0121 - Ich suche Jerry Cotton
Stunden.
»Wir werden wieder sinnlos herum sitzen, bis er nach Hause fährt«, murrte Kelly.
Er war noch jung und brannte darauf, wirkliche Aufgaben zugeteilt zu bekommen, während er Phils Beobachtung als eine Art übergroße Sorge des Chefs ansah. Weder er noch sonst irgend jemand wußte, wie klug durchdacht Mister High seine Schachzüge hatte.
»Er kommt!« rief Kelly plötzlich.
Sie sahen Phil in sehr schnellem Tempo zu seinem Wagen laufen.
Aber er fuhr nicht ab.
»Irgend etwas stimmt nicht«, murmelte Ben Holly.
Sie saßen halb vorgebeugt und blickten hinaus auf die Straße. Phils Wagen stand keine dreißig Yards vor ihnen.
»Da drüben steht einer mit einer Sonnenbrille! -Mitten in der Nacht!« brummte Kelly und wandte gleich wieder den Blick auf Phils Wagen.
Ben warf einen kurzen Blick hinüber. Er stutzte, denn er wurde gerade Zeuge, wie der Cadillac vorfuhr und der Mann mit der Sonnenbrille eilig einstieg.
»Den hat Phil auf dem Kieker!« sagte Ben aufgeregt. »Siehst du, er folgt dem Cadillac. Los, Mensch, bleib auf den Fersen! Vielleicht wußte der Chef doch besser als wir, warum er uns zu Phils Leibwache ernannte.«
Während Kelly brummend startete und langsam nachfuhr, nahm Ben den Hörer des Sprechfunkgerätes.
»Henry 19 an Zentrale! Bitte melden.«
»Zentrale an Henry 19: bitte sprechen!«
»Phil ist gerade einem schwarzen Cadillac nachgefahren. Ein Mann mit einer Sonnenbrille ist in den Cadillac eingestiegen. Es war zu dunkel, und wir standen zu weit ab, als daß wir den Mann hätten erkennen können.«
»Bleiben Sie in der Leitung! Ich mache dem Chef Meldung.«
»Okay«.
Ben klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr, suchte seine Zigaretten und brummte dabei:
»Sie machen dem Chef Meldung.«
»Weil Phil einem Cadillac nachfährt? Ich verstehe den Chef nicht mehr. Er war doch sonst nicht dafür, daß man ihn mit jeder Kleinigkeit behelligt.«
»Dein ewiges Nörgeln geht mir auf die Nerven«, knurrte Ben. »Der Chef wird schon seine Gründe haben. Oder glaubst du, daß ein Dummkopf Distriktchef wird in unserm Verein?«
»No, aber auch ein Gescheiter kann sich mal irren, he?«
Mit Kelly Martins war in diesem Augenblick wirklich nichts los.
Irgendeine Laus schien ihm über die Leber gelaufen zu sein.
»Hallo, Henry 19!« sagte nach einer Weile die sachliche Stimme aus der Funkleitstelle.
»Henry 19! Wir hören!« erwiderte Ben.
»Sie sollen laut Anweisung vom Chef, besonders dringlich, den beiden Wagen auf den Fersen bleiben. Laufende Standortmeldungen erbeten.«
»Okay«, sagte Ben und legte den Hörer auf.
»Verdammter Dreck!« fluchte Kelly.
»Was ist denn los?«
»Die Ampel!« schrie Kelly wütend.
Zwei Wagen vor ihnen war die Ampel auf Rot übergegangen. Es gab keine Möglichkeit, noch schnell über die Kreuzung zu huschen, wenn sie nicht einen Verkehrsunfall verursachen wollten. Und das ist das letzte, was sich ein Polizeibeamter im Dienst zuschulden kommen lassen darf.
Sowohl der Cadillac als auch Phils Wagen waren bereits über die Kreuzung hinweg. Als Kelly endlich wieder anfahren konnte, war von den Verfolgten weit und breit nichts mehr zu sehen.
»Sirene!« knurrte Kelly wütend.
Ben schaltete sie ein.
Sie fegten die Straße entlang, wendeten und rasten zurück. Meilenweit kein Cadillac. Als sie wieder an der Ausgangskreuzung angekommen waren, hob Ben wieder den Hörer ans Ohr:
»Zentrale! Bitte sprechen!«
»Hier ist Henry 19. Wir haben die beiden Wagen verloren…«
***
Dröhnendes Gelächter klang auf.
Ein Bulle von einem Kerl schob sich auf mich zu.
»Hör mal Kleiner«, kaute er breit über seine wulstigen Lippen. »Der Mister da an der Theke hat dich was gefragt. Es wäre verdammt ratsam, wenn du sehr schnell ’ne höfliche Antwort geben würdest!«
»Wieviel zahlt der steckbrieflich gesuchte Mörder Jan Joho eigentlich dafür, daß ihr ihm schnell aus seiner Verlegenheit helft?« fragte ich.
Ich hatte mich verrechnet. Der Name Joho bewirkte gar nichts. Sie mußten es vorher schon gewußt haben, wer es war, für den sie sich schlagen wollten.
»Gib ihm eins«, sagte Joho und winkte nach hinten.
Der Wirt schob ihm bereits ein neues Glas Samos hin.
Der Bulle wollte mit der ganzen Lässigkeit, zu der er sich als viel Größerer und auch viel schwerer mir gegenüber verpflichtet fühlte, auf mich losgehen.
Ich blockte den Schlag ab, ohne mehr als den linken Arm zu bewegen.
Er sah mich an, als hätte er ein Fabeltier vor sich. »Paß
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