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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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besonders prächtige Zelte anzeigten, daß ihre Bewohner zu den Anführern des Kreuzzuges gehörten. Geschäftiges Leben und Treiben wimmelte, die Ritter machten sich zum Kampf bereit.
    »Hütet Euch vor Leonardo de Montagne, er führt Übles im Schilde, dünkt mir. Er warf so begehrliche Blicke auf Euer Amulett. Zudem sagt man, daß er seltsame Zauberkräfte besitze, und wäre er nicht der Freund und geheime Berater Gottfried von Bouillon, man hätte ihn längst erschlagen. Nehmt Euch vor ihm in acht.«
    »Ich werd’s beherzigen, Fürst«, versprach Zamorra. Der andere grinste.
    »Nennt mich nicht Fürst«, bat er. »Das bin ich in meiner Heimat. Hier bin ich der Erste meiner Gefährten und will Euer Freund sein.«
    Zamorra ergriff die ausgestreckte Hand. »So sei es«, bekräftigte er.
    Weder er noch andere aus der kleinen Gruppe sahen die scharfen Augen, die sie aus der Ferne beobachteten. Augen, die Mißgunst verstrahlten…
    ***
    Etwa zur gleichen Zeit erwachte auch in der Stadt Jerusalem das Leben. Vom Minarett ertönte der Ruf zum Gebet. Und alle Gläubigen rollten ihre Gebetsteppiche aus, knieten nieder, das Gesicht gen Osten gerichtet, und beteten zu Allah und seinem Propheten Mohammed.
    Auch Achman gehörte zu den Gläubigen. Achman war der Kalif und damit der Herrscher der Stadt und des umliegenden Landes. Erst als sein Gebet beendet war, erhob er sich wieder von dem Teppich, auf dem er gekniet hatte, und rollte ihn selbst zusammen. Es war eine der winzigen Tätigkeiten, die er niemals einem Sklaven überlassen hätte.
    Kalif Achman war noch verhältnismäßig jung. Erst vor wenigen Jahren hatte er Amt und Titel von seinem Vater übernommen, der an einer schweren Krankheit gestorben war. Seit jener Zeit übte Achman die Herrschaft aus und führte sein Volk gut. Dennoch hatte er nicht verhindern können, daß die Giaurs in ihren Eisenkleidern bis vor die Stadt vorgedrungen war.
    Bitterkeit erfaßte ihn, als er an jene Männer aus einem fernen Land dachte, die weißen Teufel, die doch hier nichts, gar nichts zu suchen hatten und dennoch mordend und plündernd immer weiter vordrangen. Ein hartes Lachen entrang sich seiner Kehle, als er an die Erzählungen und Ansprüche dachte, die die fremden Kämpfer von sich gaben. Die Heilige Stadt wollten sie aus den Klauen der Heiden reißen, die Bundeslade verehren, jenen klobigen Kasten, an dem Achman überhaupt nichts Heiliges finden konnte, zumal er schon viele Jahrhunderte alt und total verrottet war. Christen seien sie, behaupteten sie, sie kämpften im Namen ihres Gottes. Es mußte ein eigenartiger Gott sein, der zuließ, daß die weißen Ritter nach den furchtbaren Gemetzeln die Dörfer plünderten, Kinder und Greise niedermachten und die Frauen schändeten. Haß stieg in ihm auf, wenn er daran dachte, und das brennende Verlangen, die Fremden endlich vernichtend zu schlagen, sie förmlich aus der Weltgeschichte hinausfegen zu können. Zuviel Unheil hatten sie schon angerichtet, seit sie aus jenem fernen Land eindrangen, das sie Europa nannten.
    »Allah ist groß, und Mohammed ist sein Prophet«, murmelte der Kalif. »In seinem Namen werden wir siegen. Oh, Allah, gib, daß ich diese räudigen Hunde endlich dorthin schicken kann, wohin sie gehören. In der tiefsten, heißesten Ecke der Dschehenna sollen sie schmoren, diese Mörder, Räuber und Frauenschänder!«
    Langsam ging er über den breiten Korridor seines Palastes, sah zuweilen durch die Spitzbogenfenster hinaus in den Hof. Dann blieb er vor einer schmalen Tür ruckartig stehen.
    Er zögerte, traute sich kaum einzutreten, obwohl er wußte, daß er willkommen war.
    Dann endlich öffnete er die Tür, trat in das prunkvolle Gemach ein.
    Achman besaß nur eine einzige Frau. Sie war schön, jung und begehrenswert, und Achman liebte sie wie nichts anderes in seinem Leben. Stieße ihr etwas zu, er würde sich vor Gram das Leben nehmen. Er wußte nicht, wie er sich ein Leben ohne Alyanah vorstellen sollte.
    Sie sah ihm entgegen. Auf einen leichten, anmutigen Wink ihrer schmalen Hand zogen sich die beiden Zofen in den Nebenraum zurück. Achman schritt auf Alyanah zu, verneigte sich vor ihr.
    »Ich wünsche dir einen guten Morgen, du Stern am Himmel meiner Träume«, flüsterte er. »War dein Schlaf gut?«
    Sie nickte, sah ihn mit leuchtenden Augen an und küßte ihn. In dieser Nacht hatte er nicht bei ihr sein können, zuviel Arbeit hatte auf ihn gewartet. Manchmal wünschte er sich, nicht der Kalif zu sein,

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