0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...
beiden Angestellten an der Rezeption gleichzeitig mit Telefonieren beschäftigt waren, huschten sie schnell durch die Eingangshalle und sprangen in einen fahrbereiten Aufzug. Fetterman drückte auf den Knopf mit der Nummer fünfzehn. Der Lift setzte sich umgehend in Bewegung.
Ein paar Sekunden später hielt er wieder. Die Schiebetür glitt automatisch auf. Plant und Fetterman stiegen aus.
Linker und rechter Hand erstreckte sich ein Flur, von dem die einzelnen Wohnungstüren abgingen.
»Okay«, sagte Fetterman, »ich links, du rechts. Und wenn einer kommt - ganz natürlich benehmen, sawy?«
»Bin ja nicht dämlich«, erwiderte Plant. Dann marschierte er nach rechts.
Buzz Fetterman ging den Flur in der entgegengesetzten Richtung hinunter und warf schnelle, prüfende Blicke auf die Namensschilder an den Türen. Nicht alle trugen eins, wie er unwillig zur Kenntnis nehmen mußte. Hoffentlich versteckten sich die Giordanos nicht auch hinter der Anonymität.
Fast hatte er das Ende des Korridors erreicht - bisher ohne Ergebnis. Da hörte er einen Pfiff. Wie es aussah, hatte Plant mehr Glück gehabt.
Fetterman kehrte um. Und dann sah er seinen bulligen Kumpan auch schon winken. Sekunden später war er an seiner Seite.
Ja, da stand es: L.Giordano.
Kevin Plant legte das Ohr an die Türfüllung und lauschte.
»Nichts zu hören«, sagte er anschließend. »Nicht mal ein Trauermarsch.«
»Komiker«, knurrte Fetterman.
Er betrachtete das Türschloß. Es war ein Sicherheitsschloß, daß zu knacken einige Mühe bereiten und auch nicht lautlos über die Bühne gehen würde.
Plant war seinem Blick gefolgt. »Aufmachen?« flüsterte er und schlenkerte die Aktentasche, in der sich allerlei nützliche Utensilien befanden.
»Nein«, erwiderte Fetterman kopfschüttelnd. »Versuchen wir’s erst mal friedlich.«
Kurz entschlossen legte er den Zeigefinger auf den Klingelknopf. Ein unangenehm lautes Läuten wurde hörbar.
Fettermans Herz schlug ein paar Takte schneller als gewöhnlich. Was war, wenn jetzt nicht das Girl, sondern Giordano selbst die Tür aufmachen würde? Die Vorstellung, jetzt gleich in die dämonischen Augen des lebenden Toten blicken zu müssen, ließ ihm den kalten Schweiß ausbrechen.
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um, dachte er. In diesem Augenblick kamen alle seine anfänglichen Bedenken zurück. Im Grunde genommen war es Wahnsinn, sich mit einer Kreatur wie Giordano einzulassen, eine Million Dollar hin, eine Million Dollar her. Plant war verrückt, wenn er glaubte…
Ein spöttischer Blick seines Kumpans traf ihn.
»Hast wieder Schiß, was?« fragte Plant und grinste über das ganze Gesicht. »Dabei liegt überhaupt kein Grund vor. Ist sowieso keiner da.«
So sah es aus. In der Wohnung rührte sich nichts. Und auch hinter dem Spion blieb es hell.
Fetterman klingelte erneut. Plant sollte nicht den Eindruck haben, daß er ein Feigling war.
Nach wie vor regte sich nichts.
»Also doch aufbrechen«, kam Plant auf seinen Vorschlag von kurz zuvor zurück.
Zögernd nickte Fetterman jetzt. Wenn sie Roberta Giordano in ihre Gewalt bringen wollten, dann brachte es große Vorteile, im Inneren der Wohnung auf das Mädchen zu lauem.
Kevin Plant öffnete seine Aktentasche. Bevor er jedoch sein Handwerkszeug hervorholen konnte, gab es eine Störung. Die benachbarte Wohnungstür ging auf. Eine Frau, etwa dreißig Jahre alt und leidlich hübsch, trat in den Flur.
»Zu wem wollen Sie denn?«
Hastig schloß Plant seine Tasche wieder, einen unterdrückten Laut des Unmuts dabei von sich gebend. Buzz Fetterman faßte sich schnell. Jetzt hieß es, sich ganz normal zu verhalten und dabei nach Möglichkeit etwas über den Verbleib Roberta Giordanos zu erfahren.
»Wir wollten zu Miß Giordano«, sagte er und lächelte die Frau freundlich an.
»Miß Giordano ist nicht da!« bekam er zur Antwort. Die Stimme der Frau klang alles andere als höflich.
Fetterman ließ sich dadurch jedoch nicht aus dem Konzept bringen.
»Das haben wir uns fast gedacht«, sagte er ruhig. »Wissen Sie, wann sie zurückkommt?«
»Vorläufig nicht!«
Die Frau sagte das mit einer Bestimmtheit, die vermuten ließ, daß sie Näheres wußte.
»Haben Sie eine Ahnung, wo…?«
»Verreist!« unterbrach die Frau Fettermans Frage.
Sie machte Anstalten, in ihre Wohnung zurückzukehren.
»Einen Augenblick noch, Ma’am«, sagte Fetterman schnell.
Die Nachbarin drehte sich noch einmal um.
»Wir sind alte Freunde von Roberta… äh, von
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