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0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

Titel: 0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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ihn mit unvergleichlichem Horror. Immer wieder mußte er mit Schaudern an die Szene im Treppenhaus des Apartmenthauses in Queens denken. Dieser blonde Kerl hatte ihn und Plant gerettet. Ohne ihn wären sie beide jetzt dort, wo dieser Teufelssohn Giordano hergekommen war.
    »Überleg doch mal, Buzz«, sagte Plant mit der Stimme eines Pfarrers, der einen Ungläubigen bekehren will, »warum ist Giordano in das Haus gekommen? Bestimmt nicht, um sich in sein altes Bett zu legen. Er ist nur wegen seiner Tochter gekommen. Wir liegen also goldrichtig, wenn wir uns das Girl schnappen. Mit Roberta in unserer Gewalt wird Luke weich wie ’n feuchter Keks. Und dann… Mensch, denk an die Million.«
    »Ich denke an Luke«, erwiderte Fetterman mürrisch. »Und ich denke an die Bullen. Mehrere Leute haben uns gesehen. Was ist, wenn uns einer wiedererkennt?«
    »Na und? Ist es vielleicht verboten, die Tochter seines Maklers aufzusuchen? Giordano hat noch Papiere von uns. Die wollten wir wiederhaben!«
    »Und die tote Frau nebenan? Meinst du, McCracken kann nicht zwei und zwei zusammenzählen?«
    Im Lichtschein eines entgegenkommenden Fahrzeugs sah Fetterman, daß sein Kumpan grinste.
    »Etwas zu wissen und es beweisen zu können, sind zwei paar Stiefel. Aus so ’ner Rechnung kommt nicht vier, sondern fünf raus. Und fünf ist meine Glückszahl. Also was?«
    »Wir werden sehen«, sagte Buzz Fetterman düster.
    Den Rest der Fahrt zu dem kleinen Städtchen am Long Island Sound legten die beiden Männer weitgehend schweigend zurück. Kevin Plant bewies seine Nervenstärke, indem er das Autoradio anstellte und die meisten Country-Western-Songs mitpfiff.
    Plant und Fetterman waren kurz nach dem Intermezzo im Haus Giordanos gestartet. Über weite Strecken war die Fahrt sehr zähflüssig gewesen. Die berüchtigte Rush-hour New Yorks fand nicht nur im Zentrum Manhattans statt, sondern auch auf den Ausfallstraßen, die zu den Suburbias führten. So war es doch fast zehn Uhr abends, als der Dodge Greenport erreichte.
    Die beiden Gangster hatten für die Seeromantik des kleinen Städtchens keinen Blick. Die malerischen alten Häuser, die Fischerboote am Strand, die gemütlichen Lokale für die Badegäste - all das interessierte sie nicht. Sie hatten nur ein Ziel - das Hotel Seaside.
    Lange brauchten sie nicht zu suchen. Wie der Name schon andeutete, lag das Haus ganz in der Nähe des Long Island Sound. Es war ein kleines Hotel, das sicherlich kaum mehr als zwanzig Gäste aufnehmen konnte. Der Vordereingang war von der Strandseite aus zu erreichen. Die Hinterfront lag weitgehend im Dunkeln.
    Kevin Plant, der den Wagen ein Stück vor dem Eastside am Straßenrand angehalten hatte, rieb sich die Hände.
    »Mensch, der Kasten ist ja wie gemalt für uns«, freute er sich. »Da kannst du zehn Leute rausholen, ohne daß es ein Aas merkt! Ich sage ja, fünf ist meine Glückszahl. Wie machen wir es? Kleiner Besuch der Polizei, die noch ein paar Fragen an die Tochter des berüchtigten Gangsters hat?«
    »Unter gar keinen Umständen«, widersprach Fetterman. »Keiner darf uns sehen. Willst du, daß bei McCrackens Rechnungen doch noch vier rauskommt?«
    »Nee! Also wie?«
    Buzz Fetterman überlegte kurz.
    »Deine Idee mit der Polizei ist grundsätzlich gut«, sagte er. »Mal sehen, vielleicht können wir sie irgendwie rauslocken. Fahr mal zurück. Dahinten habe ich vorhin ’ne Telefonzelle gesehen.«
    Kevin Plant wendete den Dodge. Kurz darauf hielt er neben der Zelle.
    »Warte hier!«
    Buzz Fetterman stieg aus und zwängte sich ins Innere des Kastens. Die Nummer des Seaside-Hotels entnahm er dem Telefonbuch, das dankenswerterweise auslag. Er wählte und bekam auch binnen kürzester Zeit Anschluß.
    »Miß Giordano, bitte!«
    »Miß… was?« antwortete die Frau im Hotel.
    »Giordano.«
    »Tut mir leid, dieser Name sagt mir nichts. Soll die Dame bei uns wohnen?«
    »Ja…« Buzz Fetterman dachte kurz nach, redete dann weiter. »Warten Sie«, er lachte, »… könnte sein, daß sie incognito bei Ihnen abgestiegen ist.« Krampfhaft versuchte er, sich an das Bild zu erinnern, das ihm Luke Giordano, ganz stolzer Vater, kürzlich mal gezeigt hatte. »Sehr hübsch«, fuhr er fort, »Anfang zwanzig, lange rotblonde Haare. Können Sie mit der Beschreibung etwas anfangen?«
    »Vielleicht meinen Sie Miß Gordon«, erwiderte das Hotelgirl überlegend. »Ist die Dame in Trauer?«
    Buzz Fetterman triumphierte innerlich. In Trauer - das mußte sie sein.
    »Ja«, sagte

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