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0121 - Das Erbe der Echsen

Titel: 0121 - Das Erbe der Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als Bezugspunkt nahm. Ein Stern, der sich bewegte?
    Jefe Claudrin rückte ein Stück vor und ließ den Bildschirm nicht aus den Augen. Er gab keinen Alarm, denn dazu war kein Grund vorhanden. Im Falle eines Angriffs würde sich das Schlachtschiff automatisch selbst zu schützen wissen, aber es bestand keine Veranlassung zu der Vermutung, die IRONDUKE würde angegriffen. Im Schiff herrschte „Nacht”. Die Ruheperiode war eingelegt worden, denn der Flug nach „Outside” nahm viel Zeit in Anspruch. Claudrin war gewillt, diese Ruhepause erst dann zu unterbrechen, wenn es unbedingt notwendig werden sollte. Er beobachtete den wandernden Stern. Es war kein Stern, das stand fest. Es war ein großer Flugkörper, der sich in einer Linie fortbewegte, die vom Kurs der IRONDUKE in gewisser Zeit geschnitten werden mußte. Claudrins klobige, aber doch geschickte Fäuste bedienten einige Kontrollen. Die Vergrößerung wurde wirksam und rückte den rätselhaften Gegenstand näher ins Blickfeld. Es stellte sich heraus, daß er keine Kugelform besaß, sondern mehr wie eine Spindel aussah. Ein Raumschiff! Hier, in der sternenlosen Leere zwischen den Milchstraßen ... ein Raumschiff? Claudrin begann zu ahnen, daß er an der Schwelle einer Entdeckung stand, die von unglaublicher Tragweite sein mochte. Die Geschwindigkeit des fremden Schiffes lag über der des Lichtes, wie die automatischen Messungen einwandfrei bewiesen. Also auch Linearantrieb! Wer, außer den Terranern und den Druuf, hatte einen Linearantrieb? Welcher Pilot saß dort in dem Spindelschiff, kaum Lichttage entfernt? Wie sah er aus?
    Oberst Claudrin wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ sich in den Sessel zurücksinken. Es war zu wenig Zeit vorhanden, Verbindung mit Rhodan aufzunehmen, der irgendwo zwischen Azgola und Arkon weilte. Durfte er auf eigene Faust die Verfolgung des Fremden aufnehmen und seinen Auftrag ignorieren? Wenn er nun nicht rechtzeitig bei „Mechanica” war und Rhodans Einsatzbefehl verpaßte? Die Antwort lag klar auf der Hand: er durfte nicht. Was immer auch geschah, die ursprüngliche Aufgabe ging vor. Wer immer der Fremde auch war, der durch einen unbegreiflichen Zufall den Kurs der IRONDUKE gekreuzt hatte, er durfte unerkannt in den Weiten des Raumes untertauchen und vielleicht für immer verschwinden. Die Terraner würden ihm niemals mehr begegnen. Jefe Claudrin ahnte noch nicht, wie sehr er sich täuschte. Er ahnte auch nicht, daß er nicht der erste war, der einem Schiff der noch unbekannten Rasse begegnete.
    Natürlich konnte er auch nicht wissen, daß jener erste Rabotax II gewesen war, als er unfreiwilliger Gast der Robotzivilisation gewesen war. Das Spindelschiff wanderte schnell dem Rand des Bildschirmes entgegen. Wie es schien, hatte es seine Geschwindigkeit erhöht, als habe es das riesige Kugelschiff der Terraner geortet und wolle sich in Sicherheit bringen. Dabei war es schnell genug, um zumindest eine tagelange Verfolgungsjagd zu erzwingen, wenn der Kommandant der IRONDUKE wirklich auf den Gedanken kam, ihm zu folgen. Jefe Claudrin seufzte abermals. Da eilte er einer unbewohnten Welt entgegen und verpaßte die Chance seines Lebens, weil der letzte Befehl immer galt. Ja, wäre er von dem Spindelschiff angegriffen worden, hätte er handeln dürfen. Aber der Fremde wich einer Begegnung aus. Es gab keine Veranlassung zur Verfolgung. Er tauchte lautlos - aus der Ewigkeit kommend - auf und verschwand genauso lautlos wieder. Ein ziehender Stern, nichts mehr. Voller Rätsel und Geheimnisse - und voller ungeklärter Fragen. Eine Vision, mehr nicht. Dann war er verschwunden. Zurück blieb nur „Outside”, die sterbende Sonne einer toten Welt. Sie war größer geworden und nähergerückt. Auf dem kleinen Spezialschirm aber, links neben dem Frontbildschirm vor Claudrins Sitz schrumpfte ein heller Lichtpunkt schnell zusammen und verschwand schließlich endgültig. Der Unbekannte, wer immer er auch gewesen sein mochte, war in der Unendlichkeit untergetaucht, aus der er gekommen war. Er ließ nichts zurück als die Erinnerung und eine Frage. Claudrin dachte angestrengt nach. Er wußte, wie gering die Wahrscheinlichkeit einer solchen Begegnung war. Die Chance, daß sich zwei Schiffe fremder Rassen trafen, stand eins zu zehn Milliarden. Sie war eingetreten, ohne genutzt werden zu können.
    Jetzt war sie vertan. Zwei Stunden später beendete Claudrin die Ruheperiode der IRONDUKE. Das Schiff umkreiste in großem Abstand das rote System.

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