Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0121 - Ich suche Jerry Cotton

0121 - Ich suche Jerry Cotton

Titel: 0121 - Ich suche Jerry Cotton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
Vom Netzwerk:
für die Untersuchungshäftlinge, die das FBI noch zu weiteren Vernehmungen braucht.
    Er schloß die Stahltür auf und trat beiseite.
    Ich ging hinein.
    »Klopfe, wenn du wieder raus willst«, sagte er.
    Ich nickte wortlos.
    Mit lautem Geräusch fiel die Tür hinter mir zu. Das Geräusch des Riegels quietschte häßlich durch die Stille.
    Jackson war vor mir bis an die Wand zurückgewichen. Vielleicht wäre ich an diesem Tage vor mir selbst davongelaufen, wenn ich mich hätte sehen können.
    »Sie dürfen mir nichts tun!« schrie er. »Sie dürfen es nicht! Sie -«
    »Halts Maul«, sagte ich.
    Ich glaube nicht, daß ich laut sprach. Eher leise. Aber er schwieg sofort.
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Nicht mit der Absicht, ihn nervös zu machen, wie wir es manchmal tun, sondern völlig absichtslos. Mir war nach einer Zigarette, und also steckte ich mir eine an.
    Als ich die ersten Züge geraucht hatte, ohne ihn aus den Augen zu lassen, warf ich sie auf den Boden und trat sie aus.
    Ich ging langsam zu ihm hin.
    Er riß die Arme hoch und deckte seinen Kopf. Ich sah, daß er zitterte, aber es berührte mich gar nicht. Ich sah an diesem Tage alles so gleichgültig, wie man täglich tausend unbedeutende Dinge sieht.
    Als ich dicht vor ihm stand, wollte er wieder brüllen.
    »Wo ist Joho?« fragte ich.
    Er verschluckte sein Gebrüll. Zitternd lehnte er an der Wand. Kühle herrschte hier im Keller.
    Er merkte, daß ich gar nicht mit der Absicht gekommen war, ihn zu prügeln, und er wurde sofort frech. Unlogisch von ihm; aber wann handeln solche Typen, wie er eine war, schon logisch?
    Er riß sein Knie hoch und rammte es mir in den Leib.
    Ich flog zurück. Aber ich blieb auf den Beinen. Die Schmerzwelle ebbte nach dem dritten Atemzug wieder ab. Ich empfand nichts, nicht einmal Wut.
    Langsam ging ich wieder auf ihn zu.
    Er holte aus und rannte mir den Kopf ein zweites Mal in die Magengegend. Aber diesmal verzischte die Wucht wirkungslos, denn ich riß seinen Kopf an den Haaren hoch und klatschte ihm zwei, drei Ohrfeigen in das verzerrte Gesicht.
    Er flog nach rechts, stolperte gegen die Kante seiner Pritsche und krachte darauf nieder.
    Die Tür hinter mir quietschte.
    »Ist was los, Phil?« hörte ich die Stimme des Kollegen, der mich hereingelassen hatte.
    »No«, sagte ich. »Alles in bester Ordnung.«
    Er brummte etwas, was ich nicht verstand, und schloß die Tür wieder.
    Jackson fing plötzlich an zu wimmern, als ich einen Schritt in Richtung auf die Pritsche zutrat.
    »Wo ist Joho?« fragte ich.
    Ich stand jetzt dicht vor der Pritsche. Als ich mich bückte, weil ich ihm aus nächster Nähe in die flackernden Augen blicken wollte, rief er plötzlich:
    »Ich sag’s Ihnen! Ich sag’s Ihnen! Er kommt alle paar Tage in die Mansion Bar, Ecke Broadway mit der 94sten!«
    Ich drehte mich um und hämmerte mit der Faust gegen die Zellentür.
    Was sechs Stunden Verhör bei diesem Kerl nicht geschafft hatten, das brachten drei Ohrfeigen fertig…
    ***
    Vier Tage und Nächte saß ich in der Mansion Bar.
    Daß es eine Bude von der üblen Sorte war, erkannte man an den Gästen -wenn man einen Blick dafür hatte. Für ahnungslose Touristen mochte es ein mittelgutes Lokal sein.
    Aber wer diese Sorte von Leuten so gut kannte wie ich, wer mit diesen geschniegelten Salonganoven und mit jenen flachkantigen Berufsschlägern so oft in Berührung gekommen war wie ich, den konnten sie nicht durch die schöne Tapete täuschen.
    Ich sprach mit niemandem.
    Ein paarmal versuchten ein paar Angetrunkene, mit mir in ein Gespräch zu kommen, aber ich fertigte sie so kurz ab, daß sie schnell verschwanden. Dabei war ich bestimmt nicht höflich, und es wundert mich heute noch, daß es nicht zu einer Schlägerei mit dem einen oder anderen kam.
    Am dritten Tag hatte ich den ganzen Rest meines Gehaltes und meine kleinen Ersparnisse vom Gehaltskonto und dem Sparbuch abgehoben. Ich wollte mich auf einen längeren Aufenthalt in der Mansion Bar einrichten. Es konnte ja sein, daß Joho erst in ein paar Monaten wieder hier auftauchen würde.
    Einmal kam er bestimmt wieder. Es sind immer die lieben alten Gewohnheiten, die langgesuchte Gangster ans Messer liefern.
    Ich fuhr noch immer den neutralen Dienstwagen, mit dem ich unten an der Küste von New Jersey gewesen war. Ich hatte mich in diesen Tagen nicht einmal im Distriktgebäude gemeldet, und es hat auch keiner nach mir gefragt. Ich wurde weder zu Hause noch über Sprechfunk im Wagen gerufen.
    (Später

Weitere Kostenlose Bücher