0124 - Die Mörder-Blumen
wirklich böse, wenn er so etwas sieht.«
»Glaubt er denn nicht an den lieben Gott?« fragte Julie in ihrer völlig naiven und kindlichen Art.
Die Weiber zuckten zurück, als das Wort Gott fiel. Das konnten sie nicht vertragen.
Ich warf Suko einen Blick zu.
Der Chinese nickte, er hatte verstanden. Diese Frauen würden uns schon den Weg zeigen.
»Nimm endlich das verdammte Ding ab!« zischte die Schwarzhaarige.
Julie schluckte. »Warum seid ihr denn so böse? Ich habe euch doch nichts getan?«
»Wirklich nicht?« Beide Frauen lächelten, und während sie die Lippen zurückzogen, sahen wir die spitzen Vampirzähne.
Ja, sie waren Blutsaugerinnen!
In mir spannte sich etwas. Vampire, Werwölfe, Ghouls, all diese verdammten Bestien wirkten auf mich wie das rote Tuch bei einem wütenden Stier.
Wir erhoben uns.
Julie sah zwar die Zähne, doch sie dachte sich anscheinend nichts dabei. Sie gab sogar nach.
»Gut«, sagte sie mit ihrer hohen Stimme. »Ich nehme das Kreuz ab, möchte aber nicht, daß ihr meiner Großmutter etwas sagt.«
»Ganz bestimmt nicht«, versprachen die Frauen.
Julie hob ihre Hände und griff nach hinten in ihren Nacken, wo sie die schmale Kette umfaßte.
Das war unser Startsignal.
Suko und ich sprangen gleichzeitig hoch und zogen synchron unsere Berettas.
»Einen Moment noch«, sagte ich und war mit ein paar blitzschnellen Sprüngen bei den Frauen und der kleinen Julie…
***
Sekundenlang schien die Stille des Waldes wie eine Wand zwischen den Bäumen zu stehen.
Grillo und Gorman rührten sich nicht. Sie blieben stehen, ebenso wie die Detektivin.
Nach einer Weile – es mochten vielleicht zehn Sekunden vergangen sein – lachte Grillo auf.
»Hören Sie mal, Mr. Unbekannt, sind Sie lebensmüde?«
»Nein, das nicht. Aber ihr seid lebensmüde, wenn ihr das Mädchen nicht gehenlaßt.«
»Wer sind Sie?« fragte Grillo.
»Ich bewache das Tor im Felsen.«
»Gehören Sie zu uns?«
»Bestimmt nicht.«
»Hm.« Grillo dachte nach. »Darf ich mich umdrehen, Mr. Unbekannt?«
»Nein.«
»Haben Sie Angst? Ich dachte, Sie wären Ihrer Sache so ungeheuer sicher.«
»Bin ich auch. Aber ich sehe lieber eure Rücken als die Vorderseiten.«
»Sie würden uns auch in den Rücken schießen?« stellte Gabriel Grillo fest.
Der Bürgermeister überlegte einige Sekunden. Dann sagte er:
»Wenn es sein muß, ja.«
»Sie wären ein Mörder.«
»Hier geht es um die Sache. Sie wollen die blonde Frau in den Tod schicken, ich kann es nicht zulassen.«
Jane hatte sich herumgedreht. Sie konnte zwischen Grillo und Gorman hindurchschauen und erblickte den Bürgermeister, der seine Schrotflinte mit dem Kolben in die Armbeuge gepreßt hielt. Er machte einen sehr sicheren Eindruck. Aber er hatte zwei Gegner vor sich. Gefährliche Männer, zu allem entschlossen.
»Kommen Sie, Miß«, sagte der Bürgermeister. »Gehen Sie vorsichtig zur Seite.«
Jane nickte. Noch immer hatte sie gegen die Übelkeit zu kämpfen, doch sie beherrschte sich. Sie unterdrückte das Würgegefühl.
Schritt für Schritt bewegte sie sich zur Seite. Ihren Blick hatte sie dabei auf die beiden Männer gerichtet.
Gorman verfolgte sie mit kalten, mörderischen Blicken. In seinen Augen las Jane den Tod.
Auch Grillo blickte nicht gerade freundlich. Er hatte die Lippen fest zusammengekniffen und atmete scharf durch die Nase. Welche Gedanken hinter seiner Stirn tobten, war leicht auszurechnen.
Fuller war sicher, daß beide Männer nur auf eine Chance lauerten, um ihn zu überwältigen. Deshalb durfte er sich nicht den geringsten Fehler erlauben.
Jane Collins befand sich inzwischen auf gleicher Höhe mit Gorman. Sie war noch immer nicht richtig auf dem Damm, sah die Bäume manchmal doppelt, und auch der Boden bewegte sich des öfteren unter ihren Füßen, wo er zu einem wogenden Meer wurde.
Normalerweise hätte Jane den kleinen Erdbuckel gesehen, der aus dem Boden wuchs.
Jetzt jedoch nicht.
Sie trat mit der Fußspitze dagegen und stolperte. In ihrem Zustand war das für Jane Collins ein Unglück. Sie konnte sich nicht mehr halten und kippte nach vorn.
Diese Bewegung sah auch der Bürgermeister. Automatisch folgte er mit seinen Blicken, sein Kopf ruckte sogar herum, und diese Chance nahm Gorman wahr.
Plötzlich ließ er sich fallen. Dies geschah wirklich mit einer affenartigen Geschwindigkeit. Er hatte kaum den Boden berührt, als er schon zur Seite schnellte und seine langen Arme streckte.
Jane hatte keine Chance. Die Hände krallten
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