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0121 - Ich suche Jerry Cotton

0121 - Ich suche Jerry Cotton

Titel: 0121 - Ich suche Jerry Cotton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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euch! Wenn ihr was wissen wollt, ruft ihr euren Kollegen im Archiv an. Der behandelt euch natürlich vordringlich. Wenn wir kleine Stadtpolizisten etwas erfahren wollen, müssen wir unsere Anfrage schriftlich einreichen und bekommen sie schriftlich beantwortet. Das geht verdammt schnell, alles was recht ist, aber vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden dauert es doch. Bei euch geht’s in einer Stunde.«
    Er hatte nicht unrecht, aber wenn man weiß, daß allein bei unserer Zentrale in Washington täglich bis zwanzigtausend Anträge auf die Identifizierung von Fingerabdrücken eingehen, dann leuchtet ein, daß man das nicht alles telefonisch beantworten kann.
    »Was haben wir noch?« fragte ich.
    Adree sah auf seine Notizen.
    »Wir haben in den Hosenumschlägen des Mannes Sand gefunden. Ich habe ihn eingepackt und ebenfalls nach Washington geschickt. An das Institut für Bodenuntersuchungen im Landwirtschaftsministerium. Ich verspreche mir gar nichts davon, aber wir müssen ja nun mal jeder Kleinigkeit nachgehen.«
    Ich nickte. Erfahrungsgemäß kann man die Hilfe unserer Labors gar nicht hoch genug einschätzen. Was die Professoren und Doktoren in den Labors aus einem Stückchen Stoff, einem Klümpchen Erde oder einem Haar alles herauslesen, das verblüfft selbst die abgebrühtesten Kriminalisten immer wieder. Wir hatten es ja erst vor kurzer Zeit an den Zigarettenstummeln in Jerrys Wagen erlebt.
    Adree sprach noch von einer Reihe von Dingen, die ich für belanglos hielt.
    Ich hörte nicht sehr aufmerksam zu, weil in meinem Kopf ein Gedanke um Klarheit rang. Und plötzlich hatte ich es.
    »Ihre Theorie hat ein Loch, Adree«, sagte ich auf einmal.
    Er stutzte.
    »Und zwar?«
    »Passen Sie auf! Jerry ist auf einer Fährte. Sonst wäre er abends nicht noch losgefahren. Er stellt den Wagen irgendwo ab. Aber durch Pech, das jeder haben kann, fällt er den Leuten in die Hände, die er beobachten will. Einer von diesen bekommt den Auftrag, den Jaguar wegzufahren. Deshalb saß Jerry nicht im Wagen.«
    »Und der Mord?« fragte Adree.
    »Dafür gibt es mehrere Erklärungen. Hinter den Büschen kann jemand durch die Ankunft des Wagens bei irgend was Ungesetzlichem überrascht worden sein. Also mußte der lästige Zeuge beseitigt werden. Oder der Wagen wurde von Anfang an verfolgt. Vergesen wir nicht, daß es um Rauschgift geht. In dem Geschäft herrschen rauhe Sitten und Gebräuche.«
    »Zugegeben«, erwiderte Adree. »Man kann es auch von dieser Seite sehen. Bis wir den Toten nicht identifiziert haben, können wir ein paar hundert Theorien auf stellen, an Phantasie dazu fehlt es uns wohl allen nicht. Wir müssen erst einmal herausfinden, wer der Tote ist. Dann können wir weitersehen«
    Wir diskutierten noch über eine Menge Möglichkeiten, dann klingelte das Telefon wieder.
    »Für Sie«, sagte Adree und hielt mir den Hörer hin.
    »Decker«, sagte ich.
    »Hallo, Kollege. Sie riefen an wegen eines Mannes, dem der linke Ringfinger fehlt. Wir haben eine einzige Karte mit diesem Merkmal.«
    »Und um was für einen Burschen handelt es sich?«
    »Ein gewisser Ackermann, Fred Ackermann. Der Junge ist achtundzwanzig Jahre alt und einmal vorbestraft mit zwei Jahren wegen Beihilfe an Vergehen gegen das Rauschgiftgesetz.«
    Ich schlug mir auf den Oberschenkel, daß es klatschte.
    »Das ist er! Ich wette, es war Marihuana, das ihm die zwei Jahre einbrachte.«
    »Stimmt genau. Der Kerl muß Beziehungen nach Südamerika haben oder zu einer Bande gehören, die solche Beziehungen hat. Damals, als man sie erwischte, reisten sie auf einem guten Trick. Südamerikanische Frachter brachten das Zeug mit herauf. Die Kähne richteten ihre Fahrt immer so ein, daß sie bei Einbruch der Nacht vor der Hafenbucht von New York ankamen. Da ihnen die Einfahrt nachts zu riskant erschien, ankerten sie bis zum frühen Morgen außerhalb der Bucht.«
    »Auch außerhalb der Drei-Meilen-Zone, was?«
    »Natürlich. Im Schutz der Nacht machten sich dann die Schmuggler an den Kahn heran und übernahmen das Rauschgift. Wenn der Pott dann am nächsten Morgen in den Hafen einfuhr, hätte er durchsucht werden können bis zur letzten Schraube, man hätte nichts finden können.«
    »Wo ankerten die Kähne ungefähr?«
    »Immer an der Ostküste von New Jersey, vor dem Island Beach. Das ist eine enorm lange Landzunge. Zwischen ihr und der Küste liegt die Barnegat Bay. Die Küste ist sumpfig und deshalb gefährlich. In einem Abstand von ein bis zwei Meilen von der Küste

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