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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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waren, hatten sowohl Zamorra als auch Nicole alles Nötige entnehmen können. Sie brauchten sich nicht zu verständigen, auch so wußten sie, um was es ging. Jenes Lager, das vor ihnen lag, war das Lager des ersten Kreuzzuges. Am Horizont erhoben sich die Mauern Jerusalems. Damit wußten sie auch ungefähr, in welcher Epoche sie sich befanden. Der erste Kreuzzug, zu dem Papst Urban aufgerufen hatte, war an seinem Ziel angelangt. Es würde die Eroberung Jerusalems folgen. Demzufolge schrieb man das Jahr 1099 nach Christus, das letzte Jahr des Kreuzzuges. Nach dem Fall der Stadt würde Gottfried von Bouillon das Königreich Jerusalem gründen, die Heilige Stadt war dann wieder in christlicher Hand.
    Zamorra war innerlich gespannt auf die Begegnung mit jenen historischen Figuren. Zugleich fragte er sich, aus welchem Grund das Amulett ihn ausgerechnet in diese Zeit geholt hatte, ihn und Nicole. Er sah keinen Anlaß, in diese ferne Vergangenheit, fast neunhundert Jahre vor seiner Zeit, einzugreifen.
    Immer wieder musterte er die drei Männer. Die auffallendste Erscheinung war dieser Fürst Wilhelm. Er schien keine Vorurteile zu hegen, im Gegensatz zu dem jungen Mann, der seine Hand nicht vom Griff des Dolches löste. Den dritten Mann, der sich nicht von der Seite des Fürsten löste, vermochte er nicht so recht einzuschätzen, aber er glaubte zu bemerken, daß dieser fest zu Wilhelm stand.
    Vor der Versammlung von Rittern blieben sie stehen. Nicole fühlte sich in ihrer dürftigen Bekleidung reichlich unwohl, zumal sie von so vielen Männern angestarrt wurde. Doch sosehr sie auch am Saum ihres Morgenmantels herumzupfte, das vertrackte Ding wurde einfach nicht länger.
    Zamorra schien sich nicht durch das Angestarrtwerden gestört zu fühlen. Er musterte seinerseits den Kreis von Kriegern, der sich immer mehr vergrößerte. Das Lager war gewaltig, die Zahl der Ritter und ihrer Knappen groß. Zamorra wußte nicht, wie viele Ritter den Kreuzzug mitgemacht hatten, so weit reichten seine Geschichtskenntnisse nicht, doch hier mußten sich annähernd siebenhundert Männer versammelt haben.
    Zwei Männer drängten sich durch die Menge nach vorn, ein dritter mit wallendem Bart, der den Gong geschlagen hatte, schloß sich ihnen an. Doch instinktiv spürte Zamorra, daß dieser Alte weniger wichtig war. Die beiden anderen Männer waren interessanter. Der eine groß, herkulisch gebaut und stattlich, der andere klein, schmächtig und mit einem Gesichtsausdruck, den Zamorra nicht auf Anhieb zu deuten vermochte. Doch die Züge kamen ihm bekannt vor. Und mit einem Schlag wußte er, wen er da vor sich hatte. Dieser kleine Mann war kein anderer als Leonardo de Montagne, sein Vorfahr, von dem er das Amulett erhalten hatte!
    Doch - statt diesem Leonardo trug er es selbst auf der Brust, hier bei diesem Zusammentreffen… Irgend etwas war hier faul, stimmte nicht!
    Bevor der Hüne das Wort ergreifen konnte, nickte Zamorra seinem Vorfahren freundlich zu. »Ich grüße Euch, Leonardo de Montagne!« sagte er.
    Der Hüne wie auch Leonardo zeigten Erstaunen. »Ihr kennt Euch?« fragte der Große betroffen.
    »Er mich anscheinend, ich ihn aber nicht«, sagte Leonardo mit tiefer Stimme, die so gar nicht zu seinem schmächtigen Körper zu passen schien.
    »Es ist fürwahr eine lange Geschichte«, murmelte Zamorra. »Doch ist hier nicht der rechte Ort, sie zu erklären, und Ihr würdet mir doch nicht glauben.«
    Der Große ergriff jetzt das Wort. Er trug einen weißen Umhang und einen ledernen Brustharnisch; er war einer der wenigen, der zu dieser frühen Morgenstunde schon vollständig angekleidet war und auch nicht übemächtigt aussah. »Ich bin Gottfried von Bouillon. Wer seid Ihr, was wollt Ihr?« fragte er knapp.
    Zamorra lächelte.
    »Das fragte Fürst Wilhelm auch bereits, leider blieb ich ihm durch widrige Umstände bisher die Antwort schuldig«, entgegnete er. Ihm entging nicht, daß sich Gottfried von Bouillons Gesicht beim Erwähnen des Namens Wilhelm verdüsterte. Offensichtlich lag hier ein Spannungsverhältnis vor, das der Professor noch nicht auszuloten vermochte. »Das ist Nicole Duval, ich bin Zamorra. Wir wurden durch widrige Umstände in diese Gegend verschlagen, von den Muselmanen überfallen und«, er deutete auf Nicole und sich, »trotz unserer heftigen Gegenwehr ausgeraubt. Glücklicherweise stießen wir auf Euch und hoffen auf Eure Hilfe.«
    Gottfried von Bouillon nickte. Seinem Gesicht war nicht abzulesen, was er dachte, ob er

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