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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert
Autoren: Werner Kurt Giesa
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es vor Jahren auf dem Kontinent die sogenannten Contergan-Fälle gab?«
    Bill Fleming legte ihm die Hand auf die Schulter. Der blonde Historiker, Dozent der Harvard University, schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Da sind Sie ganz gewaltig auf dem Holzweg, Mr. Policeman«, sagte er ruhig. Er war durch seine Freundschaft mit Zamorra schon oft in dessen Abenteuer verwickelt worden, hatte eine Art sechsten Sinn für derlei Dinge entwickelt. Nur so mochte es kommen, daß er als einziger das schwache, kaum wahrnehmbare Ziehen in seinem Kopf verspürte. Jenes unglaubliche Wesen tastete auf übersinnlichem Wege nach den Menschen, versuchte, ihre Bewußtseinsinhalte auszuloten…
    Bill trat einen Schritt vor. Längst hatte er erkannt, daß das Wesen ausgepumpt, erschöpft war, daß es nicht fähig war, irgendeinen Angriff zu starten. Dicht vor ihm blieb er stehen, die Hände in den Manteltaschen vergraben. »Hör auf damit«, sagte er leise. »Ich spüre dich. Du verstehst uns. Hör auf. Werbist du?«
    Die Augen des dürren Wesens flackerten. Jetzt, in unmittelbarer Nähe, spürte Fleming deutlich jene Aura des Unheimlichen, des Bösen, die jenes Wesen umwob wie ein Spinnenkokon. Vermochte es nicht zu sprechen?
    »Wir vergeuden unsere Zeit«, stieß Gordon plötzlich hervor, trat einen Schritt vorwärts und wollte das Wesen herumreißen, mit sich zum Wagen ziehen. Doch in einer blitzschnellen Bewegung stoppte Bill ihn. »Warten Sie.«
    Er sah den Dämonen oder die dämonische Kreatur durchdringend an. »Wer bist du? Nenne deinen Namen. Ich bin Bill Fleming, ein Freund von Zamorra!«
    »Zamorra«, kam der klagende Laut etwas pfeifend über die Lippen des Wesens. Es schien, als verspüre es Angst.
    »Chuu«, pfiff es dann kehlig.
    Bill störte sich nicht an den durchbohrenden Blicken, die der Soldat und der Polizist ihm zuwarfen »Du wirst uns folgen, oder du stirbst. Ich habe die Macht, dich zu vernichten«, sagte er kalt.
    »Schluß jetzt«, befahl Gordon energisch. Diesmal hielt ihn Fleming nicht auf. Doch im gleichen Moment geschah das Unfaßbare.
    Als Gordons Hand die Schulter Chuus erfaßte, ihn mit sich zerren wollte, materialisierte der Dämon.
    ***
    Als Gottfried von Bouillon mit seinem Stoßtrupp auf das Stadttor zupreschte, war nicht nur Zamorra, sondern auch Nicole zurückgeblieben. Binnen weniger Augenblicke waren die bekannten Gestalten aus ihrem Gesichtskreis entschwunden, verteilten sich nach überall, um an verschiedenen Punkten anzugreifen. Nicole blieb abwartend zurück und sah an der Mauer empor. Dort standen die Bogenschützen, die Pfeil um Pfeil in das Heer der Ritter schickten, ohne Erfolg.
    Im aufgewirbelten Staub verlor sie auch Zamorra aus den Augen. Dann sank plötzlich dicht neben ihr ein Mann von seinem Pferd. Er war in vollem Galopp herangeprescht und stürzte jetzt schwer in den Sand. Das Pferd raste weiter. Nicole sah die Rüstung aufblitzen. Ein Ritter! Sie erkannte, daß der Mann aus eigener Kraft sich nicht mehr aufzurichten vermochte.
    Rasch stoppte sie ihr Pferd neben ihm und sprang ab, um neben ihm niederzuknien. Da sah sie, daß der Mann sich nie mehr würde erheben können. Das Unglaubliche war geschehen; ein mit besonderer Kraft abgeschossener Pfeil hatte die in diesem Falle dünne Rüstung durchbohrt und war in den Körper des Mannes eingedrungen. Doch nicht der Schuß, sondern der Sturz hatte den Mann gefällt; er hatte sich das Genick gebrochen. Stumpfe, tote Augen sahen Nicole durch das Schlitzvisier an.
    Das Mädchen erschauerte. Der Tod war da, war überall und schlug unerbittlich zu, holte sich seine Opfer. Warum? Warum wurde dieser sinnlose Eroberungskrieg geführt? Dieser Mann hätte noch leben können, wenn nicht…
    Daß sich hinter ihr Gestalten rasch näherten, gewahrte sie erst, als es zu spät war. Plötzlich fiel ein Schatten über sie. Leise knirschte der Sand. Nicole hob den Kopf. Sie vermutete Zamorra in dem Mann. Vielleicht suchte der Geliebte nach ihr.
    »Chef…?« fragte sie.
    Da packten harte Fäuste zu. Unvermittelt fühlte die junge Französin sich emporgerissen. Sie stieß einen überraschten Schrei aus. Drei Männer in Burnussen erkannte sie, die grob zupackten. Einer riß ihr den Dolch aus der Gürtelscheide, ein anderer schwang im gleichen Moment einen langen Säbel, um sie zu enthaupten.
    Das Entsetzen trat in ihre Augen. Jäh begriff sie, daß sie verloren war. Irgendwoher mußten diese Moslems gekommen sein, vielleicht aus einer verborgenen Geheimtür,
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