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0125 - Der Teufel aus dem Orient

0125 - Der Teufel aus dem Orient

Titel: 0125 - Der Teufel aus dem Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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überlegte. »Es ist möglich… Er könnte… Aber nein, das kann nicht sein. So rasch gibt er sich nicht zu erkennen, nicht auf diese Weise. Dafür ist er zu zurückhaltend…«
    »Von wem sprichst du?« drängte sie.
    Bill rutschte unbehaglich in seinem Sessel herum. Er sah starr an ihr vorbei, als er antwortete.
    »Merlin, der Zauberer von Avalon…«
    ***
    Sie war vierundzwanzig Jahre alt, stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität und verfügte über ein normalerweise recht ausgeprägtes Selbstbewußtsein. Erst die beiden rasch aufeinanderfolgenden Unfälle und dann der Wahrtraum im Schloß hatten begonnen, dieses Selbstbewußtsein anzukratzen, sie zu einem etwas hilflos wirkenden weiblichen Geschöpf zu machen, das sich nach Schutz und Hilfe sehnte.
    Dennoch verarbeitete sie Bills Worte regungslos.
    Sie musterte ihn, diesen blonden Mann, dessen Gesichtszüge plötzlich verhärteten, einen stahlharten Kämpfer aus ihm werden ließen. Etwas war an ihm, das wie pausenlose Funken zu ihr übersprang. Er faszinierte sie auf eine geheimnisvolle Weise. Sie fühlte sich versucht, zu ihm zu gehen und diesen schmallippigen Mund zu küssen, ihn zu öffnen… Vertrauen war plötzlich zwischen ihnen, grenzenloses Vertrauen, das nicht mehr zuließ, daß sie seine Worte auch nur sekundenlang anzweifelte.
    Er drehte den Kopf und sah sie fragend an.
    »Du lachst nicht? Du hältst mich nicht für einen Fantasten, einen Spinner?«
    Manuela schwieg. Sie überlegte. Was hatte er gesagt? Sie hatte einen Wahrtraum gehabt, hatte fremdartige, nicht menschliche Dinge gesehen. Er wußte, wovon sie sprach, kannte das alles…, sagte er. Es sollte wirklich existieren. Und Merlin… Sie wußte nur, daß er im sechsten Jahrhundert am Hofe des legendären König Artus gelebt haben sollte. Merlin, der Zauberer…
    »Ich glaube dir«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum, aber ich glaube es dir. Das muß genügen.«
    Sie fühlte seine Erleichterung fast körperlich. Seine Gestalt straffte sich. Er führte das Glas mit dem jetzt wohltemperierten Cognac an die Lippen…
    Und fuhr entsetzt zusammen!
    Schnellte aus dem Sitz hoch. Etwas von der goldbraunen Flüssigkeit schwappte über, spritzte auf den Teppich. Es zischte leise, und dort, wo die Tropfen den Boden berührt hatten, entstanden schwarze Flecken. Es roch scharf.
    Manuela fuhr ebenfalls aus dem Sessel hoch. Sie sah in Bills bleiches Gesicht. Er hatte den Schwenker auf den Tisch zurückgesetzt, war zurückgewichen.
    »Säure…«, flüsterte er entgeistert. »Säure…«
    Plötzlich war Raffael da. Lautlos wie immer trat er aus dem Hintergrund. Bill sah ihn kommen. »Raffael, was haben Sie uns da eingeschenkt? Wollen Sie uns ermorden? Ich roch es gerade noch rechtzeitig, im letzten Moment! Eingefärbte Salzsäure…«
    Raffael blieb gelassen.
    »Ich nahm den Cognac aus der Hausbar, dorther, wo er immer steht. Die Flasche war angebrochen, Monsieur. Es ist mir unbegreiflich…«
    Er starrte auf die Flecken, die die Säure gefressen hatte, die Löcher im Teppich. »Mon Dieu, wenn Sie getrunken hätten…«
    »Der schöne Teppich…«, flüsterte Manuela. Sie sah zum Tischchen. Auch vor ihr hatte ein Glas mit diesem teuflischen Gebräu gestanden. Erst jetzt begriff sie, in welcher Gefahr sie geschwebt hatten.
    »Die Flasche, Raffael. Moment«, sagte Bill plötzlich energisch. Er setzte sich in Bewegung, ging zur Hausbar und öffnete das Fach. Mit geschicktem Griff holte er die Flasche hervor. »Diese?«
    Raffael nickte nur. Seine Rechte kroch langsam über seine Weste aufwärts zur Kehle. »Ich schwöre Ihnen, daß ich…«
    Bill winkte ab. Er nahm ein frisches Glas, füllte es und warf dann ein zusammengeknülltes Blatt Papier hinein.
    Es blieb unverändert Vorsichtig fischte er es wieder heraus, glitt mit dem Finger über das nasse Papier. Er spürte nichts. Kein Brennen, kein Säurefraß. Weder Finger noch Papier wurden beschädigt.
    Er schloß das Kühlfach wieder.
    »Der Cognac ist in den Gläsern verwandelt worden«, sagte er dumpf. »Der Unheimliche, der mich töten will, ist im Schloß.«
    Seine Worte tropften zäh und schwer in die Stille des Salons. Sie klangen wie die Vorankündigung eines drohenden Verhängnisses…
    ***
    Zamorra konzentrierte sich. Er hatte sich im Schneidersitz auf dem kahlen Boden niedergelassen und versuchte nun, auf irgendeine Art und Weise mit Nicole in Kontakt zu kommen.
    Der Armreif sollte ihm helfen.
    Es hätte idealere Medien gegeben. Doch

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