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0125 - Der Teufel aus dem Orient

0125 - Der Teufel aus dem Orient

Titel: 0125 - Der Teufel aus dem Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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beugte sich etwas vor. Der Druck blieb.
    Ungläubig wandte er den Kopf.
    »Ksch!« zischte jemand. »Was tust du hier?«
    Zamorra musterte den Mann, der ihm die Spitze eines Dolches gegen den Rücken preßte. Ein kleiner, dicker Mann mit vor Fett fast zugewachsenen Augen. Er trug kostbare Kleidung, die eigentlich überhaupt nicht in diese Gasse paßte. Auf dem Kopf saß ein roter Fez. Ein Türke.
    Schmelztiegel der Nationen, dachte Zamorra. Jerusalem wird also von Gastarbeitern überflutet!
    Doch wie ein Arbeiter sah der Mann nicht aus, im Gegenteil. Die breite, purpurrote Schärpe um seinen Oberkörper war mit Diamantsplittem besetzt. Jetzt erkannte Zamorra in der Tür zwei riesige Negersklaven, deren Muskelpakete offenbar darauf warteten, in Tätigkeit gesetzt zu werden.
    Die ungebetenen Gäste mußten das kleine, leere Häuschen betreten haben, während sein Geist auf Reisen war, während er sich in Nicole aufhielt.
    Er entsann sich, daß der fette Türke ihn geduzt hatte, wie man es in dieser Zeit nur unter sehr guten Freunden oder als Edler zu einem weniger Edlen zu tun pflegte. Da Zamorra sich nicht erinnern konnte, ein sehr guter Freund des Fetten zu sein, mußte also die zweite Annahme richtig sein.
    Das brauchte er sich doch nicht bieten zu lassen.
    »Wie wäre es, wenn du deinen Dolch woanders hinhieltest, Bruder des Küchenchefs?« fragte er an, seinem Oberkörper eine halbe Drehung gebend.
    »Was erdreistest du dich?« zischte der Türke. »Nakomi, Ngulla - packt ihn!«
    Schneller als Zamorra zu reagieren vermochte, waren die beiden riesigen Negersklaven plötzlich neben ihm, ergriffen ihn und rissen ihn aus seiner hockenden Haltung empor. Der Dicke blieb vor ihm stehen, sah zu ihm auf und drückte ihm die Dolchspitze jetzt an die Kehle.
    »Also, noch einmal: Was tust du hier?«
    Die grauen Augen des Professors fraßen sich an seinem Gegenüber förmlich fest. »Das Haus stand leer, außerdem hast du es versäumt, dich mir vorzustellen. Ich glaube nicht, daß ich dir Rechenschaft schuldig bin, Dicker!«
    Die schwammigen Gesichtszüge verhärteten sich etwas.
    »Mir gehört die Straße!« bellte er. »Und du wirst sprechen!«
    Zamorra grinste innerlich. Längst hatte er seine Chancen durchkalkuliert und für gut befunden. Er hatte sich im Griff der beiden Sklaven ruhig verhalten, so daß deren zupackende Hände leichter geworden waren.
    Jetzt aber gab er sich einen heftigen Ruck. Blitzschnell entwand er sich dem Griff der beiden Neger, schnellte sich nach hinten und entkam dadurch der Dolchspitze. Als die beiden Sklaven herumschnellten, um ihn wieder zu ergreifen, liefen sie genau in seine ausgestreckten Fäuste.
    Und Zamorra besaß einen sauberen Schlag! Dafür befand er sich ständig im Training, brachte jeden Tag, den er sich auf Schloß Montagne aufhielt, mindestens eine Stunde im Fitneß-Center zu und exerzierte verschiedene Kampfsportarten und Körpertraining durch. Dumpf gurgelnd brachen seine beiden Gegner zusammen.
    Zamorras Hand glitt unter den Burnus, tastete nach dem Dolch und riß ihn aus der Scheide.
    »So, Dicker, was ist nun? Bist du immer noch der Beherrscher der Welt?«
    Den Türken verließ der Mut. Als er sah, wie der Fremde mit seinen beiden Leibwächtern umsprang, hielt er es für ratsam, etwas zurückzustecken. Er schob seinen eigenen Dolch zögernd in die Scheide zurück.
    »Wer bist du?« stieß er hervor.
    »Ich bin Zamorra«, erklärte Zamorra. »Und du?«
    In den Augen des Dicken flackerte es. »Mir gehört diese Straße«, stieß er zwischen zusammengepreßten Lippen hervor. »Ich bin Marduz.«
    Der Meister des Übersinnlichen nickte. »Schön. Ein Türke, dem in Jerusalem eine Straße gehört? Wer’s dir glaubt, mag selig werden, und den Kalifen wird es interessieren, Allah schütze ihn.«
    »Was tust du hier?« fragte Marduz erneut.
    »Ich ruhte mich aus«, erwiderte er. »Aber wenn dir diese Straße gehört, wirst du die Stadt wohl sehr gut kennen. Sag, kennst du diesen Raum?« Und er beschrieb dem Türken jene Kammer, in der Nicole gebrandmarkt worden war.
    Marduz fuhr zusammen.
    »Mein Haus…?« kam es über seine Lippen. »Du - du warst in meinem Haus?«
    Zamorra stieß pfeifend die Luft aus. Wie das zusammenpaßte! Konnte das denn noch Zufall sein? Oder steckte etwas anderes dahinter, war dies alles Teil eines großangelegten Dämonenspiels, war die Falle bereits im Begriff zuzuschnappen?
    »Ich war nicht in deinem Haus«, erwiderte Zamorra knapp. »Aber vielleicht hat

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