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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatten beobachtet, wie sie dem Gestürzten zu Hilfe eilen wollte. Und vor allem - daß sie allein war!
    Da fiel jemand dem Säbelschwinger in den Arm. Der dritte Mann hatte Nicole mittlerweise so fest im Griff, daß sie sich nicht mehr zu bewegen vermochte. Heisere Worte wurden gewechselt, der Säbelschwinger ließ die Klinge sinken und trat dicht vor Nicole. Mit einem raschen Griff riß er ihr den Helm vom Kopf. Das blonde Haar wirbelte hervor. Das Mädchen sah, wie die Augen des Anhängers Mohammeds groß wurden. Zwei Finger zogen die Konturen ihres Gesichts nach. Die Finger stanken.
    Dann bellte der Mann ein Kommando. Der zweite packte mit zu, riß ihre Beine hoch. Dann hetzten sie mit ihrer Last davon.
    Sie verschleppen mich! schoß es der Französin durch den Kopf. Eine Entführung! Vielleicht wollen sie mich in einen Harem integrieren…
    Sie strampelte wild, versuchte, um sich zu schlagen und sich zu befreien. Doch sosehr sie sich auch bemühte, ihre letzten Reserven einsetzte, sie vermochte den stählernen Griff ihrer Bezwinger nicht zu sprengen.
    Jetzt sah sie auch, daß sie mit ihrer ersten Vermutung recht behalten hatte. Eine Geheimtür klaffte in der Stadtmauer auf, in der die drei Männer mit ihr verschwanden. Hinter ihr fiel die Tür zu. Schlagartig wurde es dunkel.
    Nicole stöhnte dumpf. Immer noch waren die Fäuste der Männer nicht lockerer geworden, hielten sie unerbittlich fest und schleiften sie mit sich durch die Finsternis. Es war ein Gang, der sich wohl durch die gesamte Länge der Mauer zog und hier und da Türen nach innen und nach außen aufwies.
    Plötzlich verharrten ihre Bezwinger. Sie stießen eine Tür auf und traten wieder ins Freie. Sekundenlang schloß Nicole geblendet die Augen; der Übergang von völliger Finsternis in helles Tageslicht war zu abrupt gekommen.
    Sie befanden sich in der Stadt. Von weither ertönten das Klirren von Waffen, das Dröhnen von Hufen und die aufgeregten Rufe und Schreie von kämpfenden und sterbenden Menschen. Und dann… Ein grollender Donner, weithin hallend, alles übertönend.
    Eine Explosion…?
    Wie erstarrt standen die drei Männer, ihre Köpfe flogen herum in die Richtung, aus der die Explosion ertönt war. Die Griffe lockerten sich.
    Nicole nutzte ihre Chance sofort. Mit einem heftigen Ruck riß sie sich los, begann sofort zu laufen. Doch das Gewicht des ihr ungewohnten Kettenhem-- des behinderte sie. Sie kam nicht so rasch vorwärts, wie sie gern gewollt hätte. Gleichzeitig zuckte das Bewußtsein einer ungeheuren Gefahr in ihr auf.
    Sie befand sich mitten in »Feindesland«. Zwar war jetzt am offenen, langen Haar und dem Gesicht, das von keinem Helm mehr getarnt wurde, deutlich zu erkennen, daß sie eine Frau war, doch sie trug die Panzerung der Ritter, zudem prangte auf ihrem weiten Mantel, den sie über dem Panzerhemd trug, schwarz und gigantisch ein Kreuz. Damit gehörte sie automatisch zu den erbitterten Feinden der Moslems.
    Jeder, der ihr gegenübertrat, würde kaum zögern, sie zu erschlagen. Sie war waffenlos, vermochte sich nicht zu wehren.
    Doch soweit kam es nicht.
    Kaum sprintete sie davon, lösten sich ihre Bezwinger bereits wieder aus ihrer Erstarrung, setzten ihr nach. Und diese Männer wurden nicht behindert, konnten ihr rasch folgen, viel zu rasch.
    Und dann hatten sie sie wieder, hielten sie fest. Sie schlug und trat um sich. Dann aber rangen sie sie nieder.
    Da wußte sie, daß sie verloren war. Jerusalem würde fallen, bald schon würden die Kreuzritter jeden Straßenzug durchkämmen. Doch dann würde es bereits zu spät für sie sein.
    Viel zu spät…
    ***
    »Wo ist Nicole? Was wißt Ihr?« fragte Zamorra, während der Helleber dem Pferd die Sporen gab und das erschöpfte Tier durch die Straßen jagte. Irgendwo vor ihnen kämpften Gottfried und seine Mannen sich in Richtung auf den Palast vor, unaufhaltsam, unbesiegbar wie Kampfmaschinen. Sie ließen eine Kette von Toten und Verletzten zurück, eine Straße, der Wilhelm spielend und unbehelligt folgen konnte.
    »Ich sah sie zuletzt nahe der Mauer«, berichtete Wilhelm. »Dann war sie plötzlich verschwunden. Ihr Pferd und ein toter Ritter waren noch da, und Fußspuren, die zur Mauer führten und vor ihr endeten. Sie muß durch ein Geheimtor entführt worden sein.«
    Zamorra keuchte.
    »Ich muß sie finden, muß ihr helfen«, stöhnte er. Grauenhafte Vorstellungen stiegen in ihm auf. Er wußte nur zu gut, was in dieser bösen, finsteren Zeit mit gefangenen Frauen geschah.

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