0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...
er war zu nervös, um sich klar auszudrücken.
»Ich weiß, was ihr wollt«, sagte Giordano. »Ihr wollt die Million der Eastem City Bank. Und nur darum habt ihr auch dafür gesorgt, daß ich in diese Welt zurückkehren konnte.«
Kevin Plants Nerven waren besser in Schuß. Er hatte sich jetzt wieder halbwegs gefaßt. Es gelang ihm sogar, ein Grinsen auf sein breitflächiges Gesicht zu zaubern.
»That’s it!« schaltete er sich ein. »Klar, wir wollen die Million. Nicht die ganze, nur unseren Anteil. Und daß wir dich zurückgeholt haben…, war doch verdammt anständig von uns, was, Luke? Wer lebt schon zweimal? Also, sei ein bißchen dankbar, und sag uns, wo du den Zaster hast, okay?«
Im stillen kam Fetterman nicht umhin, seinen Partner in gewisser Weise zu bewundern. Plant sprach mit dem lebenden Toten wie mit einem ganz normalen Menschen.
»Nein!« sagte Luke Giordano.
Plant runzelte die Stirn. »Was heißt, nein? Du bist uns nicht dankbar, daß wir dich…?«
»Die Million«, unterbrach Giordano. »Ihr bekommt sie nicht. Sie gehört meiner Tochter.«
»Das ist verdammt unfair, alter Junge!«
»Dort, wo ich herkomme«, sagte der lebende Tote, »hat ein Begriff wie Fairneß keine Bedeutung. Und außerdem brauchen Tote keine Millionen.«
»Tote? Du meinst…?«
»Ich meine euch!«
Diese drei Worte, ohne besondere Betonung gesprochen, trafen Buzz Fetterman wie ein Hammerschlag. Er hatte es geahnt! Giordano wollte sie töten…
Auch Kevin Plant war blaß geworden.
»Warum, Luke?« fragte er heiser. »Was haben wir dir getan? Okay, wenn du uns nichts von dem Zaster geben willst - einverstanden. Wir können ja noch ’ne andere Bank knacken…«
»Ihr werdet keine andere Bank mehr knacken«, fuhr der Mann aus dem Totenreich dazwischen. »Ihr wißt über mich Bescheid, und darum müßt ihr sterben!«
Luke Giordano hob die Hand und griff nach seiner Brille. Aber Kevin Plant war schneller.
Er stieß einen unartikulierten Schrei aus und ließ seine Rechte unter die linke Achsel fliegen. Sekundenbruchteile später kam die Hand wieder zum Vorschein - mit einer schußbereiten automatischen Pistole.
»Du Hund!« zischte Plant mit verzerrtem Gesicht. »Fahr dahin zurück, wo du hergekommen bist!«
Er drückte ab - einmal, zweimal, dreimal. Feuerzungen zuckten aus dem Lauf der Waffe. Das Echo der Schüsse brach sich an den Betonwänden.
Buzz Fetterman sah, wie das Jackett Giordanos zerfetzt wurde, wie in Höhe des Herzens drei Einschußlöcher entstanden. Jeder normale Mensch wäre auf der Stelle tot zusammengebrochen.
Aber Luke Giordano war kein normaler Mensch mehr. Er brach nicht zusammen, sondern stand so ruhig da, als hätte er nur ein paar lästige Mückenstiche abbekommen.
Entsetzt wurde Buzz Fetterman klar, daß Giordano ganz offensichtlich unverwundbar geworden war.
Einen Toten kann man nicht noch einmal töten! schoß es ihm durch den Kopf.
Plant wollte es noch nicht wahrhaben. Wieder drückte er ab. Aber auch die vierte Kugel hinterließ nicht die geringste Wirkung bei Giordano.
»Gib dir keine Mühe, Plant«, sagte der Unheimliche leidenschaftslos. Dann nahm er seine Brille ab.
Seine Augen, in denen das Feuer der Hölle loderte, richteten sich auf die beiden Männer.
***
Das Haus, in dem Luke Giordano wohnte, war ein modernes Gebäude aus gut ausgeführtem Sichtbeton, Aluminium und Glas. Wenn man dann noch bedachte, daß es in einer bevorzugten Wohnlage lag, dann konnte man sich leicht vorstellen, daß die Mieten eine beträchtliche Höhe erreichten. Giordano mußte ein sehr erfolgreicher Bankräuber gewesen sein.
Bill Fleming betrat das Hochhaus durch den Haupteingang. Wie bei einem komfortablen Apartmentbau dieses Ranges nicht anders zu erwarten war, gab es eine gediegen ausgestattete Eingangshalle mit einer Rezeption. Was den Bau von einer der Nobelherbergen östlich des Central Park in Manhattan unterschied, war eigentlich nur das Fehlen ausgeklügelter Sicherheitsvorkehrungen. Man rechnete hier wohl nicht mit dem Einfall von Banditenhorden aus Harlem oder der Südbronx, wie das in Manhattan gang und gäbe war.
Mußte man wohl auch nicht, dachte Bill ironisch. Wenn die Gangster schon selbst im Hause wohnten…
Er trat an die Rezeption. Einer der beiden Angestellten, ein älterer Mann, der verdammte Ähnlichkeit mit dem typischen Hotelportier hatte, blickte ihn diensteifrig an.
»Sir?«
»Ich möchte zu Giordano.«
Ein Schatten glitt über das Gesicht des Rezeptionisten. Bill
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