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0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

Titel: 0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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hatte den Eindruck, daß ihn der Mann auf einmal mit ganz anderen Augen ansah.
    »Zu Giordano, also. Augenblick…« Der Mann blätterte in einem kleinen Karteikasten. »Apartment 1539«, gab er dann Auskunft. »Fünfzehnter Stock. Soll ich Sie anmelden?« Er griff nach dem Haustelefon.
    »Nicht nötig«, erwiderte Bill. »Aber Sie können etwas anderes für mich tun. Ein paar Informationen…«
    »Ja?«
    Bill beugte sich leicht vor. »Dieser Luke Giordano«, sagte er im Verschwörerton, »ist das der Bankräuber, den man vor ein paar Tagen erschossen hat?«
    Der Rezeptionist blickte ihn ausdruckslos an. »Es ist bei uns nicht üblich, Auskünfte über persönliche Belange unserer Mieter zu geben, Sir.«
    »Verstehe.«
    Bill griff in die Innentasche seines Sakkos und fischte einen Zehn-Dollar-Schein hervor, den er dem Angestellten verstohlen hinhielt. Die Banknote war so schnell verschwunden, daß Bill es kaum mitbekam. Sein Vergleich mit einem Hotelportier hatte hundertprozentig ins Schwarze getroffen.
    »Presse?« fragte der Mann leise.
    Der Einfachheit halber nickte Bill.
    Auch der Rezeptionist beugte sich jetzt vertraulich vor. »Ja«, flüsterte er, »das ist der Giordano! Niemand hat etwas gewußt - jahrelang. Erst als die Polizei… Sie verstehen schon. Giordano galt als Real Estate Agent. Freundlich, seriös, immer großzügig zu mir und meinen Kollegen von der Hausverwaltung. War ein echter Schock für uns. Ein Gangster in unserem Haus! Aber man kann niemandem ins Herz sehen, was?«
    »Da haben Sie recht«, stimmte ihm Bill zu. »Sagen Sie, Giordano wohnte doch sicher nicht alleine hier. Hatte er Familie? Frau und Kinder?«
    »Nur eine Tochter. Die Frau ist tot, glaube ich. Die Tochter - ein reizendes Mädchen, kann ich Ihnen sagen. Roberta heißt sie. Wußte wohl auch nichts vom Doppelleben ihres Daddy. Tut mir leid, das Mädchen, wirklich.«
    »Roberta Giordano wohnt noch hier?«
    »Ja. Allerdings habe ich sie seit ein paar Tagen nicht gesehen. Ist ihr wohl peinlich, sich zu zeigen. Kann man ja verstehen, was? Die Leute…« Der Rezeptionist seufzte.
    Für den Anfang wußte Bill eigentlich genug. Ganz offensichtlich hatte der Rezeptionist keine Ahnung davon, daß Luke Giordano unter Umständen von den Toten auferstanden war. Sonst hätte er sich ganz anders verhalten. Bill beschloß, der Tochter auf den Zahn zu fühlen.
    Er bedankte sich bei seinem Auskunftgeber und ging dann zu den Aufzügen hinüber. Ein paar Augenblicke später befand er sich auf dem Weg nach oben.
    Der Lift hielt im fünfzehnten Stockwerk. Ein Wegweiser informierte Bill darüber, daß er sich nach rechts halten mußte, was er dann auch tat.
    Er war den Korridor gut fünf Yards entlanggegangen, als er auf einmal einen gedämpften Schrei hörte. Anschließlich knallte es dreimal.
    Wie angewurzelt blieb Bill stehen.
    Das waren Schüsse gewesen!
    Von wo…?
    Noch einmal knallte es. Und jetzt wußte Bill, wo die Ursprungsquelle der alarmierenden Geräusche lag: hinter der Eisentür ihm schräg gegenüber.
    Mit zwei schnellen Schritten war er an dieser Tür und riß sie auf.
    Er sah drei Männer. Einer von ihnen wandte ihm den Rücken zu. Die anderen beiden konnte er von vorne sehen, einen Hageren und einen Kräftigen. Letzterer hielt eine Pistole in der Hand, mit der er ganz offenbar auf den dritten geschossen hatte.
    Dieser fuhr jetzt herum.
    Bill zuckte zusammen, als er das Gesicht sah. Es war bleich und starr wie das eines Toten. Nur die Augen lebten darin. Und was für Augen!
    Ganz kurz spürte Bill die Blicke auf sich. Sofort fühlte er sich auf eine unerklärliche Weise schwach. Ihm war, als hätte er gerade einen strapaziösen Marathonlauf hinter sich gebracht. Alles begann, um ihn herum zu verschwimmen. Wie aus weiter Ferne hörte er in seinem Rücken Schrittgeräusche und Stimmen. Andere Hausbewohner anscheinend, die der Lärm aufmerksam gemacht hatte.
    Dann wich der Feuerblick des Mannes wieder von ihm. Das Schwächegefühl wirkte noch nach, aber es verstärkte sich nicht mehr.
    Dämonenaugen!
    Bill war sich ganz sicher. Schon des öfteren hatte er Abgesandten der jenseitigen Welt gegenübergestanden. Er kannte das Feuer, das von den unheiligen Kräften des Bösen gespeist wurde.
    Dieser Mann konnte niemand anderer sein als Luke Giordano, der also tatsächlich aus dem Reich der Toten zurückgekehrt war!
    Jetzt wurde es hektisch.
    Giordano, wenn er es war, machte plötzlich einen Satz nach vorne und warf sich eine abwärts

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