0121 - Das Erbe der Echsen
es”, lehnte Gucky ab. „Wenn es nicht mehr klappen sollte, ist er selbst schuld. Warum wartet er auch so lange?” „Er wird seine Gründe haben”, sagte Tako begütigend. Natürlich hatte Rhodan seine Gründe. Aber einmal geht auch die härteste Wartezeit zu Ende, und sei sie noch so lang. Gucky horchte auf, als er Bettys Gedankenimpulse empfing. „Achtung, Gucky! Sprung ins Ernteschiff in genau zehn Minuten!” „Schon?” rief er überrascht, während er das langsam kreisende Schiff nicht aus den Augen ließ. „Wird es mit dem Sender klappen?” „Das werden wir erst dann wissen, wenn wir ihn ausprobieren”, gab die Telepathin zurück. „Im Notfall gibt Rhodan den Befehl, nach Azgola zurückzuspringen.” „Daran ist nicht zu denken”, protestierte Gucky lebhaft. „Wir werden das Ernteschiff auch dann kapern, wenn der Sender versagt.” Es erfolgte keine Absage, worüber der Mausbiber tief im Innern seines Herzens erstaunt war. Rhodan ließ ihnen also freie Hand? Ihm blieb auch kaum etwas anderes übrig, wenn er das Schiff nicht gleich verlieren wollte. Gucky sah auf seine Uhr. „Noch acht Minuten”, stellte er fest. „Na, dann viel Glück!” „Wünschen wir euch ebenfalls!” kam es zurück. Etwa hundert Sekunden vor dem Sprung meldete sich Betty noch einmal. „Achtung, Gucky! Die automatischen Waffen des Ernteschiffes, wahrscheinlich ein Narkosegeschütz, müssen sofort unschädlich gemacht werden.
Dringender Befehl. Verstanden?” „Im eigenen Interesse zur Kenntnis genommen”, gab Gucky zurück und sah erneut auf die Uhr. Noch fünfzig Sekunden. Noch zehn. Und... jetzt. Die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatten, war plötzlich leer. Nur die leicht flimmernde Luft verriet, daß hier drei Lebewesen von einer Sekunde zur anderen in der fünften Dimension untergetaucht waren. Aber auch das wiederum nur für den Bruchteil einer Sekunde.
Rabotax III registrierte die Erschütterung des Raum-Zeit-Gefüges mit rein intellektuellem Interesse, soweit ein Roboter Interesse zeigen konnte. Sie war nur leicht und stammte keineswegs von einem transistierenden Raumschiff. Da aber nichts anderes als ein Raumschiff in Transition gehen konnte, blieb die Ursache der Erschütterung vorerst unbekannt. Mehr als fünfzig Prozent der in der Atmosphäre schwebenden Sporen war eingesammelt und zu Nährbrei verarbeitet worden. Die Silos waren halb gefüllt. Die Aufgabe war bald beendet. Eine Signalanlage flammte auf.
„Fremde Organwesen im Schiff!” Rabotax III ließ die Erntemaschinerie weiterlaufen und gab Alarm für die Waffenzentrale, und das Schiff versetzte sich in den Verteidigungszustand. Es war in der Vergangenheit nicht oft geschehen, daß fremde Intelligenzen das Ernteschiff angegriffen hatten - aber es war geschehen. Rabotax erinnerte sich, und die Ereignisse vieler Stunden rollten im Bruchteil einer einzigen Sekunde vor seinen Fotozellen ab. Damals hatte der Scout eine bewohnte Welt gefunden, die Kontaktversuche der dort lebenden Intelligenzen jedoch abgelehnt. Kurz darauf war das Saatschiff erschienen und hatte die Funksignale ebenfalls ignoriert und den Samen des Speckmooses abgeregnet. Dann war es verschwunden. Rabotax hatte später den Befehlsimpuls erhalten und war zu jener Welt geeilt, um zu ernten. Doch er war nicht freundlich empfangen worden. Kaum hatte er mit seiner Tätigkeit begonnen, als sich ohne jede Warnung eine ganze Flotte kleiner aber wendiger Raumschiffe auf ihn stürzte und das Feuer eröffnete. Mehr als ein Energiestrahl traf sein Heck und hätte es fast zerstört, wenn die Waffenzentrale nicht schnell genug reagiert hätte. Das Narkosegeschütz trat sofort in Aktion. Hilflos waren die Angreifer auf die Oberfläche ihres Planeten zurückgetrudelt und ihre Schiffe zerschellten, soweit die automatischen Abfangvorrichtungen nicht einwandfrei funktionierten. Ungestört hatte Rabotax danach seine Arbeit beenden können, aber die Erinnerung an das Ereignis blieb. Etwas später - die Heimatwelt der Herren war inzwischen mehr als tausendmal um seine Sonne gewandert - erfolgte ein zweiter Überfall, jedoch nicht in der Nähe eines Planeten, sondern mitten im Raum. Er wäre keines Gedankens wert, hätte er nicht unter sehr bemerkenswerten Umständen stattgefunden. Die Angreifer waren nämlich keine organischen Intelligenzen gewesen, sondern Roboter. Eine kleine Flotte von vier Raumschiffen hatte Rabotax angegriffen, dessen Narkosegeschütz versagte. Eigentlich versagte es nicht,
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