch nie gehört hatte.
Dann folgte der immense Schatten.
Er verdunkelte den ohnehin schon grauen Himmel zu einer finsteren Schwärze.
Auch die Schlange merkte, daß etwas nicht stimmte. Plötzlich schwebte der Kopf nicht mehr über uns. Sie hatten ihn gedreht und schaute hoch zum Himmel.
Suko und ich nutzten die Chance. Wir rannten, was unsere Beine hergaben, und blieben erst stehen, als wir die Einstiegsluke erreicht hatten, durch die wir auch auf das Dach geklettert waren.
Von dort aus sahen wir dann das Schauspiel. Und jetzt, im Nachhinein, muß ich zugeben, daß mich selten so etwas fasziniert hat wie der folgende Kampf.
Wir sahen, was der Schatten war.
Ein ungeheuer großes Paar Flügel, dessen Spannweite größer als das gesamte Hochhausdach war.
Es gehörte zu einem Vogel.
Aber was für einem.
Noch nie hatte ich solch ein Tier gesehen, und ich konnte sein Auftauchen auch nicht begreifen.
Der Vogel glich einem Adler, so wie ich ihn aus dem Gebirge kannte. Nur sein Gesicht war irgendwie anders. Eine Mischung zwischen Mensch und
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